Tarifrunde Metall und Elektro 2021
430 000 Beschäftigte im Warnstreik

430 000 Beschäftigte haben seit Ende der Friedenspflicht die Arbeit niedergelegt, um Druck auf die Tarifverhandlungen zu machen. Die IG Metall will Zukunft sichern. Doch die Arbeitgeber mauern. Die Beschäftigten sollen Corona und die Transformation bezahlen. Hauptsache, die Rendite stimmt.

15. März 202115. 3. 2021


Die Tarifverhandlungen stocken. In der Metall- und Elektroindustrie ist nach mittlerweile drei Monaten und über 20 Verhandlungsrunden immer noch keine Lösung in Sicht. Auch bei der fünften Verhandlung in Nordrhein-Westfalen gab es keinerlei Fortschritte, wie bereits letzte Woche in Baden-Württemberg und im IG Metall-Bezirk Mitte.

„Es ist bedauerlich, dass die Arbeitgeber hier immer noch die Taschen zuhalten. Ohne ein ordentliches materielles Volumen, das auch in die Struktur eingeht und eine deutlich kürzere Laufzeit hat, werden wir kein Ergebnis unterschreiben“, erklärte Knut Giesler, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall NRW. Allerdings wurden die Gespräche zu den Themen Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge und Ausbildung konstruktiv weitergeführt.

Die IG Metall will Arbeitsplätze, Zukunft und Einkommen sichern. Doch die Arbeitgeber wollen sparen und fordern sogar automatische Lohnsenkungen nach Kennzahlen. Zur Sicherung von Beschäftigung und Zukunft wollen sie bislang keine verbindlichen Zusagen machen. Ihre Begründung: Corona.


Wirtschaft erholt sich deutlich

Dabei hat sich die wirtschaftliche Lage deutlich stabilisiert. Die Wirtschaftsinstitute rechnen mit bis zu 5 Prozent Wachstum in diesem Jahr. Auch die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie erwarten mittlerweile einen deutlichen Aufschwung. Laut ifo-Institut rechnen mehr als ein Drittel der Betriebe damit, dass die Produktion zunimmt. Die Auftragseingänge haben längst wieder den Stand vor Corona erreicht. Dennoch wollen 7,6 Prozent der Betriebe weiter Jobs abbauen.

Wir werden für unsere Forderungen nun weiter Druck mit Warnstreiks machen. Seit Ende der Friedenspflicht am 1. März haben sich bereits über 430 000 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt. Wegen der Corona-Pandemie wichen sie dabei auf alternative Aktionsformen aus: Auto- und Fahrradkorsos, Menschenketten, Demos auf Schiffen und mit Paddelbooten.

In Baden-Württemberg veranstaltete die IG Metall am Freitag den ersten digitalen Warnstreik: Tausende Beschäftigte hatten sich am Vormittag in den Live-Stream eingewählt und auf diesem Weg die Forderungen der IG Metall in der Tarifrunde unterstützt.

Auch bei Audi in Ingolstadt folgten 10 000 Beschäftigte dem Aufruf der IG Metall zum digitalen „Warnstreik dahoam“.

Es gab aber auch klassische Kundgebungen vor den Werkstoren, mit Abstand und Masken.

„Die hohe Beteiligung zeigt deutlich: Die Beschäftigten stehen sehr klar hinter den Forderungen“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Freitag in Frankfurt. „Die enorme Beteiligung zeigt außerdem: Die IG Metall ist handlungsfähig – auch unter Corona-Bedingungen. Es wird Zeit, dass die Arbeitgeber dieses Signal ernstnehmen und endlich substanzielle Angebote machen.“

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