Leihbeschäftigte erhalten festen Arbeitsplatz
Airbus-Tochter Premium Aerotec übernimmt 514 Leiharbeiter fest

Beim Flugzeugbauer Premium Aerotec haben 514 Leihbeschäftigte endlich einen festen Arbeitsplatz. Das setzte der Betriebsrat durch. Allein am Standort Nordenham sind 279 Leiharbeiter übernommen worden. Sie profitieren auch davon, dass 800 Stammbeschäftigte zusätzliche acht Tage frei nehmen.

6. März 20196. 3. 2019


Die Airbus-Tochter Premium Aerotec hat 514 Leiharbeitnehmer übernommen. Das hat der Gesamtbetriebsrat in Verhandlungen durchgesetzt. Allein am Premium Aerotec-Standort Nordenham haben nun 279 Leiharbeiter einen festen Arbeitsplatz.

Dazu kombinierte der Betriebsrat zwei Tarifverträge der IG Metall: Der Airbus-Konzerntarifvertrag zur Leiharbeit schreibt vor, dass bei länger beschäftigten Leiharbeitern eine Übernahme geprüft werden muss. Und der mit dem Metall-Tarifabschluss vor einem Jahr verbesserte Manteltarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie gibt ab diesem Jahr Beschäftigten mit Kindern, pflegedürftigen Angehörigen und in Schichtarbeit die Option, acht zusätzliche Tage im Jahr frei zu nehmen. Um die acht Tage möglich zu machen, wurden in Nordenham 35 Leihbeschäftigte neu eingestellt und zugleich 279 langjährige Leiharbeiter übernommen.

 

Thorben Müller, Ex-Leiharbeiter, seit 1. März fest bei Premium Aerotec in Nordenham


„Durch das Zusammenspiel der beiden Tarifregelungen haben deutlich mehr Menschen eine sichere und gute Arbeit als zuvor“, macht der Betriebsratsvorsitzende Michael Eilers klar. „Sowohl für die Stammbeschäftigten als auch für die Leiharbeiter wird der Nutzen von Tarifverträgen hier sehr deutlich.“

Über ein dreiviertel Jahr hatten sich die Verhandlungen hingezogen. „Viele Leiharbeiter haben nicht daran geglaubt, dass es wirklich klappt. Es hieß, der Betriebsrat werde sich irgendwie ‚rausmogeln‘, irgendwas ‚mauscheln‘ - und wir würden auf der Straße landen“, erinnert sich der damalige Leiharbeiter Thorben Müller. „Als das Ergebnis dann da doch war, war das natürlich super – auch wenn nicht alle übernommen wurden“.


Endlich sicher

Seit 1. März ist Thorben Müller fest bei Premium Aerotec. Fast sieben Jahre lang hat der gelernte Fluggerätemechaniker als Leiharbeiter bei Premium Aerotec in Nordenham gearbeitet. Er hat hier schon seine Ausbildung gemacht - damals, als der Betrieb noch „Airbus“ hieß, hat dann noch mal studiert – und kam als Leiharbeiter zurück.

 

Philip von Loeper, Ex-Leiharbeiter, seit 1. Januar fest bei Premium Aerotec in Nordenham


Müller ist erleichtert, dass er endlich fest übernommen worden ist. Jetzt kann er etwa auch darüber nachdenken, eine Wohnung zu kaufen. Obwohl sich beim Geld gar nicht viel für ihn ändert. Die Leiharbeiter verdienen bei Premium Aerotec gemäß Airbus-Konzerntarifvertrag das gleiche Geld wie vergleichbare Stammmitarbeiter. Doch die Übernahme hat nun doch eine neue Qualität. „Es ist einfach ein Gefühl von Sicherheit“, erklärt Thorben Müller. „Als Leiharbeiter hast Du immer das Gefühl, dass Du jederzeit raus sein kannst.

Mehr Sicherheit – das ist auch für den nun ehemaligen Leiharbeiter Philip von Loeper das, was sich seiner festen Übernahme geändert hat. „Obwohl ich mir bei dem Arbeitsmarkt da draußen eigentlich keine Sorgen machen musste“, betont der 32-jährige Wirtschaftsingenieur. Als Planer für Neu- und Serienfertigung arbeitet er nun schon seit drei Jahren hier.

Warum Premium Aerotec eine Schlüsselposition wie die Organisation der Fertigung überhaupt über Leiharbeit nach draußen vergeben hat, wundert von Loeper. Ersatz für diese Arbeitsaufgabe ist auf dem Arbeitsmarkt nicht so einfach zu finden.


Lösung dank Tarifverträgen und IG Metall-Mitgliedern

Philip von Loeper ist IG Metall-Mitglied und stand dazu auch, als er noch Leiharbeiter war. „Warum auch nicht?“, findet er.

Auch Thorben Müller ist in der IG Metall. Bereits als Leiharbeiter war er ehrenamtlich aktiv, im Betrieb und als Delegierter in seiner IG Metall vor Ort, der Geschäftsstelle Wesermarsch. Bereits während seiner Ausbildung noch zu Airbus-Zeiten war er Jugend- und Auszubildendenvertreter und arbeitete im Ortsjugendausschuss der IG Metall mit.

„Wir haben nun ein gutes Ergebnis“, findet Müller. „Das hat auch nur geklappt, weil wir einen guten Organisationsgrad von rund 80 Prozent haben – durch die vielen IG Metall-Mitglieder hier am Standort Nordenham.“

Derzeit finden die nächsten Beratungen zwischen Arbeitgeberseite und Betriebsräten zur Auslastungs-und Personalentwicklung bei Premium Aerotec statt. Leider wird der Airbus 380, für den in Nordenham auch Rumpfschalen gefertigt werden, eingestellt. Andere Flugzeugprogramme jedoch sind stabil oder steigen sogar an. „Wir werden uns weiterhin für alle Beschäftigten einsetzen“, versichert Betriebsrat Eilers, der zugleich Mitglied des Vorstands der IG Metall ist.

Besser mit Tarif
Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen