Kassenbericht 2014
Erfolgreiche Arbeit, solide Kasse

Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall, hat den Kassenbericht für 2014 vorgelegt. Über 500 Millionen Euro Beiträge haben die Mitglieder im vergangenen Jahr überwiesen. Was die IG Metall damit gemacht hat, beschreibt Jürgen Kerner im Interview.


Jürgen, wenn Du den Kassenbericht 2014 studierst, musst Du ein glücklicher Mensch sein.

Jürgen Kerner: Ja, ich bin zufrieden. Der Zufluss aus Mitgliedsbeiträgen hat sich seit mehreren Jahren stetig erhöht. Die Entwicklung unserer Finanzen ist äußerst stabil.

Woran liegt das?

An drei Faktoren. Erstens haben wir im vierten Jahr in Folge mehr Mitglieder gewonnen. Zweitens hatten wir eine erfolgreiche Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Drittens haben die Verwaltungsstellen die Beiträge konsequent an die gestiegenen Einkommen angepasst.

Was bekommen die Mitglieder dafür Gutes?

Einen hohen Stellenwert hat für unsere Mitglieder, dass die IG Metall in Notlagen Schutz bietet. Mit unseren Rechtssekretären und dem DGB Rechtsschutz haben wir zum Beispiel qualifizierte Experten, die nah an den Betroffenen sind. Sie helfen bei Widersprüchen gegen Rentenbescheide oder Arbeitslosengeld, bei Streit um Entgeltabrechnungen oder Arbeitszeiten oder im Extremfall von Kündigungen.

Und wie viel Geld fließt unmittelbar in die Arbeit vor Ort?

Rund 35 Prozent – direkt oder über Investitionsfonds. Das sind rund 180 Millionen Euro. Unsere Mitglieder wollen kompetente Ansprechpartner haben. Darum geben wir außerdem viel Geld für die Bildung unserer Aktiven aus, zum Beispiel für Vertrauensleute, Betriebsräte und Jugendvertreter. Ein weiterer großer Ausgabenblock ist die Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehören die Pressestelle, die metallzeitung und die Onlinemedien, mit denen wir viele Menschen erreichen. Ein weiteres großes Feld sind die Kampagnen.

Warum macht die IG Metall eigentlich Kampagnen?

Ich nenne nur einige Beispiele: Um in Beschäftigtengruppen und in Branchen Mitglieder zu gewinnen, in denen wir stärker werden wollen. Und um politisch etwas bewegen zu können – wie es uns beim Mindestlohn und der Rente für besonders langjährig Versicherte gelungen ist. Unsere Mitglieder erwarten, dass wir uns auch um die Probleme kümmern, die nicht im Betrieb, sondern nur politisch gelöst werden können.

Wie hoch die Rücklagen sind, bleibt weiterhin ein Geheimnis?

Ja, aus den bekannten Gründen. Sollte es zu einem Arbeitskampf kommen, sollen die Arbeitgeber nicht wissen, wie unsere finanzielle Handlungsfähigkeit aussieht.

Wir haben ja schon lange nicht mehr gestreikt.

Stimmt, aber die Rücklagen werden nicht nur für Arbeitskämpfe gebildet. Aus ihnen werden auch Ansprüche der Mitglieder aus der Satzung bezahlt, wie Sterbegeld, und die betriebliche Altersversorgung für unsere Beschäftigten. Und vor allem: Wir finanzieren aus unserem Vermögen wichtige Zukunftsaufgaben. Dass wir eine längere Zeit ohne Streiks erlebt haben, heißt auch nicht, dass es immer so bleibt. Das kann sich jederzeit wieder ändern. Und wenn wir in einem künftigen Großkonflikt erhebliche Mittel aufwenden müssen, sollte immer noch genug Geld für unsere wichtigen Zukunftsprojekte vorhanden sein.

Welche Projekte zum Beispiel?

Arbeit und Leben in Einklang bringen. Die digitale Revolution so bewältigen, dass sie nicht zulasten der Beschäftigten geht. Dagegen angehen, dass Unternehmen sich der Zuständigkeit der IG Metall entziehen, in dem sie Bereiche auslagern und 30 Prozent niedrigere Löhne zahlen.

18,6 Prozent der Einnahmen bleiben beim Vorstand.

Die Beschäftigten in der Vorstandsverwaltung sind ― genauso wie die in den Bezirken und Verwaltungsstellen ― Dienstleister, die die Arbeit vor Ort unterstützen. Die IG Metall ist stark und erfolgreich dank des Engagements der vielen ehren- und hauptamtlichen Mitglieder vor Ort: in den Betrieben und Kommunen. Aber vieles kann effektiver und kostengünstiger geleistet werden, wenn es zentral gemacht wird statt in 155 Verwaltungsstellen. Etwa, Kampagnen und bundesweite Aktionen koordinieren. Auch beim Einkauf oder den Informationstechnologien übernehmen wir vieles zentral; damit ersparen wir der IG Metall vor Ort viel Zeit und Geld. Die Vorstandsverwaltung wirtschaftet kostenbewusst und unterwirft sich einem strengen professionellen Controlling.

Wie wirkt es sich eigentlich auf das Vermögen der IG Metall aus, dass die Zinsen momentan so niedrig sind?

Die Niedrigzinsphase macht sich natürlich bemerkbar, hat uns aber keine Verluste beschert. Da wir keine Zocker sind, sondern die Beiträge unserer Mitglieder solide, also konservativ, und langfristig anlegen, schießen unsere Zinseinnahmen in Hochzinsphasen nicht so hoch wie bei Anlegern, die munter drauflos spekulieren, aber sie rutschen in schlechten Zeiten auch nicht ins Minus.

Ethische Grundsätze gelten auch immer noch?

Natürlich. Die ethischen Grundsätze werden stringent angewendet und die Anlagen regelmäßig überprüft.

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