Wer über Privilegien verfügt, nimmt sie oft kaum wahr. Sie werden als selbstverständlich empfunden. Erst der Vergleich mit anderen, die nicht über das Privileg verfügen, macht die Ungleichbehandlung sichtbar.
Dieses Beispiel der Autorin Noah Sow verdeutlicht, worum es geht:
„Die Menschen zu benennen und eigenmächtig in Grüppchen einzuteilen, ist ein Privileg der Weißen; vielen von ihnen ist das jedoch gar nicht klar. Denn es wird erlernt, ohne das es extra ausgesprochen werden muss.“ (Quelle: Noah Sow 2018, S. 35).
Die eigenen Privilegien hinterfragen: Das kann gegenseitiges Verständnis fördern – und Benachteiligung und Vorverurteilung entgegenwirken.
Zuhören und Glauben schenken
Um die eigene Aufmerksamkeit für Rassismus zu schärfen sollte man Betroffenen zuhören und Glauben schenken. Welche Erfahrungen schildern sie? Wie gehen sie damit um?
Wichtig dabei: Man sollte niemanden bedrängen, von eigenen Rassismus-Erfahrungen zu berichten.
Wer Rassismus-Erfahrungen öffentlich schildert, setzt sich oft heftiger Kritik aus – besonders in den sozialen Netzwerken. Dort werden die Berichte oft in Zweifel gezogen, mit Häme oder mit Anschuldigungen beantwortet. Sich hier einschalten, Anteilnahme zeigen, Gegenrede posten: Das kann helfen, das Klima in den sozialen Netzwerken zu verbessern.
Informieren und austauschen
Wer Rassismus entgegentreten will, braucht Wissen. Das gilt auch für Wörter und ihre Bedeutung. Beispiel: Der Begriff „Rasse“. Er steht zwar immer noch im Grundgesetz, ist aber für die Beschreibung von Menschen ungeeignet. Wissenschaftlich betrachtet gibt es keine menschlichen „Rassen“. Wer Menschen in verschiedene „Rassen“ einteilen will, handelt rassistisch.
Anderes Beispiel: Der Begriff „Ethnopluralismus“, den die neu-rechte „Identitäre Bewegung“ verwendet. Der Begriff mag für manche nach „Vielfalt“ klingen. Gemeint ist aber die Schaffung ethnisch und kulturell homogener, als einheitlicher oder „reiner“ Staaten. Dahinter steckt ein völkisches Denken, das Menschen mit Migrationsgeschichte ihr Wohn- und Lebensrecht in Deutschland abspricht.
Wer sein Wissen über (Alltags-)rassismus erweitern will findet im Internet viel Material, zum Beispiel bei der Amadeu Antonio-Stiftung.
Auf der Webseite der Initiative Respekt gibt es Ideen für antirassistische Aktionen und Seminarangebote.
Aktiv werden
Hier noch einige Ideen, um gegen Rassismus aktiv zu werden:
- Auf igmetall.de gibt es Material, um online und offline Haltung gegen Rassismus zu zeigen (Social Media-Motive, Flyer, Plakatvorlagen usw.).
- In vielen IG Metall-Geschäftsstellen gibt es Arbeitskreise zu den Themen Migration und Antirassismus.
- Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bietet kostenlose Beratung für Betroffene von Diskriminierung an. Hintergrund: Diskriminierung ist in Deutschland verboten. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt vor solcher Benachteiligung – im Arbeitsleben und bei Alltagsgeschäften. Betroffene können gegen Diskriminierung je nach Einzelfall auch rechtlich vorgehen.
- Im Betrieb können Aktive das AGG nutzen und zum Beispiel Beschwerdestellen einrichten oder Betriebsvereinbarungen zum „Partnerschaftlichen Verhalten am Arbeitsplatz“ vorantreiben.