Frauen
Frauen gehören zu den Besten

„Wer die Besten will, kann auf Frauen nicht verzichten“, sagen die Frauen in der IG Metall.

11. März 201511. 3. 2015


Du bist vor 26 Jahren in die Gewerkschaft eingetreten. War es damals schlimm für eine Frau in der männerdominierten IG Metall?

 

Christiane Benner: Nein, kann ich nicht sagen. Ich fand, dass die IG Metall damals schon sehr aufgeschlossen gegenüber Frauen und ihren Themen war. Aber im 27 Mitglieder zählenden Betriebsrat war ich eine von vier Frauen. Angestellte, jung, weiblich – da fühlte ichmich etwas einsam.


Heute sind 23 Prozent der Betriebsräte Frauen.

 

Ja, weil das Minderheitsgeschlecht in Betriebsräten jetzt mindestens so stark vertreten sein muss wie in der Belegschaft. Quoten bringen eben was.


Dann freust Du Dich, wenn der Bundestag diesen Monat das Gesetz über Frauenquoten in Führungspositionen beschließt?

 

Klar. Ministerin Manuela Schwesig hat gute Gesetze auf den Weg gebracht. Auch das Elterngeldplus, das ermöglicht, dass beide Elternteile die Arbeitszeit in gleichem Umfang verringern und sich Arbeit und private Aufgaben partnerschaftlich teilen können. Wenn noch das Rückkehrrecht von Teilzeit auf Vollzeit und Regelungen zu mehr Transparenz beim Entgelt kommen, sind das Meilensteine auf dem Weg zur Gleichheit.

 

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall (Foto: Frank Rumpenhorst)


Beim Thema gleiches Entgelt für gleiche Arbeit hat sich in den vergangenen Jahren immer noch nicht viel bewegt, oder?

 

Es ist so: Wo Tarifverträge gelten, sind die Abstände viel geringer als in Betrieben ohne Tarifbindung. Unsere Entgelttarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie schließen Diskriminierung aus. Frauen werden beim Grundentgelt auch nicht schlechter behandelt. Wir haben aber festgestellt, dass zu wenige Frauen hochdotierte Arbeitsplätze besetzen und sie weniger Boni und geringere Leistungszulagen erhalten.


Und woran liegt das?

 

Das hat vor allem damit zu tun, dass sie nicht die gleichen Aufstiegschancen haben wie Männer. Wenn sie Familienpausen einlegen, geraten sie ins Hintertreffen. Darum sind Gesetze wie ElterngeldPlus eine gute Sache. Aber auch tarifliche Bildungsteilzeit, wie sie sich die IG Metall in dieser Metall-Tarifrunde auf die Fahnen geschrieben hat.


Was will die IG Metall sonst in den Betrieben tun?

 

Wir haben in Pilotbetrieben untersucht, wo Frauen benachteiligt werden. Allein dass die Entgeltausschüsse sich mit dem Thema befassen, ist schon ein Erfolg. Eine Analyse ist die Voraussetzung, um den Blick zu schärfen und die Probleme gezielt angehen zu können. Die Erfahrungen in den Pilotbetrieben wollen wir möglichst überall nutzen.


Zurzeit redet alle Welt von der Digitalisierung, Stichwort Industrie 4.0. Ist das für Frauen auch ein Thema?

 

Studien zeigen: Die nächste Automatisierungswelle wird die kaufmännischen Berufe treffen, von der Finanzbuchhaltung bis zur Dokumentenverwaltung. Und da arbeiten oft Frauen. Für ihre beruflicheZukunftwirdQualifizierung ganz entscheidend werden.


Nützt den Frauen der Fachkräftemangel, den die Arbeitgeber beklagen?

 

Bisher kaum. Unsere Beschäftigtenbefragung hat gezeigt, dass 25 Prozent von ihnen unter ihrer Qualifikation arbeiten. Da liegen große Potenziale brach. Statt zu jammern, sollten die Arbeitgeber sich anstrengen und Fantasie entwickeln, wie sie Frauen besser fördern können. Nicht jede Frau und jeder Mann will Karriere machen. Aber die, die es wollen, müssen es auch können. Und wenn Männer und Frauen eine Zeit lang beruflich kürzertreten wollen, um sich um ihre Familie zu kümmern oder Angehörige zu pflegen, darf sich das nicht nachteilig auf ihre beruflichen Entwicklungschancen auswirken.


Am 8.März ist Internationaler Frauentag. Für die IG Metall ist der März Frauenwerbemonat. Was passiert da?

 

Jede Menge Veranstaltungen in Betrieben und Verwaltungsstellen zu unseren Themen gleiches Entgelt, Vereinbarkeit und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Wir engagieren uns das ganze Jahr für diese Themen, aber in diesem Monat wollen wir sie in den Betrieben besonders in den Fokus stellen – unter unserem selbstbewussten Motto „Wer die Besten will, kann auf Frauen nicht verzichten“.


Wie sieht es denn mit den Besten in der IG Metall aus?

 

Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben gewinnen jedes Jahr mehr weibliche Mitglieder hinzu. Auch viele junge Frauen. Zurzeit sind mehr als 400 000 unserer rund 2,3 Millionen Mitglieder Frauen.


Macht 17,8 Prozent. Unter den Beschäftigten sind aber 20,7 Prozent Frauen.

 

Ja, da ist noch Luft nach oben. Nach den Zuwächsen in den vergangenen Jahren bin ich sehr optimistisch, dass wir das schaffen.


Kannst Du in zwei Sätzen sagen, was die IG Metall für Frauen attraktiv macht?

 

Erstens: Was sollte im Betrieb attraktiver sein als die IG Metall? Wir sind diejenigen, die die Arbeitswelt humaner und gerechter machen. Zweitens: Wir haben im Blick, was die Themen der Frauen sind. Und was sie bewegt, bewegt die IG Metall.

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