Interview mit Jörg Hofmann
Gerechtigkeit für alle

Mehr Geld für die Beschäftigten und mehr Tarifbindung – die IG Metall hat ihre Ziele in der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie erreicht. Im Interview bewertet Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, das Ergebnis und bedankt sich bei den beteiligten Metallerinnen und Metallern.


Der Abschluss gilt jetzt bundesweit. War es dieses Mal besonders schwer?

Jörg Hofmann: Ja. Keine Tarifrunde ist leicht. Aber diese begann unerwartet rau und zog sich in die Länge, nachdem die Arbeitgeber ein historisch niedriges Angebot vorgelegt hatten. Entscheidend ist aber jetzt: Die Beschäftigten bekommen eine deutliche Lohnerhöhung und damit einen fairen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg. Es hat sich zuletzt auch auf Arbeitgeberseite die ökonomische Vernunft durchgesetzt.

Wie bewertest Du das Ergebnis?

Der Tarifabschluss ist ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit. Er ist gut für die Metallerinnen und Metaller, und er ist gut für die Wirtschaft. Einen Ausgleich zwischen gegensätzlichen Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gibt es nur mit einer starken Gewerkschaft und einem Flächentarifvertrag.

Wo haben wir Zugeständnisse gemacht?

Jeder Abschluss bedeutet, dass beide Seiten am Ende Zugeständnisse gemacht haben. Die Arbeitgeber mussten ihr erstes Angebot verdreifachen. Im Ergebnis ist die Laufzeit deutlich länger als die Forderung. Das war der Kompromiss dafür, dass sich die Entgelte um 4,8 Prozent in den zwei Stufen erhöhen. Aber ich bin sicher, das geht in Ordnung. Ich bleibe dabei: Der Abschluss ist ein guter Kompromiss, der für beide Seiten tragbar ist.

Wie sieht es mit dem zweiten Ziel aus, in dieser Tarifrunde mehr Betriebe in den Tarifvertrag zu holen? Erreicht?

Wir haben in den letzten Wochen bundesweit 40 Betriebe mit mehr als 10 000 Beschäftigten in den Tarif geholt. Das war eine starke Leistung der Metallerinnen und Metaller. Wie überhaupt die gesamte Tarifrunde: 800 000 nahmen an den Warnstreiks und Aktionen rund um die Verhandlungen teil – das war ein starkes Signal an die Arbeitgeber. Ohne diesen Zusammenhalt wäre der Abschluss nicht möglich gewesen.

Arbeitgeber warnten, dass ein Abschluss Betriebe überfordern könnte. Besteht die Gefahr?

Nein, dieser Abschluss wird keinen überfordern. Betriebe in wirtschaftlicher Schieflage können bei den Tarifvertragsparteien eine Abweichung beantragen. Jetzt sind die Arbeitgeber am Zug. Denn viel entscheidender für die wirtschaftliche Zukunft sind Innovationen und Entwicklungsperspektiven, Investitionen in Produkte und Märkte. Dafür brauchen die Betriebe motivierte Beschäftigte, die fair bezahlt werden. Dafür brauchen wir Unternehmer und keine Rechenschieber.

Nach der Tarifrunde ist vor der Tarifrunde. Wie geht es weiter?

Wir werden weiter Betriebe, die keinen Tarifvertrag haben, in den Tarifvertrag holen. Das nächste Thema heißt für uns Arbeitszeit. Die Beschäftigten wollen wieder mehr selbst über ihre Zeit bestimmen. Wir werden jetzt mit der Diskussion beginnen. Darauf freue ich mich.

Tarifrunden

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen