Tarifrunde Metall und Elektro 2022
Metall-Tarifkommissionen fordern 8 Prozent

8 Prozent mehr Geld, dauerhaft. Mit dieser Forderung soll die IG Metall in die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie gehen. Das haben heute die regionalen Tarifkommissionen der IG Metall nach Diskussionen in den Betrieben und auf Versammlungen beschlossen.

30. Juni 202230. 6. 2022 |
Aktualisiert am 1. Juli 20221. 7. 2022


Die 8 lacht: Um 8 Prozent sollen die Entgelte und Ausbildungsvergütungen steigen. Die Laufzeit: 12 Monate. Mit dieser Forderung soll die IG Metall im September in die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie gehen.

Das haben heute die regionalen Tarifkommissionen der einzelnen Tarifgebiete beschlossen. Grundlage hierfür waren Diskussionen, Befragungen und Versammlungen in den Betrieben und Konferenzen der IG Metall-Geschäftsstellen vor Ort.
 

Breite Diskussion und Beteiligung in den Betrieben

Die Diskussion in den Tarifkommissionen zeigte eine große Bandbreite in den Betrieben: Einige Betriebsräte berichteten von Milliardengewinnen und Rekordrenditen in ihren Unternehmen – und brachten deutlich höhere Erwatungen als 8 Prozent aus den Diskussionen mit ihren Belegschaften mit. Andere Tarifkommissionsmitglieder haben eine eher schwierige Ertragslage in ihren Betrieben – aufgrund von Preissteigerungen, die sie nicht an Kunden weitergeben können, sowie aufgrund der andauernden Lieferprobleme etwa bei Halbleiterchips.

Dennoch einigten sich die Tarifkommissionen schließlich auf eine gemeinsame Forderung, die am oberen Ende des vom IG Metall-Vorstand am 20. Juni empfohlenen Korridors von 7 bis 8 Prozent liegt: 8 Prozent. Diese Forderung wollen sie nun gemeinsam im Herbst in ihren Betrieben durchsetzen und dafür kämpfen.

Zugleich ist den Metallerinnen und Metallern in den Tarifkommissionen bewusst, dass sie die kriegsbedingte Extrem-Inflation nicht durch Tarifpolitik allein auffangen können. Neben der Metall-Tarifrunde macht die IG Metall auch weiter für weitere Entlastungen aus Berlin Druck – mit ihrer Kampagne „Krisengewinne abschöpfen – Kosten deckeln!“.
 

Stimmen aus den Tarifkommissionen
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Michael Häberle, Betriebsratsvorsitzender, Mercedes Untertürkheim

„Bei uns im Betrieb haben wir eher Richtung 11 Prozent diskutiert. Wir haben im ersten Quartal eine Kapitalrendite von 16,4 Prozent erwirtschaftet. Allerdings hat eine Hälfte der Belegschaft 170 000 Überstunden geleistet, die andere Hälfte war in Kurzarbeit. Daher hören wir auch, was andere Betriebe sagen, die von Preissteigerungen und Halbleiterkrise betroffen sind. Wir stehen zu unserer gemeinsamen Forderung – und werden dafür auch gemeinsam raus vors Tor gehen.“

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Lana Horstmann, Betriebsrat, Thyssenkrupp Rasselstein, Andernach

„8 Prozent - das passt. Am wichtigsten ist für uns, dass es wieder eine dauerhafte tabellenwirksame Erhöhung wird. Das stand bei der Befragung unserer Beschäftigten an erster Stelle. Auf Platz 2 kommt allerdings dann direkt die Beschäftigungssicherung. Von daher sind 8 Prozent eine realistische Forderung – für uns als Thyssenkrupp-Tochter auch mit Blick auf die Stahlindustrie.“

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Marcel Koberstein, Jugendvertretung, BMW Dingolfing

„Wir haben im Betrieb 8,5 gefordert – aber wichtig war uns, dass eine 8 vorm Komma steht. Mit dieser Forderung können wir mobilisieren. Die Beschäftigten sind heiß darauf, endlich wieder mehr auf dem Lohnzettel zu haben – und nicht immer nur Sonderzahlungen. Es wäre gut, wenn im Ergebnis noch etwas für die Auszubildenden herausspringt, etwa bei der sozialen Komponente.“

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Eva Schmidt, Betriebsrat, KSB Frankenthal

„Bei uns sieht es im Betrieb wirtschaftlich gut aus und deshalb brauchen wir jetzt auch eine tabellenwirksame Erhöhung. Wir tragen die Forderung von 8 Prozent voll mit. Selbst der Arbeitgeberverband hat ja mittlerweile erkannt, dass man kaum Fachkräfte mehr auf dem Arbeitsmarkt bekommt. Bezahlt die Leute anständig. Dann kommen die Beschäftigten – und bleiben auch.“

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Michael Luckert, Betriebsrat, ZEISS Jena

„Das Wichtigste ist eine tabellenwirksame Erhöhung mit kurzer Laufzeit. Entscheidend wird sein, dass wir keine Einmalzahlungen und keine Differenzierungen zulassen. Das Entgelt-Plus muss schnell und dauerhaft bei den Beschäftigten ankommen. Die Unternehmen können sich das leisten. Bei uns konnte während der Kurzarbeit und der Pandemie ein Rekordjahr an das nächste gehängt werden. Das ist die Leistung der Beschäftigten, die wir jetzt einfordern.“

Betriebsratsvorsitzender BMW-Werk Leipzig

Jens Köhler, Betriebsratsvorsitzender BMW-Werk Leipzig

„Wir wollen oben landen. Es muss mindestens eine 8 bei einer Laufzeit von 12 Monaten sein. Wir wollen die Tabellenwirksamkeit ab Kündigung der Entgelttarife – oder eine ordentliche Einmalzahlung bis zur Tabellenwirksamkeit.“

Betriebsratsvorsitzender Gilette

Lars Papenbrock, Betriebsratsvorsitzender Gilette

„Unser Unternehmen hat gut verdient. Die 8 Prozent sind ein realistischer Wert, für den wir auch streiken können. Dafür werden wir massiv kämpfen, das müssen wir auch. Unser Thema ist aber: Haben wir noch genug Gas, um am Ende des Jahres weiter zu produzieren? Wir haben andere Standorte im Unternehmen, die haben keine Gasprobleme."

Stahl- und Drahtwerk Röslau

Nadine Anger, Stahl- und Drahtwerk Röslau

„Der Anstieg der Lebenshaltungskosten trifft unsere Beschäftigten hart. Sie können die Preise ja nicht weitergeben, anders als viele Unternehmen. Wir brauchen jetzt einen guten Lohnabschluss, um die Kaufkraft der Beschäftigten zu stärken. Unsere Forderung von acht Prozent ist dafür eine gute Ausgangsposition.“

Premium Aerotec Augsburg

Sebastian Kunzendorf, Premium Aerotec Augsburg

„Nach den Jahren ohne tabellenwirksame Tariferhöhung erwarten wir eine deutliche Entgeltsteigerung. Bei den Unsicherheiten, die wir aktuell politisch befürchten, ist eine tabellenwirksame Tariferhöhung für eine gewisse Planungssicherheit wichtig, auch für die Arbeitgeberseite. In vielen Betrieben wurde über eine höhere Forderung gesprochen, da es ihnen gut geht. Wenn wir uns die Gesamtsituation in der Metallindustrie anschauen, ist die Forderung acht Prozent genau richtig.“

Audi Ingolstadt, IG Metall-Jugend

Valentin Dieckert, Audi Ingolstadt, IG Metall-Jugend

„Es ist wichtig, dass wir eine überproportionale Beteiligung aller Azubis und Dual Studierender bekommen. Die junge Generation hat die gleichen Preissteigerungen zu verkraften und braucht dringend zusätzliches Geld, um ihr Leben zu finanzieren. Wir freuen uns über das solidarische Signal der Tarifkommission, dass die Jugend Rückhalt und Unterstützung bekommt.“

Verhandlungen starten im September

Am 11. Juli wird der IG Metall-Vorstand nun die Forderungen der regionalen Tarifkommissionen bündeln und eine gemeinsame Forderung verabschieden.

„Mit ihrem Forderungsbeschluss hat die Tarifkommission deutlich gemacht, dass eine ordentliche Entgelterhöhung für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie jetzt möglich und vor allem dringend nötig ist“, erklärt der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, der heute bei der Tarifkommission im IG Metall-Bezirk Küste als Gast dabei war. „Klar geworden ist auch, dass eine Einmalzahlung nicht reicht. Gemeinsam mit den Ergebnissen der übrigen Tarifkommissionen ist dies eine gute Grundlage für den endgültigen Forderungsbeschluss, den der Vorstand der IG Metall am 11. Juli treffen wird. Dann sind die Arbeitgeber dran. Wir erwarten ein vernünftiges Angebot und ernsthafte Verhandlungen von Anfang an.“

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie starten Mitte September.

Am 28. Oktober läuft die Friedenspflicht aus. Danach sind Warnstreiks zulässig,

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