Lieferkettengesetz für faire Arbeitsbedingungen
Ausbeutung weltweit ächten

Es gibt viele hässliche Seiten des Welthandels. Um faire Bedingungen für Beschäftigte weltweit durchzusetzen, fordert die IG Metall das lange schon überfällige Lieferkettengesetz, das global agierende Unternehmen zur weltweiten Einhaltung von Menschenrechten verpflichtet.


Ein Lieferkettengesetz könnte zum Beispiel den Textilarbeiterinnen in Bangladesch helfen. Dort wurden seit Beginn der Corona-Pandemie bereits zehntausende TextilarbeiterInnen entlassen. Westliche Firmen haben bestellte Ware nicht abgenommen und Aufträge storniert. Krankheitsfälle und die Zahl der Toten verbreiten Angst und Schrecken. Durch die Arbeit in überfüllten Fabriken wurden viele unweigerlich krank.

Corona hat die Dringlichkeit zusätzlich geschärft. Die IG Metall fordert deshalb jetzt zu Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in einer gemeinsamen Erklärung mit MISEREOR und Brot für die Welt, globale Lieferketten für Rohstoffe enger in den Blick zu nehmen und politisch initiativ zu werden. Noch viel zu häufig ist keine Transparenz in den Lieferketten zu erkennen, die für die deutsche Industrie und vor allem auch ihre Zukunftstechnologien von erheblicher Bedeutung sind.

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, betont die Notwendigkeit eines Lieferkettengesetzes: „Deutsche Industriebetriebe sind auf eine gesicherte Versorgung mit Rohstoffen angewiesen. Die Lieferketten für diese Versorgung müssen klar geregelt sein, um menschenrechtliche, arbeitsrechtliche und ökologische Standards zu garantieren. Die nun beginnende deutsche EU-Ratspräsidentschaft bietet die Gelegenheit, das lang debattierte und überfällige Vorhaben eines Lieferkettengesetzes auf europäischer Ebene zu verwirklichen. Dafür gehören auch Unternehmen in die Pflicht genommen. Nur so kann eine zukunftsfähige Rohstoffpolitik gestaltet werden.“


Indigene werden vertrieben

Die Konsequenzen räuberischen Umgangs mit Rohstoffen betreffen vor allem die Menschen vor Ort. Dazu Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von MISEREOR: „Die Zerstörung von Urwäldern und anderen sensiblen Ökosystemen, die Verseuchung von Flüssen, Grundwasser und Meeren sowie Luft- und Bodenverschmutzung sind immer noch häufige Folgeschäden des Rohstoffabbaus.“ Oftmals werden indigene und andere lokale Gemeinschaften im Umfeld der Abbaugebiete, mitunter gewaltsam, zwangsumgesiedelt und verlieren ihr Land. Dadurch werden ihnen nicht nur die Lebensgrundlagen entzogen und ihre Menschenrechte auf Nahrung, Wasser, Gesundheit und Wohnen verletzt, sondern häufig auch ihre gesamte indigene Identität gefährdet.

Gerade die Corona-Pandemie legt offen, wie verletzlich Lieferketten oftmals sind, betont, die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel: „Unsere Lieferketten sind anfällig – nicht nur zum Schaden der deutschen Wirtschaft, sondern auch der Firmen und Menschen am anderen Ende. Vielen von ihnen wurde umstandslos gekündigt, ohne jede soziale Absicherung und Rettungsschirm. Die bestellte und bereits hergestellte Ware wurde zum Teil einfach nicht mehr abgenommen und bezahlt. Und das Teil obwohl Firmen bei uns staatliche Unterstützung erhalten.“

Auch Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall macht die Konsequenzen für die globale Gesellschaft deutlich: „Wir sollten die Corona-Krise als Anlass nehmen, Lieferketten zu betrachten und neu zu bewerten. Menschenrechte, Arbeitnehmerrechte und Arbeit- und Gesundheitsschutz müssen von Anfang bis Ende der Lieferkette eingehalten werden. Gehen wir das nicht an, werden wir als Weltgemeinschaft die gesellschaftlichen Folgekosten zahlen. Ein europäisches Lieferkettengesetz kann und sollte die Basis für weitere multilaterale Vereinbarungen sein.“


Zur gemeinsamen Erklärung von IG Metall, MISEREOR und Brot für die Welt (PDF, 4 Seiten)

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