IndustriALL Global Union
Die wachsende Ungleichheit bekämpfen

Die Macht der Gewerkschaften stärken und einen gerechten Übergang gestalten. Das waren die zentralen Themen des Gewerkschaftsverbandes IndustriALL Global Union in Kapstadt unter Beteiligung der IG Metall.


Ohne weltweite Vernetzung wären die Gewerkschaften nicht so schlagkräftig und in der Lage, sich den Problemen der Globalisierung zu stellen. Der weltweite Gewerkschaftsverband IndustriALL Global Union, dem auch die IG Metall angehört, tagte unlängst mit 600 Vertreter von 179 Gewerkschaften in 64 Ländern.


Mid-Term Policy Conference


Auf Betreiben der IG Metall hat IndustriALL Global Union eine Resolution zum Windkrafthersteller Vestas verabschiedet, wo seit über 100 Tagen gestreikt wird. Windkraftanlagenbauer gehören zu den Zukunftsunternehmen und sollten in Zeiten von Fachkräftemangel und zunehmender Wichtigkeit nachhaltiger Unternehmensentwicklung mit dem Abschluss eines guten Tarifvertrags auch ein positives Zeichen für ihre Belegschaft setzen. IndustriALL Global Union und seine Mitgliedsorganisationen fordern das Unternehmen daher auf, unverzüglich faire, konstruktive und ernsthafte Tarifverhandlungen aufzunehmen und zu einem guten Abschluss zu bringen.

„Wenn wir Menschen- und Gewerkschaftsrechte verteidigen, uns dem globalen Kapital entgegenstellen und eine humane Wirtschaft mit einer ökologischen, sozialen und gerechten Transformation wollen, dann müssen wir unsere gewerkschaftlichen Machtressourcen ausbauen – insbesondere durch Organizing. Alle Themen, an denen wir arbeiten, alle Aktivitäten, die wir durchführen, müssen zur Stärkung unserer Organisationsmacht führen. Daran führt kein Weg vorbei,“ unterstrich IndustriALL-Präsident Jörg Hoffman in seiner Rede auf der Mid-Term-Konferenz. In vier Diskussionsforen ging es um Strategien zur Bewältigung der wachsenden Ungleichheiten in der Welt und der Stärkung der Macht der Gewerkschaften durch Organizing zu entwickeln. Es ging darum, Zukunft durch einen gerechten Übergang (Just Transition) gemeinsam zu gestalten.

  • Im ersten Forum ging es um die Auseinandersetzung mit der wachsenden Ungleichheit in der Welt. In dieser Sitzung wurden Rationalisierungsstrategien von Unternehmen, die Erweiterung der Kenntnisse über multinationale Konzerne und ihrer Lieferketten durch Recherche und Mapping (Kartierung) und der Kampf für einen globalen existenzsichernden Lohn erörtert. Die Teilnehmer waren sich einig, dass das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung und Kollektivverhandlungen für die Bekämpfung von Ungleichheit von wesentlicher Bedeutung sind. Der Globale Norden müsse mehr Solidarität zeigen, um eine gerechte Verteilung des Reichtums weltweit sicherzustellen.
  • Der Aufbau von Gewerkschaftsmacht durch Organisierung war das Hauptziel des zweiten Forums. Die Vergabe von Unteraufträgen, prekäre Arbeit und die ständig wachsende und stark verästelte Lieferkette, Verlagerungen in Länder mit niedrigeren Arbeitskosten sowie Union Busting sind die häufigste Bedrohung für die gewerkschaftliche Organisation. Die Wichtigkeit der Organisierung junger Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen wurde mehrfach betont, um eine Erneuerung der Gewerkschaften voranzutreiben. Angemahnt wurde auch eine konstruktivere und wirksamere Zusammenarbeit zwischen den Gewerkschaften verschiedener Länder, insbesondere zwischen Nord und Süd, sowie der Aufbau von Expertise und eines gemeinsamen Verständnisses von Organizing. Die Delegierten waren sich einig, dass eine starke Gesetzgebung zu menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten von Unternehmen, internationale Instrumente wie Netzwerke und Globale Rahmenvereinbarungen sowie das gute Zusammenspiel der verschiedenen Akteure innerhalb von IndustriALL eine gute Grundlage für den weiteren Auf- und Ausbau von Gewerkschaftsmacht bildeten, wenn man sie pro-aktiv zu nutzen wisse.
  • Das Thema des dritten Forums war es, multinationale Konzerne zur Rechenschaft zu ziehen. Unternehmen greifen häufig auf zahlreiche Taktiken zurück, um sich der Verantwortung für menschenrechtliche Sorgfaltspflichten zu entziehen. Sie betreiben Gewerkschaftszerschlagung, Standortverlagerungen, Steuerhinterziehung und Outsourcing. Die Gruppe forderte, dass klare strategische und zielgerichtete Kampagnen zur Verteidigung der Vereinigungs- und Tarifvertragsfreiheit sowie der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten allgemein durchgeführt sowie verbindliche Abkommen wie der internationale Accord für Gesundheitsschutz und Gebäudesicherheit für alle Marken und Länder entwickelt werden müsse.
  • Die Gestaltung unserer Zukunft durch Just Transition löste im vierten Forum inspirierende Ideen aus. Die Delegierten hoben hervor, dass der soziale Dialog und Tarifverhandlungen für den gerechten Übergang von zentraler Bedeutung seien. Die Mitgliedsorganisationen unterstrichen, dass die Gewerkschaften die Diskussion über einen gerechten Übergang anführen und die Regierungen unter Druck setzen müssen, sie dabei zu unterstützen. Die Sitzung forderte eine Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd für stärkere Gewerkschaftsnetzwerke sowie menschenwürdige Arbeitsmöglichkeiten für alle, insbesondere für Arbeitnehmerinnen.

Ermutigend war der Aufbau von Netzwerken von IndustriALL für Jugendliche in allen Weltregionen. Am 19. Juni 23 fand erstmals eine globale Jugendkonferenz statt, an der auch ein Vertreter der IGM-Jugend teilnahm. Am gleichen Tag beschloss der 60-köpfige Exekutivausschuss, dass zukünftig zwei Jungendvertreter*innen an dessen Sitzungen teilnehmen werden. Der nächste IndustriALL Global Union Kongress findet 2025 in Sydney statt.

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