Aufgaben und Tätigkeiten kompakt
Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden fertigen z.B. liturgische und profane Gefäße, Leuchter, Besteck aber auch Schmuck aus Silber oder unedlen Metallen wie Kupfer oder Messing, die sie z.T. versilbern. Sie arbeiten nach eigenen Entwürfen, Vorlagen oder Kundenwünschen. Das Material, z.B. Silberbleche, bringen sie beispielsweise durch Schmieden, Hämmern, Abkanten oder Gießen in die gewünschte Form. Sie fügen Gegenstände z.B. durch Löten zusammen und bringen Verschlüsse, Deckel oder Bewegungsmechaniken an, z.B. für Etuis oder Dosen. Die Oberflächen gestalten sie durch Schleifen, Polieren, Ziselieren, Emaillieren oder durch Auflöten von Drähten oder Blechen. Neben Neuanfertigungen reparieren sie Silberobjekte oder arbeiten sie um. In der Industrie werden Silberwaren teilweise maschinell und in Serie produziert. Hier stellen Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden Modelle her, stellen Maschinen ein und überwachen die Fertigung.
Aufgaben und Tätigkeiten (Beschreibung)
Worum geht es?
Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden entwerfen, gestalten, fertigen und reparieren im Handwerk Gegenstände aus Silber bzw. Silberlegierungen in Kleinserien oder als Einzelanfertigungen. In der Industrie stellen sie Silbererzeugnisse maschinengestützt in größeren Serien her.
Entwurf und Konstruktion
Ob Kelche, Vasen, Schalen, Kerzenleuchter, Kannen, Becher, Besteck oder Schmuck - zunächst erkundigen sich Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden nach den Wünschen und Vorstellungen der Kunden. Soll die Form sachlich oder ausgefallen sein? Ist eine glatte Oberfläche gewünscht oder darf man die Hammerschläge noch sehen? Sollen Teile oder das ganze Objekt mit Email verziert oder vergoldet werden? Sind alle Fragen geklärt, fertigen die Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen Skizzen an und konstruieren schließlich am Computer 2-D- oder 3-D-Modelle, damit die Kunden eine Vorstellung davon erhalten, wie das fertige Schmuckstück aussehen kann. Je nach Erzeugnis bzw. Arbeitssituation, z.B. in der Schmuckindustrie, fertigen sie auch Modelle im 3-D-Druckverfahren an. Für den maßgetreuen Zuschnitt bzw. das Aussägen von Blechen stellen sie Schablonen aus Papier oder Pappe her.
Silber und andere Metalle be- und -verarbeiten
Je nach Erzeugnis wenden sie unterschiedliche Metallbearbeitungsverfahren an. Zur Herstellung von Besteckteilen schmelzen sie die benötigte Menge an Silber und gießen die heißflüssige Masse in Formen. Nach dem Abkühlen nehmen sie die Werkstücke aus der Form und hämmern sie flach. Dabei muss das Material immer wieder erwärmt werden, um bearbeitbar zu bleiben. Bei der Herstellung von Hohlkörpern schneiden oder sägen sie Bleche aus und hämmern sie dann z.B. über eisernen Zargenriegeln in passender Größe in Form. Ist die Rundung erreicht, löten sie die Körper zusammen. Ringe werden z.B. auf Ringeisen durch Hämmern in die passende Größe und die perfekte Rundung gebracht.
Bestehen Erzeugnisse aus mehreren Teilen fügen Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden diese durch Löten, Nieten, Kleben oder mit Metallstiften zusammen, löten Henkel und Tüllen an und bearbeiten Kanten. Auch Verschlüsse und Mechaniken bringen sie an, z.B. kleine Scharniere für Deckel oder Etui-Verschlüsse und -Scharniere.
Oberflächen gestalten
Sie schleifen und polieren Oberflächen, mattieren sie oder bringen durch Ätzen, Punzieren oder Ziselieren Verzierungen an. Gegebenenfalls gestalten sie Oberflächen auch durch Auflöten von Drähten und Blechen. Werkstücke, die sich beim Löten oder Erhitzen verfärbt haben, behandeln sie mit speziellen Beizen. Gegebenenfalls vergolden - oder versilbern - sie Gegenstände auch in galvanischen Bädern.
Durch Emaillieren können sie Teile von Werkstücken, komplette Objekte oder Schmuckstücke farbig gestalten. Schichtweise bringen sie Emailpulver oder zähflüssige Emaillösungen auf und brennen die Werkstücke in speziellen Öfen. Nach dem Erkalten werden gegebenenfalls weitere Schichten aufgetragen und gebrannt. Oft sind die Emailschichten transparent, sodass sich das Licht durch 8 bis 10 verschiedenfarbige Schichten bricht und das Silber reflektiert. Bei der sogenannten Cloisonnétechnik versehen die Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen das Email mit feinen Gold- oder Silberdrähten.
Reparieren und Umarbeiten
Sie weiten Ringe, löten abgebrochene Verschlüsse und Henkel wieder an und bessern beschädigte Emailverzierungen aus. Außerdem reinigen sie Silberobjekte schonend und polieren zerkratzte Oberflächen. Auf Wunsch arbeiten sie Objekte auch um und fertigen aus nie benutzten Bechern z.B. Kerzenständer.
Industrielle Fertigung
Für die maschinelle Fertigung von Silberwaren, z.B. Besteck oder Silberschmuck, stellen Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden Maschinenwerkzeuge her, Formen für den Metallguss und Modelle. Für deren Herstellung setzen sie auch additive Verfahren ein, d.h. sie stellen Modelle durch 3-D-Druck her. Mithilfe von CAD-Software konstruieren sie Objekte und übermitteln die Datensätze an die Steuerungen der jeweiligen Fertigungsmaschinen. Sie richten die Maschinen ein, nehmen sie in Betrieb, überwachen die Fertigungsprozesse und arbeiten fertige Werkstücke gegebenenfalls von Hand nach.
Aufgaben und Tätigkeiten im Einzelnen
-
Kunden beraten, Kundenwünsche und -anforderungen ermitteln
-
Angebote und Kostenvoranschläge erstellen
-
Silberschmuck und Gerät entwerfen, Skizzen und Entwurfszeichnungen anfertigen
-
2-D- und 3-D-Modelle am Computer anfertigen
-
Schablonen anfertigen
-
Metall (Silber, Messing, Kupfer und andere Metalle) ver- und bearbeiten
-
Metallbleche mit Hand-, Hebel- oder Tafelscheren nach Schablonen zuschneiden
-
Bleche umformen, z.B. durch Hämmern (z.B. zum Ausformen von Hohlkörpern) auf Ambossen, Treibunterlagen aus Holz
-
Ausbauchungen durch Formen herausarbeiten, Hohlkörper durch Hämmern ausformen
-
Metalle weichglühen
-
Werkstücke schmieden (mit Hämmern unterschiedlicher Formen und Gewichte strecken oder treiben)
-
Silber und Silberlegierungen schmelzen und in Formen gießen
-
Erzeugnisse, die aus mehreren Teilen bestehen, montieren, Mechaniken und Verschlüsse anbringen
-
Werkstücke durch Stechen, Granulieren, Ziselieren oder Ätzen verzieren
-
Zargen, Fassungen, Verschlüsse anfertigen
-
Werkstücke feinschleifen, reinigen, beizen, polieren und galvanisieren
-
Werkstücke emaillieren
-
Emailträger vorbereiten (ätzen, bürsten, waschen, trocknen)
-
Emailpulver oder -schlicker für Opak-, Transparent- und Opalemail auftragen, für jede Farbe einzeln
-
Schicht für Schicht im Brennofen brennen, nach dem Erkalten jeweils die nächste Farbe auftragen
-
Emailoberflächen behandeln (z.B. schleifen, polieren, feilen oder mit Gold-/Silberdrähten verzieren
-
Silberschmuck herstellen
-
Kettenglieder oder Bleche für Ringe biegen
-
Kettenglieder durch Ineinanderhängen, Aneinanderlöten und Verflechten verbinden
-
Ringe auf Ringeisen in Form hämmern und ggf. verlöten
-
Verschlüsse anbringen
-
Oberflächen gestalten, gegebenenfalls auch Emaillieren
-
Gerät und Schmuck umarbeiten und reparieren
-
Schmuckstücke und Geräte z.B. durch Ultraschall oder chemische Bäder reinigen, zerkratze Oberflächen polieren
-
Objekte restaurieren
-
Silberwaren und Schmuckstücke nach Kundenwünschen umarbeiten
-
Silberwaren industriell herstellen
-
Musterstücke und Modelle für die Serienfertigung herstellen
-
CAD-Konstruktionen anfertigen, Daten an Fertigungsmaschinen übermitteln
-
Maschinen einrichten, in Betrieb nehmen und überwachen
-
fertige Produkte gegebenenfalls nacharbeiten und montieren
Verdienst/Einkommen
Beispielhafte tarifliche Bruttogrundvergütung (monatlich): € 3.592
Quelle:
IG Metall
Hinweis: Diese Angaben dienen der Orientierung. Ansprüche können daraus nicht abgeleitet werden.
Verdienst/Einkommen
Das Einkommen von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen hängt von der Aus- und Weiterbildung, Berufserfahrung und Verantwortlichkeit ab, aber auch von den jeweiligen Anforderungen des Berufs, von Branche, Region und Betrieb. Die Höhe richtet sich in tarifgebundenen Betrieben nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Nicht tarifgebundene Betriebe können ihre Mitarbeiter/innen in Anlehnung an entsprechende Tarifverträge entlohnen.
Weitere Informationen über Einkommensmöglichkeiten:
Tätigkeitsbezeichnungen
Frühere Berufsbezeichnung
Vergleichbare Berufsbezeichnungen im deutschsprachigen Ausland
Schweiz
Österreich
Berufsbezeichnung in englischer Sprache
Berufsbezeichnung in französischer Sprache
Quelle der fremdsprachigen Berufsbezeichnungen: Bundesinstitut für Berufsbildung, Europass-Zeugniserläuterungen
Arbeitsorte
Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden arbeiten in erster Linie
Darüber hinaus arbeiten sie ggf. auch
Arbeitssituation
Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden gehen mit Maschinen wie Schmelz- und Gießanlagen, Glühöfen, Schleif- und Poliermaschinen um, aber auch mit Handwerkzeugen wie Sticheln, Zangen und Feilen. In Industriebetrieben arbeiten sie meist mit Produktionsmaschinen zur Serienfertigung. Am Computer fertigen sie Entwürfe und Zeichnungen an und setzen dabei CAD-Programme ein. Je nach Tätigkeit tragen sie Schutzkleidung, zum Beispiel Schutzhandschuhe, Schutzbrille und Arbeitskittel. Sie sind vor allem in Werkstätten bzw. Produktionshallen tätig. Dort ist es häufig laut, und Polierstaub sowie die Gerüche von Schleif- und Reinigungsmitteln liegen in der Luft. Insbesondere in der industriellen Schmuckwarenherstellung ist Schichtarbeit möglich. An kleinere Werkstätten ist häufig ein Ladengeschäft angeschlossen. Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden beraten dort Kunden, verkaufen Produkte oder nehmen Aufträge entgegen.
Bei der Herstellung von Gegenständen aus Silber benötigen sie Geschicklichkeit, eine ruhige Hand, eine sorgfältige Arbeitsweise, eine gute Beobachtungsgabe sowie Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit zum Teil hohen Sachwerten. Zeichnerische Fähigkeiten und Sinn für Ästhetik sind unerlässlich. Präzise führen Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden Feinarbeiten an kleinsten Schmuckelementen durch. Serviceorientiert sowie mit gutem Gespür für Erwartungen und Wünsche beraten sie ihre Kunden und entwerfen beispielsweise Einzelanfertigungen oder restaurieren Silberwaren originalgetreu.
Arbeitsbedingungen im Einzelnen
-
Handarbeit (z.B. Metalle mit Hand-, Hebel- oder Tafelscheren zuschneiden; Artikel mit Schmuck- oder Edelsteinen besetzen; Ringe oder Armreifen in Form schleifen und feilen)
-
Arbeit mit technischen Geräten, Maschinen und Anlagen (z.B. kleine Schmelzöfen, Schleif- und Poliermaschinen in Handwerksbetrieben; Produktionsmaschinen zur Serienfertigung in der Industrie)
-
Tragen von Schutzkleidung, -ausrüstung (z.B. Schutzhandschuhe, Schutzbrille, Arbeitskittel)
-
Arbeit in Werkstätten, Werk-/Produktionshallen (kleine Werkstätten im Handwerk; größere Produktionshallen in der Industrie)
-
Arbeit in Verkaufsräumen (z.B. in an Handwerksbetriebe angrenzende Juwelierläden)
-
Arbeit bei Rauch, Staub, Gasen, Dämpfen (z.B. Dämpfe von Reinigungslösungen, Beiz- und Ätzmitteln)
-
Arbeit unter Geruchseinfluss (z.B. beim Löten, durch Spezialkleber oder Reinigungslösungen)
-
Schichtarbeit (z.T. bei einer Tätigkeit in der Industrie)
-
Präzisions-, Feinarbeit (z.B. bei der Schmuckherstellung zierliche Verschlüsse mit kleinen Zangen biegen; winzige Ösen löten)
-
Kundenkontakt (z.B. in Handwerksbetrieben Kunden beraten und Verkaufsgespräche führen)
Arbeitsgegenstände/Arbeitsmittel
Produkte, z.B.: Zier-, Gebrauchsgegenstände, sakrale Objekte, Schmuck
Werkstoffe, z.B.: Silber, Kupfer, Messing, Email, Schmuck-, Edelsteine
Hilfsstoffe, z.B.: Reinigungs-, Poliermittel, Beizen, Säuren
Anlagen, Maschinen, Geräte und Software, z.B.: Schmelz- und Gießanlagen, Glühöfen, galvanische Bäder, Schleif- und Poliermaschinen, Ätz- und Laserschweißgeräte, Ultraschallgeräte, Lötpistolen, 3-D-Drucker, PC, CAD-Programme
Werkzeuge, z.B.: Stichel, Zangen, Hämmer, Feilen, Ambosse, Zeichenutensilien
Unterlagen und Software, z.B.: Entwurfsskizzen und -zeichnungen, Auftrags- und Angebotsunterlagen
Arbeitsbereiche/Branchen
Gold- und Silberschmiede und -schmiedinnen der Fachrichtung Silberschmieden finden Beschäftigung
-
in handwerklichen Silberschmiedewerkstätten
-
in der Silberwaren herstellenden Industrie
-
in Restaurierungswerkstätten
-
in Juweliergeschäften
-
in Pfand- bzw. Auktionshäusern
Branchen im Einzelnen
-
Schmuckwaren
-
Herstellung von Schmuck, Gold- und Silberschmiedewaren, ohne Fantasieschmuck, z.B. handwerkliche Silberschmiedewerkstätten, (industrielle) Anfertigung von sakralem und profanem Gerät
-
Herstellung von Fantasieschmuck, z.B. handwerkliche Silberschmiedewerkstätten
-
Reparatur und Instandhaltung von Uhren und Schmuck, z.B. Restaurierung von sakralen und profanen Objekten aus Silber, Kupfer oder Messing
-
Design, Gestaltung
-
Banken, Kreditinstitute, Börsen, sonstige Finanzinstitutionen
-
Einzelhandel
-
Sonstige Dienstleistungen für Unternehmen und Privathaushalte