DGB Index Gute Arbeit
Wie Führungskräfte die Gesundheit der Beschäftigten beeinflussen

Eine gute Führung kann eine wichtige Unterstützung für die Beschäftigten sein. Führungskultur kann jedoch auch zu einer Belastung werden, sie kann die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigt. Eine DGB-Studie zeigt, wie wichtig Wertschätzung und gute Arbeitsplanung der Vorgesetzten ist.

3. Juni 20253. 6. 2025


Unternehmen und Verwaltungen sind in der Regel hierarchische Organisationen, bei ihrer Steuerung spielt Führung eine zentrale Rolle. Führung aber hängt maßgeblich von den handelnden Personen ab, von ihren Routinen, Gewohnheiten, Verhaltensweisen. Führungskräfte haben somit einen großen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Und damit auch auf die Frage, wie groß die Belastungen für die Beschäftigten ist.

Eine neue Studie des DGB-Index Gute Arbeit zeigt nun: Die Wertschätzung durch Vorgesetzte, das Meinungsklima im Betrieb sowie die Planung der Arbeit durch die Vorgesetzten – all das wirkt direkt und maßgeblich auf das Wohlbefinden der Beschäftigten. Ist Führung durch eine offene Kommunikation geprägt, gibt es im Betrieb etwa transparente Informationsvermittlung, klare Zuständigkeiten sowie die Gewährung von Handlungsspielraum und Wertschätzung im Umgang, wirkt sich das positiv auf die Beschäftigten aus.

Andererseits kann mangelnde Führungskultur zu einer Belastung werden, die die Arbeit erschwert und die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigt. Das gilt insbesondere dann, wenn Arbeit durch Führungskräfte dysfunktional gestaltet wird, wenn Informationen vorenthalten werden, wenn Beschäftigte keine Wertschätzung erfahren oder aber einem autoritären, aggressiven oder gar psychopathischen Verhalten durch Vorgesetzte ausgesetzt sind.
 

Ein Viertel der Befragten leidet unter schlechter Führung

Insgesamt 44 Prozent der befragten Beschäftigten bewerten die Führungskultur in ihrem Unternehmen positiv. Ein knappes Drittel (31 Prozent) bewegt sich im mittleren Bereich. Jeder vierte Befragte allerdings kommt zu einer negativen Bewertung der Führungskultur im eigenen Betrieb: Für 25 Prozent der Beschäftigten bedeutet das Vorgesetztenverhalten eine Erschwernis der Arbeit, die mit Belastungen einher geht.

Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass deutliche Unterschiede im Zusammenhang mit dem Anforderungsniveau der Arbeit sichtbar werden. Die Studie zeigt: Je geringer die Anforderungen der Tätigkeit, desto seltener ist die Anerkennung durch Vorgesetzte. Von den Beschäftigten, die in Hilfs- oder angelernten Tätigkeiten arbeiten, geben lediglich 59 Prozent an, dass sie für ihre Arbeit wertgeschätzt werden. Umgekehrt ist der Anteil der Beschäftigten, denen in (sehr) hohem Maß Wertschätzung durch entgegengebracht wird, in der Gruppe der Hochqualifizierten am höchsten. Hier sind es 82 Prozent.
 

Offenes Meinungsklima wirkt sich positiv aus

Die Bewertung des Meinungsklimas zeigt ebenfalls einen deutlichen Zusammenhang zum An­forderungsniveau der ausgeübten Tätigkeit. Insgesamt nehmen 19 Prozent der Befragten im eigenen Betrieb in sehr hohem Maß ein offenes Meinungsklima wahr, Probleme können hier angst­frei angesprochen werden. Weitere 43 Prozent erleben dies in hohem Maß. Knapp 40 Prozent der Befragten sehen jedoch nur in geringem Maß (26 Prozent) oder gar nicht (12 Prozent) ein offenes Meinungsklima. Die Führungskultur erlaubt es in diesen Fällen offenbar nicht, dass Beschäftigte gegenüber den Vorgesetzten offen ihre Meinung äußern können.

Die DBG-Studie zeigt nun: Je niedriger das erforderliche Qualifikationsniveau, desto größer wird der Anteil derjenigen, die das betriebliche Meinungsklima kritisch sehen. In Hilfs- und angelernten Tätigkeiten erlebt knapp die Hälfte der Befragten ein Klima, in dem mit den Vorgesetzten nicht offen über betriebliche Belange gesprochen werden kann.
 

Gute Arbeitsplanung elementar wichtig

Führung beschränkt sich allerdings nicht allein auf Fragen der Anerkennung und Kommunikation. Sie ist auch maßgeblich für die Planung und Organisation von Arbeitsbereichen und Tätigkeiten. Hier zeigt sich: 36 Prozent der Befragten schätzt die Planung der Vorgesetzten als kritisch ein - und: Kritische Bewertungen der Vorgesetzten finden sich häufiger bei Hochqualifizierten. Bei hochkomplexen Tätigkeiten beträgt der Anteil derjenigen, die die Arbeitsplanung negativ bewerten, 41 Prozent. Andersherum gilt: Je niedriger die qualifikatorischen Anforderungen, desto geringer wird dieser Anteil. In der Gruppe der Beschäftigten, die Hilfs- oder angelernte Tätigkeiten ausüben, attestieren 28 Prozent ihren Vorgesetzten eine schlechte Arbeitsplanung.

Überaus deutlich wird die Bedeutung der Arbeitsplanung für die Belastungssituation der Beschäftigten: Mehr als die Hälfte aller Befragten (52 Prozent) gibt an sehr häufig beziehungsweise oft unter hohem Zeitdruck zu arbeiten. Bei schlechter Bewertung der Planung sind zwei Drittel davon betroffen. Plant der Vorgesetzte gut, sinkt der Anteil auf 45 Prozent. Anderes Beispiel: Störungen oder Unterbrechungen bei der Arbeit sind weit verbreitet. Insgesamt sind 55 Prozent davon sehr häufig betroffen. Bei guter Planung beträgt der Anteil 49 Prozent, bei schlechter Planung steigt er auf 66 Prozent.
 

Schlechte Planung, widersprüchliche Anforderungen

Die DGB-Studie zeigt zudem klar, dass ein Drittel aller Beschäftigten (34 Prozent) im Arbeitsalltag sehr häufig oder oft mit widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert ist – und dies in einem hohen Maße mit der Arbeitsplanung durch Vorgesetze verbunden ist. So sinkt in der Gruppe derjenigen, die die Planung als gut bewerten, der Anteil mit widersprüchlichen Anforderungen auf 25 Prozent. Bei schlechter Planung gibt mehr als die Hälfte (51 Prozent) an, sehr häufig oder oft Anforderungen ausgesetzt zu sein, die schwer miteinander zu vereinbaren sind. Dasselbe Muster zeigt sich beim Thema Informationsvermittlung: Bei guter Planung berichten 26 Prozent von fehlenden Informationen. Planen Vorgesetzte dagegen schlecht, liegt der Anteil mehr als doppelt so hoch, nämlich bei 54 Prozent.

All diese Faktoren haben konkrete Auswirkungen auf die Beschäftigten, auf die Belastungen, die während der Arbeit auf sie einwirken. Sie haben zudem Auswirkungen auf die Frage, inwieweit Führungskultur und ein Wechselwunsch von Beschäftigten miteinander korrelieren. Die Studie zeigt hier klar: In der Gruppe der Befragten, die von einer guten Führungskultur berichten, äußern lediglich acht Prozent einen Wechselwunsch. Je schlechter aber die Führungskultur bewertet wird, desto größer wird der Anteil. Von den Beschäftigten, die mit einer schlechten Führungskultur konfrontiert sind, gibt knapp die Hälfte (48 Prozent) an, den Arbeitgeber wechseln zu wollen.

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