Tarifrunde Eisen und Stahl 2025
Stahl: 1,75 Prozent mehr und Beschäftigungssicherung

Nach der nordwestdeutschen nun auch in der ostdeutschen Stahlindustrie: 1,75 Prozent mehr Geld ab Januar 2026, 75 Euro mehr im Monat für Auszubildende. Laufzeit bis 31. Dezember 2026. Zudem wurden die Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung, Übernahme der Azubis und zur Altersteilzeit verlängert.

1. Oktober 20251. 10. 2025 |
Aktualisiert am 10. Oktober 202510. 10. 2025


 

Mehr Geld und Beschäftigungssicherung in der kriselnden Stahlindustrie: Nach der nordwestdeutschen Stahlindustrie hat die IG Metall nun auch in der ostdeutschen Stahlindustrie ein Verhandlungsergebnis erzielt:

  • 1,75 Prozent mehr Geld ab Januar 2026
  • Für Auszubildende 75 Euro mehr im Monat
  • Laufzeit bis 31. Dezember 2026
     

Beschäftigungssicherung verlängert

Zudem werden die tariflichen Regelungen zur Beschäftigungssicherung verlängert. Diese ermöglichen neben Arbeitszeitkonten eine Absenkung der Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden in der Woche, mit Teillohnausgleich, um Arbeitsplätze zu sichern.

Zudem ist auch die Übernahme der Auszubildenden gesichert.

Darüber hinaus wurden die Tarifverträge zu Werkverträgen und zur Altersteilzeit verlängert.
 

Projekt „Verantwortung für den Stahl“ fast gescheitert

In der nordwestdeutschen Stahlindustrie gelang der Durchbruch am 30. Sepember in letzter Minute vor Ende der Friedenspflicht um Mitternacht. Die Tarifverhandlungen waren äußerst schwierig und standen mehrfach vor dem Abbruch. Die Warnstreiks in den Betrieben waren bereits vorbereitet.

„Bedauerlicherweise hat es vier Verhandlungsrunden gebraucht, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Das Projekt ‘Verantwortung für den Stahl’ wäre fast gescheitert“, erklärt Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer in der nordwestdeutschen Stahlindustrie, der noch in der Verhandlungsnacht erst den Tarifkommissionen und dann den IG Metall-Mitgliedern live per Video über das Tarifergebnis berichtete. „Zum Glück haben sich am Ende alle ihrer Verantwortung gestellt. Das Ergebnis trägt der besonderen Situation im Stahl Rechnung.“

Besonders die Beschäftigungssicherung ist in der tiefen Krise von großer Bedeutung aus Sicht der Beschäftigten. Die überdurchschnittliche Erhöhung für die Auszubildenden wertet die IG Metall als gutes Signal, dass die Stahlindustrie in Deutschland eine Zukunft hat. 

„Am Ende haben wir ein Ergebnis durchgesetzt, das einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit für die Beschäftigten und zur Stabilisierung der Einkommen leistet“, meint Jan Otto, IG Metall-Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführer für die ostdeutsche Stahlindustrie. „Jetzt wird die IG Metall den Druck auf die Politik noch einmal erhöhen. Die Bundesregierung muss wie versprochen endlich den Industriestrompreis einführen und die Stahlindustrie bei den Energiekosten entlasten.“
 

„Akzeptables Ergebnis in Anbetracht der Situation in der Stahlindustrie“

Die Mitglieder der IG Metall-Verhandlungskommission – darunter Betriebsräte und IG Metall-Vertrauensleute aus allen großen Stahlunternehmen – bewerten das Ergebnis als akzeptablen Kompromiss in schwierigen Zeiten.

„In Anbetracht der aktuellen wirtschaftlichen Situation in der Stahlindustrie und der politischen Rahmenbedingungen ist das ein akzeptables Ergebnis“, meint Verhandlungskommissionsmitglied Dirk Riedel, Betriebsrat und Leiter der IG Metall-Vertrauensleute bei ThyssenKrupp Steel Duisburg-Hamborn/Beeckerwerth. „Damit haben wir als Arbeitnehmer Verantwortung übernommen. Die gleiche Verantwortung hätten wir auch von den Arbeitgebern erwartet.“

„Wir sind angetreten mit dem Ziel, etwas für die Auszubildenden rauszuholen, und das haben wir auch erreicht“, sagt Selin Cakir, Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei Salzgitter Flachstahl, die für die Jugend mitverhandelt hat. „Die Übernahme der Auszubildenden ist mit der Verlängerung des Tarifvertrags zur Beschäftigungssicherung weiterhin geregelt, und außerdem steigen die Vergütungen um 75 Euro, was ja auch nicht schlecht ist.“
 

Jetzt Abstimmung der Tarifkommissionen  

Nun müssen noch die Tarifkommission dem Verhandlungsergebnis zustimmen. Die Abstimmungen sind für den 14. und 16. Okotober geplant. Abschließend entscheidet dann noch der Vorstand der IG Metall über die Annahme des Tarifergebnisses.

„Es waren harte Verhandlungen, aber am Ende hat das Tarifsystem doch funktioniert. Wir haben Verantwortung übernommen und bewiesen: Tarifverträge können Krisen meistern“, erklärt Nadine Boguslawski, die im IG Metall-Vorstand für Tarifpolitik verantwortlich ist. „Wir haben unser Ziel als IG Metall erreicht: Einkommen, Beschäftigung und Fachkräfte sind solide gesichert. Die neuen Tarifverträge zu Entgelt und Beschäftigungssicherung schaffen Sicherheit und Perspektiven. Aber: Die Tarifverhandlungen können nur ein Baustein für eine zukunftsfähige Stahlindustrie sein. Wir haben unsere Arbeit bestmöglich gemacht. Die Zukunft der deutschen Stahlindustrie liegt jetzt in den Händen guter Unternehmensführungen und strategischer Politik. Wir brauchen einen schnell umgesetzten Industriestrompreis und schleunigst greifbare Projekte aus dem Investitions-Sondervermögen.“

Die Tarifabschlüsse gelten für 60.000 Beschäftigte in der nordwestdeutschen und 8.000 Beschäftigte in der ostdeutschen Eisen- und Stahlindustrie.

In der saarländischen Stahlindustrie laufen die bisherigen Tarifverträge noch drei Monate länger. Verhandlungen sind noch nicht terminiert. Die IG Metall strebt Verhandlungen noch vor Ende der Friedenspflicht an. Die Friedenspflicht endet am 31. Dezember 2025.

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