Tarifrunde Eisen und Stahl 2022
„Wir wollen Prozente“

Am 13. Mai starten die Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie. Am 26. April beschließen die Tarifkommissionen Nordwest und Ost die Forderung der IG Metall. Die Diskussionen in den Betrieben laufen. Klar ist bereits: Es geht vor allem um höhere Monatslöhne.

14. April 202214. 4. 2022


Die Tarifverhandlungen für die Eisen- und Stahlindustrie starten. Am 13. Mai geht es im Nordwesten los, im Osten am 17. Mai 2022. Mit welcher konkreten Forderung die IG Metall in die Verhandlungen gehen wird, wollen die gewählten Tarifkommissionen am 26. April beschließen.

Die bisherigen Diskussionen in den Betrieben und Tarifkommissionen zeigen: Die Beschäftigten wollen vor allem eine prozentuale Erhöhung ihrer Monatsentgelte – angesichts der explodierenden Preise. Die Gewinne der Unternehmen sind gut, die Auftragsbücher voll.

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IG Metall-Tarifkommission für die nordwestdeutsche Stahlindustrie. Foto: Bernd Röttgers
 

Unkalkulierbare Risiken durch Ukraine-Krieg

Allerdings ist die weitere Entwicklung unsicher, die Risiken durch den Ukraine-Krieg unkalkulierbar. Die massiv erhöhten Preise für Energie und Rohstoffe kann die Stahlindustrie zwar noch oft an ihre Kunden weiterreichen – auch die Stahlpreise steigen. Doch die Kunden nehmen weniger Stahl ab, vor allem Autohersteller, bei denen die Bänder wegen fehlender Kabelbäume aus der Ukraine stocken. Und ein drohender russischer Gas-Lieferstopp wäre fatal. Die Stahlindustrie kann ohne Gas nicht produzieren.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 2022
Grafik: Anteil der Lohnkosten in der Stahlindustrie

Grafik: Umsätze in der Stahlindustrie 2018 - 2021

„Die Diskussion zeigt, dass es zentral darum gehen wird, in der Tabelle die Entgelte zu erhöhen“, meint Birgit Dietze, Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen und Verhandlungsführerin in der ostdeutschen Stahlindustrie. „Dabei werden wir gleichwohl auf Sicht fahren. Sollte sich die Situation drastisch verändern, werden wir reagieren.“
 

„Tarifpolitik kommt gegen Inflation nicht an“

Klar wird in den Diskussionen auch: Die aktuell explodierenden Preise mit Steigerungsraten von 7,3 Prozent sind mit Tarifpolitik nicht mehr aufzufangen. Daher fordert die IG Metall noch mehr Entlastung von der Politik.

„Unsere Mitglieder spüren die Inflation, wenn sie morgens zum Tanken an die Tankstelle fahren“, erklärt Knut Giesler, IG Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen und Verhandlungsführer für die nordwestdeutsche Stahlindustrie. „Aber eine Inflationsrate, die wegen des Kriegs explodiert, können wir nicht allein mit einer Tariferhöhung bewältigen.“

Die Entgelttarife in der nordwestdeutschen und ostdeutschen Stahlindustrie laufen am 30. Mai aus.

Die Tarife in der Stahlindustrie Saar laufen länger, bis zum 31. August. Daher beginnt die Tarifrunde dort zeitversetzt.

Stimmen aus den Stahl-Tarifkommissionen

„Gemeinsam rocken wir das Ding“

2021 haben wir ein Rekordergebnis eingefahren. Wir wissen aber auch: Schon morgen kann alles anders sein. Der Krieg wirkt sich auch bei uns aus. Der Nickelpreis zum Beispiel ist durch die Decke gegangen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir eine gute Tarifrunde erleben werden. Gemeinsam rocken wir das Ding.

Hasim Cantürk, Outokumpu Nirosta, Krefeld

„Anständige prozentuale Erhöhung“

2021 war das beste Jahr, das wir je hatten. Wir wollen vom Rekordergebnis etwas abhaben. Zudem haben wir die letzten zwei Corona-Jahre durchgearbeitet und viel in Kauf genommen. Die Kumpel erwarten eine anständige prozentuale Erhöhung. Wir sind uns aber auch der Risiken durch den Krieg bewusst.

Xenia Karapetian, ArcelorMittal, Eisenhüttenstadt

„Einmalzahlung reicht nicht“

Die Erwartungen der Kolleginnen und Kollegen sind hoch. Am Anfang des Jahres waren sie noch höher, da wäre unsere Forderung womöglich zweistellig ausgefallen. Jetzt ist die Situation anders, aber eine prozentuale Erhöhung muss drin sein. Eine Einmalzahlung reicht nicht.

Kirstin Zeidler, Thyssenkrupp Steel Europe, Duisburg

„Hohe Inflation belastet Arbeitnehmerhaushalte“

Die Auftragslage ist gut. Aber wir müssen durch den Krieg in der Ukraine mit ständigen Veränderungen rechnen. Die hohe Inflation belastet die Arbeitnehmerhaushalte sehr. Unsere Kolleginnen und Kollegen erwarten einen spürbaren tabellenwirksamen Reallohnzuwachs.

Uwe Jahn, Schmiedewerke Gröditz

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