Tarifrunde Metall und Elektro 2024
Angebot der Arbeitgeber: zu spät, zu lang, zu wenig

1,7 Prozent mehr Geld, aber erst ab Juli 2025, weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026 - für eine Laufzeit von 27 Monate. Dieses Angebot haben die Arbeitgeber in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie vorgelegt. Für die IG Metall ist das: zu spät, zu lang, zu wenig.

11. September 202411. 9. 2024 |
Aktualisiert am 15. Oktober 202415. 10. 2024


Auch die zweite Runde der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie in den Tarifgebieten Küste, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen endete ohne Ergebnis. Zwar legten die Arbeitgeber ein Angebot vor – doch das ist aus Sicht der IG Metall enttäuschend: 1,7 Prozent mehr Geld, aber erst ab Juli 2025, weitere 1,9 Prozent ab Juli 2026 - für eine Laufzeit von 27 Monate, also bis Ende 2026.  

„Die Laufzeit ist zu lang, die Erhöhung zu niedrig und zu spät. Das Angebot enttäuscht und gleicht nicht mal die erwartete Inflation der nächsten Jahre aus“, kritisierte Daniel Friedrich, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall Küste nach der zweiten Verhandlungsrunde am Dienstag in Bremen. „Trotz der Ankündigung, einen schnellen Abschluss anzustreben, haben sich im Arbeitgeberlager anscheinend die Hardliner durchgesetzt. So wird es schwierig, schnell zu einer guten Lösung zu kommen.“
   

IG Metall fordert 7 Prozent und 170 Euro mehr für Auszubildende 

Die IG Metall fordert in der Metall-Tarifrunde 2024 aufgrund der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Preise eine tabellenwirksame Erhöhung der Monatsentgelte um 7 Prozent sowie 170 Euro mehr im Monat für Auszubildende, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Aus Sicht der IG Metall sind ordentliche Erhöhungen nötig, um die Kaufkraft und damit die Wirtschaft anzukurbeln. Das sagen auch die Wirtschaftsforscher in ihrem Herbstgutachten. 

„Wir müssen die Binnennachfrage stärken“, bekräftigt Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall. „Und bei aller Herausforderung: die Metall- und Elektroindustrie hat viele fette Jahre hinter sich. Das wissen auch die Arbeitgeber.“
 

Arbeitgeber gesprächsbereit bei Auszubildenden

Bei den Auszubildendenvergütungen sind die Arbeitgeber bereit, über eine überproportionale Erhöhung zu reden. Das bedeutet: Die von den Preissteigerungen besonders betroffenen Auszubildenden sollen prozentual mehr als die übrigen Beschäftigten erhalten. Eine konkrete Zahl wie die von der IG Metall geforderten 170 Euro haben die Arbeitgeber jedoch nicht genannt.  

Allerdings haben die Arbeitgeber auch eigene Forderungen: Sie wollen eine dauerhafte automatische Differenzierung des jährlich gezahlten tariflichen Zusatzgelds (T-ZUG) B – aktuell rund 600 Euro im Jahr – sowie eine Ausweitung des Differenzierungsvolumens. Konkret hieße das etwa: Ist die Rendite des Betriebs zu gering, dann soll das T-ZUG B – am liebsten noch mehr  –  automatisch wegfallen. 

„Beim Thema Ausbildungsvergütung haben die Arbeitgeber heute anerkannt, dass die Auszubildenden eine überproportionale Erhöhung brauchen. Bei nur 1,7 Prozent in 2025 ist überproportional allerdings auch nur sehr wenig“, führt Horst Ott, Bezirksleiter der IG Metall Bayern und Verhandlungsführer am Dienstag in Nürnberg aus. „Das gleiche gilt für das Thema Differenzierung: Bei nur 1,7 Prozent in 2025 gibt es nicht mehr viel zu differenzieren.“ 

Neben dem Geld hat die IG Metall ja auch eine Ausweitung der T-ZUG-Wahloption zwischen Geld und Zeit ins Gespräch gebracht. Dazu haben IG Metall und Arbeitgeber nun Gespräche in einer Arbeitsgruppe vereinbart.
 

Erneut demonstrieren Tausende vor den Verhandlungen    

Vor den Verhandlungen machten erneut tausende Metallerinnen und Metaller draußen vor den Verhandlungslokalen und auf den Straßen Druck. 

Vor den Verhandlungen zu Metall-Tarifrunde 2024 in Nürnberg machen sich Beschäftigte für ihre Forderung stark.

Vor der Verhandlung in Nürnberg waren 3500 Metallerinnen und Metaller bei einem Demonstrationszug durch die Innenstadt und der anschließenden Kundgebung vor dem Verhandlungslokal vor Ort (Foto). Lautstark machten sie deutlich, wie dringend sie mehr Geld zum Leben brauchen.  

Um auf die Preissteigerungen der letzten Monate hinzuweisen, überreichten Auszubildende bei der Verhandlung in Bremen den Arbeitgebervertretern symbolisch einen Einkaufskorb. Insbesondere Auszubildende sind überdurchschnittlich hart von den hohen Preisen für Lebensmittel und den hohen Mieten betroffen.  

In Baden-Württemberg demonstrierten insgesamt 10.000 Beschäftigte – 6000 allein vor der Verhandlung in Ludwigsburg.  

„Die Aktionen heute waren ein starkes Signal an die Arbeitgeber und sind ein Vorgeschmack, wozu wir bereit und in der Lage sind“, bekräftigt Barbara Resch, Verhandlungsführerin und IG Metall-Bezirksleiterin in Baden-Württemberg. „Die Beschäftigten, die jeden Tag ihren Beitrag zum Erfolg der Unternehmen leisten, haben mehr verdient. Wir fordern von den Arbeitgebern eine deutliche Verbesserung. Wir bereiten in den Betrieben jetzt die Warnstreiks vor.“ 
 

Ab 29. Oktober Warnstreiks zulässig 

Die Tarif-Verhandlungen gehen in den nächsten Tagen weiter. Am Donnerstag verhandeln IG Metall und Arbeitgeber für die Metall- und Elektroindustrie in Sachsen. Am Freitag folgen die Tarifgebiete Berlin-Brandenburg, Osnabrück-Emsland-Grafschaft-Bentheim, Sachsen-Anhalt und die Mittelgruppe, nächste Woche Montag Niedersachsen und Thüringen. 

Die ersten Termine für die dritte Verhandlungsrunde stehen bereits fest: Am 31. Oktober geht es in Küste und Baden-Württemberg weiter. 

„Die Arbeitgeber sagen seit Wochen, sie wollen eine schnelle Tarifrunde und damit schnell Sicherheit und Klarheit für die Beschäftigten und Unternehmen“, kritisiert Knut Giesler, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall NRW. „Bei diesem Angebot sind Warnstreiks kaum zu vermeiden. Es braucht dann doch wieder den Druck der Beschäftigten.“ 

Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober um 24 Uhr. Danach sind Warnstreiks zulässig.

Metall-Tarifrunde 2014

Unser Industrieland erhalten - auch die Politik ist gefordert 

Ja, die Wirtschaftslage ist nicht gut. Aber die Arbeitskosten – im Schnitt 16,1 Prozent vom Umsatz – sind nicht daran schuld. Die vielen strukturellen Probleme, vor der die Betriebe stehen, lassen sich nicht allein durch Tarifpolitik lösen. Für die IG Metall ist daher klar: Auch die Politik ist gefordert Lösungen zu finden, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern.  

Daher hat die IG Metall einen Elf-Punkte-Plan zum Erhalt des Industrielands Deutschland entwickelt: Der Staat muss in Innova­tionen und Infrastruktur investieren, in Energie, in die Transformation, in gute Arbeit, Bildung und den Sozialstaat. Die Schuldenbremse darf nicht weiter Investitionen bremsen. 

Um unser Industrieland zu erhalten, müssen sich aber auch die Arbeitgeber zum Industriestandort bekennen und investieren, statt Stellen abzubauen, zu verlagern und die Beschäftigten zu verunsichern. 

Unseren 11-Punkte-Plan zum Erhalt unseres Industrielands findet Ihr hier: igmetall.de/11-Punkte-Plan 

Mitglied werden
Werde Teil einer starken Gemeinschaft

Von Rechtsschutz in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten bis zu gerechten Löhnen und Gehältern – wir kümmern uns persönlich und zuverlässig um unsere Mitglieder.

Online beitreten
Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen