Erfolg der Solidarität
Streik bei Weisensee bringt Tarifvertrag und mehr Geld

Nach 23 Tagen Streik haben die Weisensee-Beschäftigten in Eichenzell/Hessen ihren Tarifvertrag mit der IG Metall erkämpft: 1250 Euro Coronaprämie im März. 2,3 Prozent mehr Geld ab Juli. 30 Tage Urlaub. Weihnachts- und Urlaubsgeld. Und künftig alle Tariferhöhungen der Metall- und Elektroindustrie.

13. Januar 202213. 1. 2022


Sie haben ihren Tarifvertrag: Nach 23 Tagen Streik haben sich die Beschäftigten von Weisensee Warmpressteile in Eichenzell bei Fulda gemeinsam mit der IG Metall durchgesetzt. Die Geschäftsleitung hatte lange grundsätzlich den Abschluss eines Tarifvertrags blockiert. Doch heute Morgen gelang nach zehn Stunden Verhandlung der Durchbruch.

Im März gibt es einmalig 1250 Euro Coronaprämie. Ab Juli steigen die Entgelte um 2,3 Prozent, ab Juli 2023 um weitere 1,2 Prozent. Und künftig erhalten die Weisensee-Beschäftigten alle Tariferhöhungen der Metall- und Elektroindustrie.

Für einen Großteil der 77 Beschäftigten ist das die erste Lohnerhöhung seit Jahren. Viele haben seit über zehn Jahren keine Erhöhung mehr bekommen. Insgesamt lagen die Arbeitsbedingungen bislang 30 Prozent unter dem Branchenschnitt.
 

Faire Eingruppierung, 30 Tage Urlaub, Sonderzahlungen

Zudem wird bei Weisensee das Entgeltrahmenabkommen (ERA) der Metall- und Elektroindustrie eingeführt, das eine faire und gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit sichert. Bisher gab es bei Weisensee erhebliche Unterschiede von mehreren Euro in der Stunde für die gleiche Tätigkeit.

Außerdem gibt es ab sofort 30 Tage Urlaub im Jahr für alle. Zudem wird schrittweise das tarifliche Weihnachts- und Urlaubsgeld bei Weisensee eingeführt.

Der Arbeitgeber verpflichtet sich, weitere Gespräche zur Heranführung an den hessischen Metall- und Elektrotarif zu führen.
 

100%

Die IG Metall-Mitglieder bei Weisensee (98,7 Prozent) stimmten zu 100 Prozent für die Annahme des Ergebnisses. Foto: Reiner Kunze, Verdi-Fototeam Hessen

 

100 Prozent für Annahme – Erfolg der Solidarität

Ihren Kampf um einen Tarif starteten die Weisensee-Beschäftigten im letzten Frühjahr. Immer mehr traten in die IG Metall ein. Der Organisationsgrad stieg auf 98,7 Prozent IG Metall-Mitglieder im Betrieb: 76 von 77 Beschäftigten sind dabei.

Sie wählten eine Tarifkommission, stellten Forderungen auf und forderten die Geschäftsleitung zu Verhandlungen auf. Doch die Geschäftsleitung blockierte. Anfang Dezember stimmten 97,2 in einer Urabstimmung für Streik. Für das nun erzielte Verhandlungsergebnis stimmten am Donnerstagmorgen 100 Prozent mit Ja.

„Durch das gemeinsame und solidarische Handeln der nahezu geschlossen organisierten Beschäftigten war dieser Tarifabschluss möglich und ist deshalb auch ein Erfolg der Solidarität“, erklärt Verhandlungsführer Robert Weißenbrunner, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Hanau-Fulda. „Der erfolgreiche Kampf um einen Tarifvertrag bei Weisensee ist beispielhaft für andere Betriebe, insbesondere in der Region Osthessen, aber auch darüber hinaus. Wir danken allen Unterstützerinnen und Unterstützern, die uns in den letzten Wochen und Monate zur Seite gestanden haben. Ohne die breite Solidarität aus anderen Betrieben, Verbänden, Amts- und Mandatsträgern, Parteien und Organisationen wäre dieser Tarifabschluss nicht möglich gewesen.“

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Weitere Infos und Fotos auf der Internetseite der IG Metall Hanau-Fulda

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