Zweiter Betriebsrätinnen-Tag der IG Metall in Berlin
Keine Flatrate auf Arbeitszeit

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, lehnt es ab, dass Beschäftigte rund um die Uhr verfügbar sein müssen. Sie fordert, dass sich die Arbeitszeit wieder stärker an den Bedürfnissen der Beschäftigten orientiert.

5. Oktober 20165. 10. 2016


Ein eiliger Auftrag oder ein Projekt, das in der Endphase ist – wenn es notwendig ist, arbeiten immer mehr Arbeitnehmer auch am Wochenende oder nach Feierabend. Sie schauen am Arbeitsplatz nicht auf die Uhr, arbeiten nicht selten bis in den Abend hinein, manche auch im Urlaub oder am Wochenende. Die Arbeit muss schließlich gemacht werden, sagen sich Viele und sie arbeiten oft deutlich länger, als es im Arbeitsvertrag oder im Tarifvertrag festgelegt ist.


Tatsächliche Arbeitszeiten steigen

In der Metall- und Elektroindustrie gilt die 35-Stunden-Woche – in den alten Bundesländern. Im Osten sind es 38 Stunden, die nach dem Tarifvertrag in der Woche gearbeitet werden sollte. Tatsächlich haben sich jedoch die Arbeitszeiten in beiden Regionen angenähert und liegen im Bundesdurchschnitt bei 40 Stunden wöchentlich.

„Die Arbeitgeber konnten nunmehr jahrzehntelang die tariflich vereinbarte 35-Stunden-Woche in der Metall- und Elektroindustrie in alle Richtungen nach ihren Erfordernissen ausdehnen“, kritisiert Christiane Benner auf dem Betriebsrätinnen-Tag der IG Metall in Berlin. Tatsächlich arbeitet nur noch ein Fünftel der Beschäftigten in den Branchen der IG Metall heutzutage 35 Stunden. Drei Viertel der Metallerinnen und Metaller arbeiten länger. Ein Großteil dieser Überstunden verfällt. Für 2015 kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) deutschlandweit auf 997 Millionen unbezahlte Überstunden.

„Das ist nichts anderes als eine versteckte Entgeltkürzung! Das ist nichts anderes, als den Wert von Arbeit anzugreifen“, kritisiert die Gewerkschafterin.

 

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall (Foto: Frank Rumpenhorst)


Bedürfnisse der Beschäftigten

„Wir wollen keine Flatrate auf die Arbeitszeit! Das mag für Handyverträge sinnvoll sein, aber ganz sicher nicht für Arbeitsverträge“, so die Gewerkschafterin. Menschliche Arbeit hat einen Wert. Diese Leitlinie muss auch für das digitale Zeitalter gelten – gerade weil sich mit der Digitalisierung die technischen Möglichkeiten radikal verändern. Die Gefahr ist groß, dass damit der Druck auf die Beschäftigten steigt, im Job noch präsenter und flexibler sein zu müssen.

Das Ziel darf nicht sein, jederzeit und an jedem Ort arbeiten zu müssen. Die IG Metall lehnt die Rundum-die-Uhr-Verfügbarkeit ab. „Wir wollen eine neue Balance, ein neues Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Beschäftigten und den betrieblichen Erfordernissen herstellen“, so Benner. Dafür sind klare Regelungen notwendig. Die IG Metall fordert deshalb in ihrer Arbeitszeitkampagne:

 

  • Mehr Gerechtigkeit: Jede geleistete Stunde muss erfasst und vergütet werden, unabhängig davon ob sie zu Hause oder unterwegs gearbeitet wurde.
  • Mehr Sicherheit: Arbeit muss planbar sein und Zeit für Qualifizierung und Weiterbildung ermöglichen.
  • Mehr Gesundheit: Humane Pausenregelungen und Schichtsysteme, sowie vernünftige Vereinbarungen für mobiles Arbeiten. Zudem muss ausreichend Personal vorhanden sein.
  • Mehr Vereinbarkeit: Dazu gehören mehr Zeitsouveränität, lebensphasenorientierte Arbeitszeiten sowie ein verbindliches Rückkehrrecht von Teil- auf Vollzeit.

 

Arbeitszeit
Mein Leben – meine Zeit

Gute Arbeit und Arbeitszeiten, die planbar sind und die die Beschäftigten selbst beeinflussen können. Diese Wünsche greifen wir mit unserer Kampagne „Mein Leben – meine Zeit. Arbeit neu denken!“ auf.

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