Arbeit mit Geflüchteten
Step by step fit werden für den Arbeitsmarkt

In Esslingen bekommen Geflüchtete neben Deutschunterricht Grundkenntnisse der Metallverarbeitung vermittelt. Das Pilotprojekt von IG Metall und Südwestmetall ist so erfolgreich, dass die Kombination aus Sprache und Berufsbildung jetzt dauerhaft eingerichtet wird.

29. September 201729. 9. 2017


Der Erfolg der Maßnahme ist beeindruckend: Alle zehn jungen Männer aus Syrien und Afghanistan, die daran teilgenommen haben, konnten danach in eine Ausbildung oder ein längeres Praktikum vermittelt werden. Aber der Reihe nach. 2016 hatten IG Metall und Südwestmetall gemeinsam beschlossen, jungen Geflüchteten den Zugang zur Ausbildung zu erleichtern. Grundlage war der sogenannte Tarifvertrag Förderjahr, der regelt, wie man sozial benachteiligte Jugendliche in den Arbeitsmarkt integrieren kann. Diesen Tarifvertrag gab es schon seit mehreren Jahren und er kam in der Situation wie gerufen.

Der erste Kurs wurde erfolgreich beendet und alle Geflüchteten fanden im Anschluss eine Weiterbeschäftigung in einem Metall- oder Handwerksbetrieb. Foto: IG Metall Esslingen

 


IG Metall und Südwestmetall vereinbarten zusammen mit der Arbeitsagentur einen zehnwöchigen Kurs für junge Geflüchtete mit Bleibeperspektive. Etwas Deutsch mussten die Teilnehmer schon können, Mindestvoraussetzung war Sprachniveau B1. Und so lief der Kurs ab, der im April 2017 startete: Vormittags wurde deutsch gepaukt. Außerdem wurde soziale Kompetenz gefördert und beigebracht, wie man sich bewirbt. Nachmittags arbeiteten die Teilnehmer in der Werkstatt und durchliefen einen Mechanik-Grundlehrgang.


Im Anschluss was gefunden

„Es ging darum, ein Gefühl für das Material zu entwickeln“, sagt Ralf Schimpf, der Projektleiter des Bildungszentrums in Plochingen, wo der Kurs stattfand. „Die Teilnehmer sollten selbst herausfinden, ob ein Beruf im Metallbereich etwas für sie ist. Uns war vor allem wichtig, eine Spaltung des Arbeitsmarktes zu verhindern“, sagt Max Czipf von der IG Metall Esslingen. „Flüchtlinge sollen nicht anders behandelt werden als alle anderen Beschäftigten.“ Alle zehn Kursteilnehmer haben im Anschluss eine Weiterbeschäftigung gefunden. Entweder eine Ausbildungsstelle in einem Metall- und Handwerksbetrieb. Oder sie wurden in Praktikum vermittelt.

Der Kurs war so erfolgreich, dass er jetzt vom Jobcenter fortgesetzt und auch vollständig finanziert wird. Die IG Metall Esslingen ist schon seit einigen Jahren sehr aktiv, was die Integration von Migranten und Flüchtlingen angeht. Am morgigen Samstag findet vormittags in Esslingen eine Kundgebung gegen Abschiebungen statt. Die IG Metall Esslingen ist Mitveranstalter. Auch der Tag des offenen Gewerkschaftshauses aus Anlass der Woche gegen Rassismus stand unter dem Leitgedanken, Verständnis für die Situation von Geflüchteten zu wecken und ihnen die Integration in die deutsche Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Der frühere Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen, Helmut Hartmann kümmert sich jetzt in seinem Ruhestand verstärkt um Flüchtlinge und begleitet sie etwa bei Behördengängen und unterstützt sie bei der Jobsuche.


Tipps für die, die helfen wollen

Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich für Flüchtlinge. Das Beispiel der IG Metall Esslingen steht stellvertretend für viele ähnliche Projekte in anderen IG Metall-Geschäftsstellen. Überall ist man auf Menschen angewiesen, die vor Ort anpacken. Einen Anspruch auf Freistellung von der Arbeit haben Ehrenamtliche nicht, allerdings kann es nicht schaden, mal vorzufühlen, ob der Arbeitgeber nicht doch das Engagement von Beschäftigten unterstützt. Oft geht mit gutem Verhandlungsgeschick mehr als man denkt. Prinzipiell ist es so, dass Bürger, die ehrenamtlich tätig sind, automatisch gesetzlich unfallversichert sind. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Bürger Sprachkurse geben, Flüchtlingen bei Behördengängen helfen, mit ihnen Fußball spielen oder sie zum Arzt begleiten. Wer selbst helfen und sich informieren möchte, welche Projekte in seiner Region laufen, für den gibt es den Projektatlas des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Man wählt sein Bundesland und bekommt Angaben, wo welche Integrationsprojekte laufen.
 

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