Endlich ein Tarifvertrag beim Kontraktlogistiker Scherm
Sie arbeiten in den Hallen von Audi, verdienten aber mickrig. Die Beschäftigten des Ingolstädter Kontraktlogistikers Scherm hatten davon die Nase voll. Mit Warnstreiks holten sie sich die Tarifbindung.
Am 13. Juni 2018 stand das Güterverkehrszentrum von Audi für mehrere Stunden still. Nichts ging mehr. „Schuld“ daran waren die Beschäftigten des Kontraktlogistikers Scherm, der bei Audi vor Ort aktiv ist. Sie streikten für bessere Löhne, für eine Perspektive, für einen Tarifvertrag. Und sie hatten Erfolg.
Die Beschäftigten bei Scherm streiken: Auch sie sind Premium! Foto: IG Metall
Dieser Erfolg setzt den Schlusspunkt eines langen Konflikts: Schon seit längerem versuchten Belegschaft und wir, die Arbeitsbedingungen bei Scherm Tyre & Projekt Logistik zu verbessern. Dessen Geschäftsmodell ist typisch für einen Kontraktlogistiker: Über Werkverträge übernehmen solche Logistikfirmen Teile der Produktion bei ihren Kundenunternehmen. Abläufe, die vorher die Stammbelegschaft erledigte, sind mittlerweile fest in der Hand von Kontraktlogistikunternehmen. Sie zahlen weniger Lohn an ihre Beschäftigten und der Kunde spart so bei den eigenen Lohnzahlungen.
Verbesserung durch Mitgliedschaft
In diesem Fall bedeutete dies: Die Beschäftigten arbeiteten in den Hallen der Premiummarke Audi, achteten auf höchste Produktionsstandards, mussten aber von mickrigen Löhnen leben. Manch einer verdiente sogar unter 2000 Euro im Monat. Brutto wohlgemerkt. Überstunden, Sonderschichten und Unterschiede bei den Gehältern waren an der Tagesordnung ― gleiche Arbeit, ungleiche Entlohnung.
Die Beschäftigten beschlossen, etwas an ihrer Situation zu ändern. Sie traten uns bei und organisierten sich im Betrieb. „Vor einigen Jahren gab es hier nicht einmal einen Betriebsrat. Wir mussten bei null anfangen“, meint Johann Horn, Erster Bevollmächtigter unserer Geschäftsstelle in Ingolstadt.
Hartnäckigkeit ist der Schlüssel
Bereits Ende 2016 erzielten Beschäftigte, Betriebsrat und wir einen ersten Erfolg: Sie setzten Lohnerhöhungen in Anlehnung an den Flächentarifvertrag durch. Mit dem diesjährigen Warnstreik folgte der endgültige Durchbruch: Der Arbeitgeber lenkte ein. Die Beschäftigten werden ab Januar 2019 cirka 600 bis 900 Euro mehr in der Tasche haben. Urlaubsansprüche von bis zu 30 Tagen, Weihnachtsgeld und Sonderzahlungen kommen hinzu. „Ein unglaublicher Erfolg. Das haben sich die Beschäftigten durch ihre Hartnäckigkeit in den vergangenen Jahren mehr als verdient“, freut sich Johann Horn.
Auch die Betriebsräte Lothar Klaritsch und Enno Frömert loben die Verhandlungen: „Die Gespräche mit der Geschäftsführung liefen stets fair. Besonders froh sind wir auch, dass Scherm mit Audi eine Einigung über die zukünftigen Konditionen erzielen konnte.“ Durch den Tarifvertrag und die Vereinbarung mit Audi erhalten die Beschäftigten Sicherheit für ihre Zukunft. Für Lothar Klaritsch ist die Tarifbindung bei Scherm wegweisend: „Ein neuer Abschnitt beginnt für die Beschäftigten. Endlich werden sie für ihre Arbeit vernünftig und fair bezahlt.“
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