Tarifbewegung Holz und Kunststoff 2025
Arbeitgeber-Angebot: Nullrunde für 2026

Bei der zweiten Verhandlungsrunde der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie legen die Arbeitgeber ein Angebot auf den Tisch, das die IG Metall als „nicht verhandelbar“ zurückweist: Lange Laufzeiten, keine konkreten Prozente und 12 Nullmonate. Die IG Metall kündigt Warnstreiks an.

21. November 202521. 11. 2025 |
Aktualisiert am 18. Dezember 202518. 12. 2025


Zur zweiten Verhandlungsrunde der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie haben die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, das die IG Metall als unzureichend zurückweist. „Mit diesem ‚Angebot‘ haben die Arbeitgeber deutlich gemacht, dass sie noch nicht ernsthaft in den Verhandlungen angekommen sind. Es fehlt erkennbar der Wille, gemeinsam mit uns eine Lösung im Tarifkonflikt zu finden“, kritisierte IG Metall-Verhandlungsführer aus Badem-Württemberg, Matthias Fuchs.

Das vorgelegte Angebot der Arbeitgeberseite in Baden-Württemberg sieht eine Laufzeit vor von 29 Monaten bis April 2028 – ohne jegliche Entgelterhöhung im Jahr 2026. Stattdessen ist lediglich von möglichen Einmalzahlungen die Rede, die zudem differenziert ausfallen könnten. Eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte soll frühestens 2027 erfolgen – ohne konkrete Höhe oder weitere Präzisierungen.
 

Warnstreiks werden unausweichlich

Die IG Metall fordert 5 Prozent höhere Entgelte für die Beschäftigten. Die Löhne und Gehälter der Auszubildenden sollen überproportional angehoben werden. Zusätzlich gibt es regionale Forderungen wie eine soziale Komponente für die unteren Entgeltgruppen in Bayern oder eine Komponente, die IG Metall-Mitgliedern zugutekommt, wie in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Die wirtschaftliche Begründung liegt auf der Hand: Seit Anfang 2022 sind die Verbraucherpreise um 17,4 Prozent gestiegen, die Einkommen der Beschäftigten in der Branche jedoch nur um 12,9 Prozent. Der reale Kaufkraftverlust beträgt also fast fünf Prozentpunkte – ein dauerhafter Einschnitt in die Lebenswirklichkeit der Menschen.

Die Friedenspflicht ist am 13. Dezember ausgelaufen – mit Ausnahme von Hamburg und Sachsen, wo die Friedenspflicht am 1. Januar beziehungsweise am 1. Februar 2026 endet. Da die Arbeitgeberseite bislang in allen Tarifgebieten kein ausreichendes Angebot vorgelegt hat, wird die IG Metall in den kommenden Wochen den Druck in den Betrieben erhöhen. Die heiße Phase der Warnstreiks beginnt unmittelbar nach dem Jahreswechsel Anfang Januar. „Wir bereiten betriebliche Aktionen und Warnstreiks vor“, kündigt IG Metall-Verhandlungsführer für Niedersachsen, Markus Wente an. „Wenn die Arbeitgeber den Weg der Verzögerung fortsetzen, wird der Protest auf die Straßen und vor die Werkstore getragen.“

In Thüringen fand am Donnerstag die erste Verhandlungsrunde statt. Nachdem sämtliche Arbeitgeberverbände in den anderen Tarifgebieten die Forderungen zurückgewiesen hatten, haben am 10. Dezember 2025 mehr als 220 Beschäftigte von Weru in Triptis, einem der größten Arbeitgeber in der Region, ihrer Forderung nach einer angemessen Tariferhöhung Nachdruck verliehen. Dennoch legte der Verband der „Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung Bayern-Thüringen“, in der ersten Tarifverhandlung für die Beschäftigten in Thüringen kein Angebot vor. „Ein konstruktiver Tarifauftakt sieht anders aus“, so IG Metall-Verhandlungsführer Jan-Paul Grüner.

 

Arbeitgeber lassen Konflikt eskalieren

Genau diese Haltung der Arbeitgeber hat nun Konsequenzen. „Auch wenn die Lage in den Betrieben sehr unterschiedlich ist, brauchen wir am Ende eine gemeinsame und verantwortungsvolle Lösung. Dazu gehört auch, dass die Beschäftigten Wertschätzung erfahren und ihren gerechten Anteil am Erwirtschafteten erhalten. Die Chance, zu einer solchen Lösung vor Ende der Friedenspflicht zu kommen, haben die Arbeitgeber mit ihrer Verweigerungshaltung vertan. Darum geht es jetzt in den Betrieben in die Warnstreikplanung“, so Christian Iwanowski, Verhandlungsführer der IG Metall NRW. 

Eine gemeinsame Lösung sieht auch IG Metalls Tarifexpertin vom Vorstand für die Holz- und Kunststoff verarbeitende Industrie, Inga Neumann, in die Ferne gerückt. „Die Warnstreikplanung ist im vollen Gange und die besten Argumente vor das Tor zu gehen, liefern uns die Arbeitgeber selbst: In 2026 soll es nichts geben für die Bechäftigten, für den Zeitraum danach nennen die Arbeitgeber nicht einmal konkrete Prozentzahlen und das alles bei Laufzeiten zwischen 26 und 30 Monaten. Das reicht uns nicht. Ab dem 07. Januar kriegen sie deshalb unsere volle Breitseite mit Warnstreiks zu spüren.“


Vielfältige Branche

Laut einer Umfrage der IG Metall unter 4 400 Beschäftigten geht es den Betrieben ihrer Branche besser als der Gesamtwirtschaft: Während 59 Prozent die wirtschaftliche Situation im Land als solide bis sehr gut wahrnehmen, stellt sich die Auftrags- und Ertragslage in den Betrieben der Branche für 75 Prozent weitaus positiver dar. Gleichzeitig leiden die Betriebe unter Arbeits- und Fachkräftemangel, der sich durch Abwanderung der Beschäftigten zu verstärken droht: Mit 45 Prozent ist fast die Hälfte der Beschäftigten unzufrieden in ihrem Job. Weitere 15 Prozent sind durch Bewerbungen bei anderen Unternehmen konkret auf dem Absprung. 

Die Branche zählt 166 000 Beschäftigte der Holz-, Möbel- und Kunststoff-Industrie: bei Kfz-Zulieferern und Herstellern etwa von Küchen, Caravans bis hin zu Klavieren. Die Tarifverhandlungen werden regional in den unterschiedlichen Tarifgebieten geführt. In den meisten Tarifgebieten wurden Termine für die dritte Verhandlungsrunde ab dem 19. Januar vereinbart. Die heiße Phase der Warnstreiks beginnt unmittelbar nach dem Jahreswechsel Anfang Januar.

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