Kfz-Aktionstag der IG Metall
Bundesweite Warnstreiks und Demos vor Autohäusern

Tausende Beschäftigte aus Autohäusern und Kfz-Werkstätten legten bundesweit die Arbeit nieder und demonstrierten. Die IG Metall fordert fünf Prozent mehr Geld im Kfz-Handwerk. Zudem will sie erreichen, dass wieder mehr Kfz-Betriebe an Tarifverträge gebunden sind und Tariflöhne zahlen.


1. Juni, Hannover. 200 Beschäftigte der Autohäuser und Werkstätten von Mercedes, VW, MAN und BMW ziehen mit IG Metall-Fahnen und Trillerpfeifen durch die Podbielskistraße, wo mehrere Autohäuser angesiedelt sind. Seit Null Uhr ist die Friedenspflicht zu Ende. Die Beschäftigten der Autohäuser und Werkstätten wollen fünf Prozent mehr Geld.

Ihre Arbeitgeber können sich das leisten: Die Umsätze im Kfz-Handwerk sind im letzten Jahr um deutlich mehr als fünf Prozent gestiegen. „Wir wollen einen Anteil an dem guten Wachstum“, fordert Thorsten Gröger, der Leiter des IG Metall-Bezirks Niedersachsen-Sachsen-Anhalt bei seiner Rede vor dem Demo-Teilnehmern.

Aus Sicht der Beschäftigten ist es höchste Zeit für ordentliche Tariferhöhungen. „Die Bude brummt. Die Arbeit wird immer mehr, die Anforderungen steigen, durch eine immer größere Produktpalette, Digitalisierung und E-Mobilität. Wir müssen immer mehr neben der Arbeit dazulernen, aber bei uns kommt wenig an“, kritisiert ein rund 30-jähriger Kfz-Mechatroniker von Mercedes. „Dadurch sinkt auch die Motivation. Denn gute Bezahlung bedeutet auch Wertschätzung, und die spüren wir einfach immer weniger.“

 

Mercedes-Autohaus in Hannover: Kfz-Handwerker demonstrieren für mehr Geld. Foto: Dirk Erb

 

 

Mehr Betriebe in die Tarifbindung

Neben fünf Prozent mehr Geld wollen die Kfz-Beschäftigten und die IG Metall auch erreichen, dass endlich wieder mehr Betriebe überhaupt Tariflöhne zahlen. Ein Großteil der Kfz-Innungen, die ja laut der Handwerksordnung für Tarifverträge zuständig sind, hat sich aus ihrer Verantwortung für Tarife gestohlen. Immer mehr Kfz-Arbeitgeber haben sich in den letzten Jahren aus der Tarifbindung verabschiedet und zahlen weniger. Das ist aus Sicht der tarifgebundenen Beschäftigten unfair und eine große Wettbewerbsverzerrung. Deshalb kommen sie bei ihrer Demonstration in Hannover auch bei Kfz-Betrieben ohne Tarifbindung vorbei. Etwa beim Autohaus Kamps, das Bentleys und Maseratis verkauft und repariert. Ein gebrauchter Bentley steht zum Verkauf auf dem Hof – für 167 000 Euro. Noble Autos, stolze Preise – aber kein Tarif. Sie haben nur vier statt sechs Wochen Urlaub, kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld, keine Zuschläge für Mehrarbeit oder Samstag. „Das wissen wir von Serviceleuten, die wir privat kennen. Und von Beschäftigten, die sich bei uns bewerben, weil sie bei uns deutlich mehr verdienen“, erzählt Torsten Essig, Betriebsratsvorsitzender der Mercedes-Niederlassung. „Da brauchen die sich nicht wundern, wenn sie keine Fachkräfte und keinen Nachwuchs mehr finden.“

Ein paar Bentley-Maserati-Serviceleute schauen aus dem Fenster. Die Flugblätter, die ihnen die Metaller reinbringen, nehmen sie immerhin. Aber rausgehen oder gar mitkommen – das trauen sie sich nicht.

 

Warnstreiks, Demos und Autokorsos bundesweit

Ähnliche Aktionen wie in Hannover gab es heute bundesweit: Warnstreiks, Infoveranstaltungen vor den Betrieben, Kundgebungen oder Autokorsos durch die Städte.

Nächste Woche werden die gewählten Tarifkommissionen der IG Metall erneut mit den Arbeitgebern verhandeln – in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Pfalz und Hamburg.

„Die wirtschaftliche Lage ist mehr als gut, daher muss für die Beschäftigten mehr drin sein als in den letzten Jahren“, betont Alwin Boekhoff, der bei der IG Metall die Kfz-Tarifrunde koordiniert. „Wenn die Arbeitgeber nächste Woche nicht endlich ein ernsthaftes kompromissfähiges Angebot auf den Tisch legen, werden wir unsere Warnstreiks ausweiten.“

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