Regierung verabschiedet Gesetzentwurf
Frauenquote für Vorstände: Durchbruch für die Gleichstellung

Nach langer Hängepartie einigt sich die Regierungskoalition auf eine Frauenquote für Vorstände. Das ist ein Durchbruch für die Frauenförderung. Christiane Benner: „Die 30 Prozent-Quote für Aufsichtsräte sollte dringend für mehr Unternehmen gelten.“

25. November 202025. 11. 2020 |
Aktualisiert am 7. Januar 20217. 1. 2021


Eine Frau als Chefin? Für die meisten Beschäftigten in Deutschland mittlerweile völlig normal. Nicht aber für die Vorstandsetagen vieler deutscher Unternehmen.

Nur 7,7 Prozent der Vorstandsmitglieder sind derzeit weiblich. Die Erfahrung zeigt: Selbstverpflichtungen und Sonntagsreden verändern kaum etwas. Ohne Quote steigt der Frauenanteil nur in homöopathischen Dosen.

Nach monatelangem internen Ringen hat sich die Regierungskoalition nun auf neue Regeln verständigt und am 6. Januar 2021 im Kabinett den Gesetzentwurf verabschiedet. Demnach soll in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen, die mehr als drei Vorstandsmitglieder haben, künftig mindestens eine Frau vertreten sein.


Durchbruch für die Gleichstellung

Für die Frauenförderung in Deutschland ist das eine gute Nachricht. „Mit der Frauenquote in deutschen Vorständen ist ein Paradigmenwechsel in punkto Gleichstellung gelungen. Endlich wird akzeptiert, dass Besetzungsziele notwendig sind. Letztlich bedeuten mehr Frauen in Vorständen auch mehr weibliche Vorbilder. Sie zeigen, was möglich ist.“, sagt Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall. Sie sagt aber auch: „Die Quote war überfällig. Sie muss aber ein Anfang sein, denn sie gilt nur in rund 70 Unternehmen. In den nächsten Jahren muss nachgelegt werden.“

Die Quote sei ein Instrument, um die Unternehmen dazu zu bewegen, Frauenförderung auf allen Ebenen konsequent mitzudenken. „Das steigert den wirtschaftlichen Gesamterfolg und ist eine Frage der Gerechtigkeit.“, so Benner.

Alle anderen Unternehmen könnten weiter bei der sogenannten „Zielgröße Null“ bleiben. Heißt: null Frauen im Vorstand. „Das ist kein Ziel, sondern ein Armutszeugnis“, urteilt Benner. „Die IG Metall fordert die Große Koalition auf, hier nachzulegen.“

Im Organisationsbereich der IG Metall haben sich im Jahr 2020 27 Unternehmen die „Zielgröße Null“ gesetzt. Benner kündigte an, dass IG Metall-Vertreterinnen und -Vertreter in den Aufsichtsräten weiterhin Druck und konstruktive Vorschläge zur Frauenförderung machen werden. Das Ziel „Null Frauen fördern“ müsse endlich der Vergangenheit angehören.


Quote wirkt

Die positive Wirkung von Quotenregelungen zeigt sich an der gesetzlichen Geschlechterquote für Aufsichtsräte in börsennotierten und mitbestimmten Unternehmen, die bereits seit 2015 gilt.

Auch die Erfahrungen der IG Metall bestätigen die Wirkung: Die IG Metall besetzt in ihren Branchen zahlreiche Aufsichtsratsmandate. Für diese Mandate hat sie sich bereits 2011 eine Quote für Frauen gesetzt. Folge: Binnen vier Jahren ist der Frauenanteil um zwölf Prozentpunkte auf knapp 35 Prozent gestiegen. Und das, obwohl in den Branchen der IG Metall insgesamt nur 22 Prozent der Beschäftigten Frauen sind.

Die Geschlechterquote bringt Unternehmen dazu, Frauenförderung auf allen Ebenen konsequent mitzudenken. Das steigert den wirtschaftlichen Gesamterfolg und ist eine Frage der Gerechtigkeit.

Für Christiane Benner ist die 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte „ein Erfolgsrezept“. Es sei schade, dass die Bundesregierung ihrer eigenen Empfehlung nicht folge: „Die 30 Prozent-Quote für Aufsichtsräte sollte dringend für mehr Unternehmen gelten.“

Die IG Metall hat ihre Forderungen zur Frauenförderung in einer Resolution zusammengefasst.

Gleichstellung und Integration

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