Hilfe für Flutopfer
„Die Belegschaft steht zusammen“

Nach der Flutkatastrophe sind auch Metallerinnen und Metaller dringend auf Hilfe angewiesen. Die Betriebsräte und die IG Metall vor Ort kümmern sich und helfen den Betroffenen.

2. August 20212. 8. 2021


Ärmel hochkrempeln, anpacken. Das war von Anfang an die Devise von Betriebsräten vor Ort, wo Kolleginnen und Kollegen von der Hochwasserkatastrophe betroffen sind. Die Betriebsräte sind jetzt gefragt als Krisenmanager. Sie organisieren zum Beispiel das Sammeln von Kleidern und Hilfsgütern beim Autozulieferer Jopp in der Eifel. Das Unternehmen stellt am Standort Mechernich unter anderem Kühlsysteme für PKWs her. Von 240 Beschäftigten haben über zehn ihre Bleibe verloren. Mindestens ein Dutzend haben ihre Autos verloren, als sie von den Fluten mitgerissen wurden.  

„Wir als Betriebsrat haben sofort eine Gruppe gegründet unter dem Motto ‘Kollegen helfen Kollegen’ und eine Tauschbörse für Sachspenden organisiert“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Ralf Cardinal. Von Bautrocknungsgeräten, Kaffeemaschinen bis Möbel wird alles gebraucht. Als Soforthilfe hat Jopp 50 000 gespendet an lokale Hilfsorganisationen in der betroffenen Region.

Viele Leute, die im Betrieb in Mechernich arbeiten, sind derzeit beurlaubt, um die Schäden an ihren Wohnorten wie Hellenthal, Euskirchen, Erftstadt oder Gemünd zu beseitigen. Betriebsrat Cardinal. „Es herrscht gedrückte Stimmung, aber es muss weiter gehen und es gibt eine große Hilfsbereitschaft in der Belegschaft.“
 

Aufräumarbeiten in vollem Gang

Anders als bei Jopp war das Werk von ZF im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler direkt betroffen. Das Wasser stand bis zu zwei Meter hoch. Produktions- und Lagerhallen wurden geflutet. Von außen wurden mehrere Fahrzeuge, darunter ein Wohnwagen, in die ZF-Hallen gespült. Der Boden des Werks war mit einer dicken Schlammschicht bedeckt. Verletzte hat es glücklicherweise nicht gegeben. Die Aufräumarbeiten sind jetzt in vollem Gang.

Die Betriebsrätin Vera Dernbach ist seit dem Unglück pausenlos gefordert. Einen ganzen Tag hat sie etwa damit zugebracht, die Spinde der Belegschaft in der untersten Etage vom Schlamm zu befreien und den Inhalt zu sichern. Die Wertsachen sind zum größten Teil unbrauchbar geworden wie die Mobiltelefone, die dort zum Zeitpunkt des Unglücks weggeschlossen waren.  „Es ist dramatisch“, sagt Vera Dernbach. „Viele Menschen sind am Limit.“

Weil die Produktion in Ahrweiler momentan nicht möglich ist, ist man jetzt auf das ZF-Werk in Schweinfurt ausgewichen. Einige Beschäftigte haben sich freiwillig gemeldet und bauen die Produktion bei ZF in Schweinfurt auf. Währenddessen hilft die IG Metall Neuwied, wo sie kann. Sie hat mit den Betroffenen in der Region Kontakt aufgenommen und mit Soforthilfe unterstützt. Etwa 50 Metallerinnen und Metaller sind direkt betroffen und haben schwere Schäden an ihren Häusern erlitten. Manche Gebäude müssen abgerissen werden. Andere können durch eine komplette Entkernung vielleicht noch gerettet werden.


Metallerinnen und Metaller helfen solidarisch

„Das existenzbedrohende Ausmaß der Katastrophe macht eine unkomplizierte, solidarische finanzielle Unterstützung erforderlich“, sagt Markus Eulenbach von der IG Metall Neuwied. Viele Metallerinnen und Metaller haben sich solidarisch gezeigt und auf das Spendenkonto der IG Metall Neuwied schon eingezahlt.

Bei der Firma Gates Tube Fittings in Euskirchen haben mehrere Mitarbeiter*innen Haus oder Wohnung verloren. „Ein Kollege, dessen Haus überschwemmt wurde, ist Feuerwehrmann. Obwohl selbst in Not war er mehrere Tage im Dauereinsatz für andere“, berichtet der Betriebsrat Jürgen Hoch. Zusammen mit der Personalabteilung hat der Betriebsrat sehr schnell für Soforthilfe und Unterstützung gesorgt.

Die am schwersten Betroffenen, die ihre Bleibe verloren haben, haben 14 Tage bezahlten Sonderurlaub bekommen. Der Arbeitgeber hat sie in einem Hotel einquartiert. „Wir haben außerdem einen Spendenfonds eingerichtet, wo die Kollegen der anderen Standorte in Deutschland und im Ausland finanzielle Unterstützung leisten können“, sagt Betriebsrat Hoch. „Die Hilfe ist prima angelaufen. Alle packen mit an und krempeln die Ärmel hoch. Die Belegschaft steht zusammen.“
 

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