Tarifrunde Metall und Elektro 2022
„Die Jugend brennt - für 8 Prozent“

Auszubildende und Dual Studierende sind besonders von der Inflation betroffen. Alleine wohnen und leben, ohne Eltern, geht kaum noch, schon gar nicht in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet. Die IG Metall Jugend Rhein-Main demonstriert gemeinsam für 8 Prozent mehr Geld. Wir waren dabei.

8. November 20228. 11. 2022


Freitagabend 20 Uhr auf der Friedensbrücke in Frankfurt am Main: gemeinsame Aktion der IG Metall Jugend Frankfurt und Darmstadt zur Metall-Tarifrunde 2022. Auszubildende und Dual Studierende demonstrieren für die Tarifforderung der IG Metall: „Die Jugend brennt – für 8 Prozent!“.

Sie haben ein 20 Meter langes Banner dabei, das sie selbst ein paar Tage zuvor auf dem Parkplatz des Gewerkschaftshauses gemalt haben. Und sie haben Bengalos am Start.

Die Auszubildenden und Dual Studierenden sind besonders von den explodierenden Preisen betroffen, müssen jeden Cent dreimal herumdrehen: Essen, zur Arbeit fahren, wohnen – wie soll das noch gehen? Gerade in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet. Viele Auszubildende und dual Studierende sind auf Nebenjobs angewiesen, um über die Runden zu kommen.
 

Ohne die Eltern kommt kaum jemand zurecht

„Ich kenne kaum jemand, der ohne Unterstützung von den Eltern alleine zurecht kommt. Das Geld vom Staat reicht nicht“, meint Jason Henß, der eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker beim Regeltechnikhersteller Samson in Frankfurt macht „Mittlerweile muss ich mir schon überlegen, welches Obst und Gemüse ich mir noch leisten kann.“

Dabei hatte Jason noch Glück: Nach 150 Bewerbungen hat er ein günstiges Zimmer in einem Wohnheim gefunden – und sein Arbeitgeber zahlt noch etwas dazu. Trotzdem jobbt er noch 8 bis 10 Stunden in der Woche nebenher.

„Wir brauchen dringend die 8 Prozent mehr Geld. Das Angebot der Arbeitgeber (Einmalzahlungen) finden wir einfach lächerlich“, erklärt Sybille Güniker. Sie ist Mechatronik-Auszubildende und Jugendvertreterin bei Dentsply Sirona in Bensheim, südlich von Darmstadt. Bus und Bahn sind dort schon eher dürftig. Doch die Fahrt mit dem Auto ist für immer mehr Auszubildende und Dual Studierende kaum noch zu bezahlen.

Aktion der IG Metall Jugend in Frankfurt a.M.

Wohnen, fahren, essen, leben – wie soll das gehen?

Schon vor der aktuellen Rekordinflation war bei vielen Auszubildenden und Dual Studierenden vieles knapp kalkuliert. Doch jetzt geht es gar nicht mehr. Viele sind wieder zurück zu ihren Eltern gezogen. Allein ein WG-Zimmer im Rhein-Main-Gebiet kostet schon 500 Euro – über die Hälfte der monatlichen Ausbildungsvergütung. Rücklagen für Reparaturen oder sonst was außer der Reihe kann kaum jemand bilden. Zum gut Leben, Spaß haben, Ausgehen reicht es erst recht nicht mehr.

Die dual Studierenden müssen auch noch ihren Semesterbeitrag (rund 300 Euro im Halbjahr) selbst bezahlen. Und sie müssen immer weiter fahren. „Wir kriegen das gerade so zu viert in Fahrgemeinschaft hin“, erzählt Jeremy Zoth, Dualer Mechatronik-Studierender bei Opel Rüsselsheim. Von seiner Dualen Hochschule in Mannheim, wo er auch sein Zimmer hat, bis zum Opelwerk sind es 75 Kilometer. Und sein Semesterticket gilt nicht so weit. „Zum Glück habe ich ein günstiges Zimmer in einem Studentenwohnheim gefunden. Trotzdem kann ich mir nur grundlegende Ausgaben leisten. Ohne die Hilfe meiner Eltern würde es gar nicht gehen.“

Aus Sicht seines Jugend- und Auszubildendenvertreters bei Opel, Elias Fischer, reichen nicht einmal die 8 Prozent. „8 Prozent wären für uns gerade mal 80 Euro“, rechnet er vor. „Davon allein kannst Du Dir die immer teureren Güter nicht mehr leisten. Deshalb brauchen wir auch eine soziale Komponente im Tarifabschluss.“


Solidarität gewinnt

Bei der Aktion auf der Friedensbrücke sind auch junge Beschäftigte aus anderen Gewerkschaften dabei, etwa von Procter&Gamble in Kronberg/Taunus, die bei der IG BCE und im Chemie-Tarif sind – „aus Solidarität mit der IG Metall“. Schon beim Bemalen des Banners haben spontan junge Kolleginnen und Kollegen anderer Gewerkschaften mitgemacht – „weil es eben wichtig ist.“. „Weil wir alle an einem Strang ziehen müssen.“

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