Beschäftigte von Wabco und Caterpillar in Mannheim im Warnstreik
„Wir zeigen Entschlossenheit“

Seit 6 Uhr in der Früh stehen die Bänder bei Wabco Radbremsen in Mannheim-Friedrichsfeld und in der Neckarstadt bei Caterpillar Energy Solutions still. Die Beschäftigten folgen dem Aufruf der IG Metall Mannheim, sie legen ihre Arbeit nieder – und setzen ein kraftvolles Zeichen der Geschlossenheit.

2. Februar 20182. 2. 2018


Ob die Tore auch alle zu sind? „Natürlich sind die zu, das Werk ist dicht“, sagt Günther Heiß (unteres Foto, links), schaut leicht irritiert, lächelt dann nachsichtig. Was für eine Frage. Vier Eingänge gibt es bei Caterpillar Energy Solutions in Mannheim, an allen vieren stehen Streikposten. Sie stehen da seit sechs Uhr in der Früh.

Da, pünktlich beginnend mit der Frühschicht, startete der ganztägige Warnstreik beim Mannheimer Maschinenbauunternehmen. Drinnen stehen seitdem die Bänder still, draußen, vor den Toren, stehen die Beschäftigten beisammen: bei Kaffee und Brezeln, bei Saft und Brötchen. Musik quillt aus Boxen, Luftballons flattern im Wind, Wolken ziehen am Himmel, im Streikzelt werden Streikkarten verteilt. Die Stimmung ist fröhlich, ist ausgelassen, ist kämpferisch, ist zuversichtlich. „Wir zeigen hier Entschlossenheit, wir beweisen Aktions- und Kampfbereitschaft“, sagt Klaus Stein, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim.

 

 

Geschlossenheit bei den Beschäftigten

„Wie sollte es auch anders sein, wir stehen alle hinter den Tarifforderungen, wir wollen alle unseren gerechten Anteil“, sagt Günther Heiß, 50 Jahre, seit 1985 im Betrieb, gelernter Maschinenschlosser. Der Branche gehe es prächtig, die Auftragsbücher seien randvoll, 6 Prozent mehr Lohn, wie wir fordern, seinen absolut gerechtfertigt. „Ich verstehe nicht, wie die Arbeitgeber so geizig sein können“, sagt Günther Heiß. „Wir brauchen das Geld. Und wir brauchen die Möglichkeit, unsere Arbeitszeit auch mal zu reduzieren.“

Neben sechs Prozent mehr Geld für zwölf Monate fordern wir einen Anspruch auf zeitweise Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden und einen Zuschuss für die Beschäftigten, die ihre Arbeitszeit verringern und Kinder betreuen, Familienangehörige pflegen oder im Schichtdienst arbeiten.


Arbeit, die das Familienleben schwer macht

„Das ist eine tolle Sache“, sagt Michael Hanek (Foto, rechts). Der 38-Jährige arbeitet in der Großmontage im 3-Schicht-Betrieb, eine intensive, anstrengende Arbeit. Eine, die das Familienleben schwer macht. „Ich habe einen 18 Monate alten Sohn, ich kann mir gut vorstellen, meine Stunden zeitweise zu reduzieren, um mehr Zeit mit Tom zu haben.“

Ein paar Kilometer weiter, bei Wabco Radbremsen in Mannheim-Friedrichsfeld, steht Mike Märkle ― und spricht ebenso leidenschaftlich von der Tarifforderung. Und davon, dass er es sich auch gut vorstellen kann, seine Arbeitszeit zeitweise zu reduzieren. „So eine Möglichkeit zu haben, wäre echt toll“, sagt der 23-Jährige, der im zweiten Jahr Industriemechaniker lernt. Früh am Morgen ist Mike zusammen mit seinen Freunden Moritz und Jan-Leo gekommen, jetzt, kurz nach elf, steht er vor dem Grill, den sie Werkstor aufgebaut haben. Zeit für eine Wurst. Zeit für Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen.


„Ein starkes Signal in Richtung Arbeitgeber“

Insgesamt 360 Beschäftigte arbeiten in dem Mannheimer Unternehmen, sie stellen hier Bremssysteme für LKWs her, produziert unter anderem für MAN und Daimler. Heute aber verlässt keine Bremse das Werk ― heute stehen auch hier seit sechs Uhr morgens die Bänder still. „Dies ist der kraftvolle Auftakt zu zwei Warnstreiktagen in Mannheim. Ein starkes Signal in Richtung Arbeitgeber“, sagt Thomas Hahl, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim und Streikleiter bei Wabco. Nicht eine einzige Streikbrecherin habe es gegeben. Einzig der Personalchef, so macht es die Runde unter den Beschäftigten, sei am Morgen vorgefahren. Der habe dann durch leere Hallen spazieren können.

Jetzt, am Mittag, sind die Hallen noch immer leer, ziehen die Rauchwolken vom Grill durch die Luft, jetzt sind Mike, Moritz und Jan-Leo rüber zum Streikzelt gelaufen: Da gibt es frischen Kaffee, da stehen Kollegen in kleinen Gruppen zusammen und lachen laut und diskutieren viel und sind sehr ausgelassen.

Sie stehen alle eng beisammen. Weil es draußen kalt ist, ja. Aber nicht nur deshalb.

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