Beschäftigte wollen in den Flächentarif
Warnstreik bei Burger Küchen

300 Beschäftigte bei Burger Küchenmöbel in Burg/Sachsen-Anhalt haben am Mittwoch die Arbeit niedergelegt. Sie fordern die stufenweise Einführung des Holz-Flächentarifs. Ihre Löhne liegen derzeit 17 Prozent unter Tarif. Dafür müssen sie auch noch länger arbeiten: 40 Stunden in der Woche.

6. Februar 20206. 2. 2020


Drei Stunden lang ging hier keine Küche raus. Die Produktion bei Burger Küchenmöbel in Sachsen-Anhalt stand. 300 Beschäftigte – fast die komplette Früh- und Spätschicht ist dem Aufruf der IG Metall zum Warnstreik gefolgt.

Sie fordern höhere Löhne – und kürzere Arbeitszeiten. Derzeit liegen ihre Löhne und Gehälter rund 17 Prozent unter dem Tarif für die Holz- und Kunststoffindustrie in Sachsen-Anhalt. Und dafür arbeiten sie auch noch eine Stunde länger – 40 Stunden in der Woche. Macht sechs Tage mehr im Jahr. In der westdeutschen Holz- und Kunststoffindustrie gilt gar die 35-Stunden-Woche.

 

Die Beschäftigten haben genug von niedrigen Löhnen und langen Arbeitszeiten: Sie wollen endlich einen Tarifvertrag. (Foto: Inga Wolfram/IG Metall)


„Keine Küche ohne Flächentarif“

So geht es aus Sicht der Beschäftigten des fünftgrößten deutschen Küchenherstellers nicht weiter. Sie wollen den Holz-Flächentarif. Diese Forderung hat die von den IG Metall-Mitgliedern bei Burger Küchen gewählte Tarifkommission an den Arbeitgeber übermittelt. Um das Unternehmen nicht zu überfordern, sollen die Löhne und Gehälter bei Burger Küchen über mehrere Jahre stufenweise an den Holz-Flächentarif herangeführt werden.

„Die stufenweise Angleichung an die Fläche ist aus meiner Sicht ein Muss. Unsere Löhne und Gehälter sind weit weg von einem vollen Rentenpunkt und führen daher zwangsläufig in die Altersarmut“, kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Thomas Bösner, der auch Mitglied der Verhandlungskommission ist. „Die Mitarbeiter leisten hier seit Jahren sehr gute qualitative und quantitative Arbeit, auf die das Unternehmen sich immer verlassen konnte. Burger Küchen muss sich seiner sozialen Verantwortung endlich bewusstwerden und die Angleichung an die Standards in der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie in Sachsen-Anhalt nach über 30 Jahren deutsche Einheit endlich verbindlich angehen.“

Zumal Burger Küchen bereits Probleme hat, Fachkräfte zu finden. „Aktuell entscheiden sich potenzielle neue Mitarbeiter immer häufiger gegen Burger Küchen und nehmen lieber ein Arbeitsverhältnis bei anderen Arbeitgebern in der Region auf“, berichtet Bösner. „Selbst die Fachkräfte, die wir im Unternehmen haben, beschäftigen sich immer mehr mit beruflichen Alternativen außerhalb von Burger Küchen.“


Zwei Verhandlungen ohne Annäherung

Zwei Mal hat die Verhandlungskommission bislang mit der Geschäftsleitung verhandelt. Das Angebot der Geschäftsleitung: 3,4 Prozent mehr Geld und in einem zweiten Schritt weitere 2,4 Prozent. Aus Sicht der IG Metall viel zu wenig, um die 17 Prozent Rückstand zum Flächentarif aufzuholen, der ja auch steigt.

„Das ist kein Heranführungsschritt an den Flächentarifvertrag, sondern reine Makulatur“, kritisiert Verhandlungsführer Markus Wente, IG Metall-Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. „Das Angebot der Arbeitgeberseite würde den jetzigen Abstand aber nur festschreiben. Echte Heranführungsschritte lehnte die Geschäftsführung bislang ab. Deswegen wurde dieser Warnstreik leider notwendig“.

Die nächste Tarifverhandlung bei Burger Küchen findet am Freitag statt. Beide Seiten sind in der Verantwortung, ein tragfähiges Ergebnis zu produzieren, macht Wente klar. „Wir sind bereit zu konstruktiven Verhandlungen, an dessen Ende aber der Flächentarifvertrag stehen muss. Nun liegt es in der Hand des Gesellschafters, Herrn Delf Baumann, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Die Beschäftigten jedenfalls haben Entschlossenheit gezeigt.“


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