Zukunftstarifvertrag bei GST
GST-Beschäftigte streiken und sichern ihre Jobs

Die Geschäftsleitung des Airbagherstellers Global Safety Textiles (GST) hatte bereits Projekte und Maschinen nach Rumänien verlagert. Gemeinsam mit der IG Metall streikten die Beschäftigten für ihre Zukunft – und erreichten einen Tarifvertrag, der Investitionen und Arbeitsplätze sichert.

22. November 201722. 11. 2017


Die Stimmung ist bestens bei den 340 GST-Beschäftigten in Maulburg, Murg und Bad Säckingen, berichtet Betriebsratsvorsitzender Christian Schnellbach. Mit ihrem Streik setzten sie erstmals einen Tarifvertrag durch, der ihre Jobs langfristig sichert. GST hatte bereits Projekte und Maschinen nach Rumänien verlagert. Beschäftigte und IG Metall fürchteten um die vier Standorte am Hochrhein. Das ist nun vom Tisch.
 


Als Plus gibt es zu Weihnachten eine Einmalzahlung von 1000 Euro und eine weitere im Juli 2018. „Das freut die Leute“, sagt Schnellbach. „Wir sind stolz auf das Erreichte und den Zusammenhalt der Mannschaft.“


Erfolg trotz Verbot des Streiks durch Gericht

Der Weg dahin war jedoch steinig. Seit Anfang 2016 hatten der Betriebsrat und die IG Metall Lörrach versucht, Zukunftslösungen für GST zu finden. Die Vorschläge scheiterten stets an der Führung des südkoreanischen Mutterkonzerns Hyosung. Als Hyosung Verhandlungen im September kurzfristig absagte, entschieden sich die IG Metall-Mitglieder bei GST für den Arbeitskampf. Der begann Mitte Oktober sonntagabends mit der Nachtschicht. „Nach ein, zwei Tagen wäre es bei den Kunden zu Stillständen gekommen“, sagt Schnellbach. Selbst ein Verbot ihres Streiks durch das Arbeitsgericht konnte sie nicht stoppen. Der Betriebsrat setzte eine lange Betriebsversammlung an. Es folgte ein Verhandlungsmarathon über mehrere Tage und Nächte und am Ende stand der Tarifvertrag.


Tarifvertrag sichert Investitionen und Jobs

Der Tarifvertrag sichert nun Investitionen zu und den Aufbau von Produktion in neuen Geschäftsfeldern. Dafür wird sogar ein bereits stillgelegter Standort in Hänner mit über 40 Webmaschinen wiederbelebt. Die personelle Untergrenze bis Ende der Laufzeit 2023 liegt bei mindestens 210 Beschäftigten.

GST stellt neben Flachgewebe für Front-Airbags technologisch hochkomplexe Sidebags für die führenden Autohersteller her. Der Tarifvertrag sieht vor, die vollstufige Produktion technischer Gewebe in Deutschland zu erhalten und neue Märkte als zusätzliches Standbein aufzubauen. Das können zum Beispiel Transportsäcke für Container sein. Dafür will das Unternehmen 2018 und 2019 eine halbe Million, beziehungsweise 750.000 Euro investieren. Hinzu kommen Qualifizierungsmaßnahmen für die Beschäftigten, der Standort Hänner wird künftig für die neuen Geschäftsfelder genutzt.


Gemeinsam erfolgreich

„Die Beschäftigten bei GST werden endlich sozial abgesichert und bekommen durch weitreichende Investitionen am Hochrhein eine langfristige Zukunftsperspektive“, kommentierte Marco Sprengler, Geschäftsführer der zuständigen IG Metall Lörrach, das Verhandlungsergebnis. „Das ist ein Riesenerfolg, der ohne den Druck der Kolleginnen und Kollegen nicht möglich gewesen wäre.“

Betriebsrat und Belegschaft wollen nun die Umsetzung des Tarifvertrags überwachen, meint Betriebsrat Schnellbach. „Notfalls sind wir bereit, den Kampf wieder aufzunehmen.“

Besser mit Tarif
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