Geschäftsführung muss mit Betriebsrat verhandeln
Gericht stoppt schnelle Schließung von Schaudt Mikrosa

Schnell schließen ist nicht: Das Arbeitsgericht Leipzig verurteilt die Geschäftsführung des Schleifmaschinenherstellers Schaudt Mikrosa, mit dem Betriebsrat zu verhandeln. Die Geschäftsleitung hatte ein Alternativkonzept der Belegschaft ignoriert und die Verhandlungen flugs für gescheitert erklärt.

29. Juni 202029. 6. 2020


Die Geschäftsführung der Schleifmaschinenherstellers Schaudt Mikrosa darf die Maschinenbaufabrik in Leipzig nicht schnell schließen, sondern muss mit dem Betriebsrat über Interessausgleich verhandeln. Das hat das Arbeitsgericht Leipzig entschieden.

Die Geschäftsführung hat die Verhandlungen wegen der geplanten Betriebsstilllegung mit dem Betriebsrat vorschnell für gescheitert erklärt. Die Belegschaft hatte ein betriebswirtschaftliches Konzept zur Fortführung des Betriebs vorgelegt. Doch ohne das Alternativkonzept zu prüfen, wollten die Gesellschafter den Betrieb möglichst schnell über ein sogenanntes Einigungsstellenverfahren stilllegen.

Das Arbeitsgericht sah die Voraussetzungen dafür nicht gegeben. Weder sei der Betriebsrat ordnungsgemäß unterrichtet worden, noch hätte es betriebliche Verhandlungen zum Interessenausgleich gegeben, urteilt das Arbeitsgericht Leipzig in seiner Entscheidung vom 11. Juni 2020.

„Wenn man sich das von einem Gericht sagen lassen muss, ist das schon sehr peinlich und ein Teilerfolg für den Betriebsrat“, meint Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. Die Gerichtsentscheidung sei ein klares Eigentor für die Geschäftsführung.


Beschäftigte und IG Metall kämpfen für ihr Alternativkonzept

Die 160 Mikrosa-Beschäftigten und die IG Metall wollen weiter für das Werk und ihr Alternativkonzept kämpfen. „Wir setzen klar auf Neuanfang – ob mit oder ohne die jetzigen Eigentümer – auf Basis unseres Konzeptes“, macht Kruppa klar. „Und wir werden weiter für die Fortführung dieses hochinnovativen Standortes werben.“

In dieser Woche werden Betriebsrat und IG Metall darüber mit dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig auf einer Fachkonferenz sprechen.

„Wir glauben an unser Know-How und wir werden alles dafür tun, um den Maschinenbaustandort zu retten“, bekräftigt der Betriebsratsvorsitzende Frank Lorenz. „Unser Konzept für den Transformationsprozess liegt auf dem Tisch. Jetzt brauchen wir die richtigen Partner für die Umsetzung.“

Ende Februar hatte der Schweizer Mutterkonzern angekündigt, die Produktion bei Mikrosa in Leipzig noch in diesem Jahr zu schließen. Grund dafür sei die geringe Nachfrage aus der Autoindustrie. Gegen das drohende Aus von Mikrosa hat die IG Metall Ende Mai eine Parade für den Erhalt der Maschinenbaufabrik gemeinsam mit Künstlern organisiert – unter dem Motto „Industrie und Kultur gehören zusammen“.

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