Bundesweiter Aktionstag
Metallerinnen und Metaller kämpfen um jeden Standort bei MAN

Bundesweit gingen die Beschäftigten von MAN vor die Tore und auf die Straße. Gemeinsam mit der IG Metall wehren sie sich gegen den geplanten Stellenabbau.

23. September 202023. 9. 2020 |
Aktualisiert am 1. Oktober 20201. 10. 2020


„Nicht mit uns – wir wehren uns! Wir Metallerinnen und Metaller kämpfen um jeden Standort und um jeden Arbeitsplatz!“ Steffen Zieger, Gesamtbetriebsratsvorsitzender MAN Truck & Bus Deutschland (MTBD), fand deutliche Worte: Gemeinsam mit der IG Metall und den anderen Betriebsräten der Werke der MAN hatte er zum bundesweiten Protest aufgerufen. Die Beschäftigten strömten in Massen vor die Werkstätten und Fabriken auf die Straße zu außerordentlichen Betriebsversammlungen. Sowohl in den Werken als auch in 70 Werkstätten bundesweit gingen Kolleginnen und Kollegen gegen die Sparpläne auf die Straße! Sie zeigten dem MAN-Vorstand eindrucksvoll, dass sie so nicht mit sich umspringen lassen.

Denn eins ist klar: Es ist ein Kulturbruch und eine Riesensauerei, was MAN plant. 9500 Menschen sollen insgesamt ihren Arbeitsplatz verlieren, allein in den Niederlassungen 1 500. Eine fatale Fehlentscheidung! Über Jahrzehnte waren die Niederlassungen ein verlässlicher Ertragsbringer für den Gesamtkonzern, jetzt sollen sie kaputtgespart werden. Es ist ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigter der MAN. Denn sie haben hervorragende Arbeit geleistet. Sie waren diejenigen, die MTBD an die Spitzenposition bei Marktanteilen und Service-Zufriedenheit gebracht haben, bestätigt Gesamtbetriebsratsvorsitzender Zieger. Als vergiftetes Dankeschön soll jetzt also der Job-Abbau kommen.


Betriebsrat und IG Metall wehren sich gegen Rasenmäher-Methode

Das Management von MAN müsste eigentlich genau wissen, dass plumpe Sparpläne der falsche Weg sind. „Nicht zuletzt die Zerschlagung der Niederlassungslandschaft beim Wettbewerber dient als warnendes Beispiel und sollte auch betriebswirtschaftlich ein Überdenken der Pläne auslösen“, gibt Zieger zu bedenken. Er macht deutlich: „Wir werden nicht zusehen, wie Beschäftigten und ihren Familien die Existenzgrundlage entzogen wird.“ Der Aktionstag war erst der Anfang!

Auch der Konzernbetriebsrat der MAN reagierte mit scharfer Kritik auf den angekündigten Stellenabbau. „Es kann nicht sein, dass Stellenabbau und Standortschließungen die einzigen Lösungsansätze sind, die dem Vorstand einfallen“, sagte der KBR-Vorsitzende Saki Stimoniaris in München. Er bezeichnete die Pläne als „Konzepte von tief unten aus der Mottenkiste“ und als „Rasenmäher-Methode“. Dadurch würde in Österreich und Deutschland fast jeder zweite Job wegfallen.


Politik stellt sich auf Seite der Beschäftigten

Das Engagement der Beschäftigten, des Betriebsrats und der IG Metall zeigt bereits Wirkung. Die Politik stellt sich jetzt auf die Seite der Beschäftigten. Die IG Metall hatte für den Protesttag im von Schließung bedrohten Werk Plauen Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) eingeladen. Der kam und kündigte an, mit dem Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) nach München zum MAN-Vorstand zu reisen, um sich für den Erhalt einzusetzen. „Dieser Standort ist produktiv, dieser Standort schreibt schwarze Zahlen, es gibt keinen Grund, diesen Standort in Frage zu stellen“, betonte der Minister.


Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung gekündigt

In der Zwischenzeit dreht die Konzernführung alles Richtung betriebsbedingter Kündigungen. Eigentlich sind diese bis 2030 vertraglich ausgeschlossen. Nur hat der Vorstand nun diese Vereinigung zum 30. September gekündigt. Betriebsbedingte Kündigungen wären somit ab dem nächsten Jahr möglich. Beschäftigte und Betriebsrat sind erschüttert, dass das Wort des Vorstandes wohl nichts zählt. „Wer einen Vertrag zehn Jahre vor Ablauf kündigt, ohne Alternativen ausgelotet zu haben, sollte sich genau überlegen, was er damit auslöst“, sagt der KBR-Vorsitzende Stimoniaris.


IG Metall kündigt juristische Schritte an

„Wir haben kein Interesse an Eskalation, sagen aber auch klar, dass wir für unsere Rechte kämpfen werden“, so Stimoniaris. Und auch Bernd Osterloh schaltet sich ein und gibt sich optimistisch. Der Betriebsratsvorsitzende des MAN-Mutterkonzerns VW sagt: „Eine solche Vorgehensweise wird nicht ansatzweise zum Erfolg führen. Daher werden wir im Laufe der Verhandlungen dafür sorgen, dass die umfangreiche Beschäftigungssicherung wieder in Kraft tritt.“

Der MAN-Betriebsrat und die IG Metall haben bereits angekündigt, nun juristische Schritte einzuleiten und die Kündigung der Vereinbarung genau zu prüfen.

IG Metall vor Ort
Beratung, Service, Hilfe

Noch Fragen? Informiere Dich bei Deiner zuständigen IG Metall Geschäftsstelle.

IG Metall-App
News direkt aufs Smartphone

Nachrichten zu aktuellen Themen, Ratgeber, Tariftabellen und mehr - hol' Dir die IG Metall-App für Android oder iOS!

Mehr Infos
Neu auf igmetall.de