Betriebsrätepreis 2015: Schichtmodell der KSM Casting Group
Gesund und produktiv dank flexiblem Schichtmodell

Mehr Schichten arbeiten – ohne zusätzliche Belastung. Wie soll das bloß gehen? Diese Frage zu beantworten, gleicht einer Quadratur des Kreises. Dem Betriebsrat der KSM Castings Group in Radevormwald ist es gelungen.

21. August 201521. 8. 2015


Das Ziel: Am Ende sollten alle zufrieden sein. Die Aufgabe: Die Zahl der Schichten steigt von 15 auf 18 pro Woche, ohne dass die Belastung zunimmt. Der Betriebsrat der KSM Casting Group in Radevormwald hatte sich viel vorgenommen.

Vor eineinhalb Jahren kündigte die Geschäftsleitung die Betriebsvereinbarung über 15 Schichten. Sie wollte die Zahl der Schichten in drei Bereichen auf 18 erhöhen, ohne das Personal aufzustocken. Mehr Schichten mit denselben Köpfen – das wäre nicht ohne mehr Belastung für die Beschäftigten gegangen. 18 Schichten bedeuteten vor allem mehr Arbeit an den Wochenenden. Die Beschäftigten wünschten sich möglichst viele freie Wochenenden trotz zusätzlicher Schichten, keine langen Schichten und die Möglichkeit von Mehrarbeit. Das Schichtsystem sollte möglichst gesund sein und das ist es nach neuesten Erkenntnissen, wenn Schichten in kurzen Wechseln vorwärts rollieren, etwa wenn auf zwei Früh-, zwei Spät-, zwei Nachschichten folgen und danach mehrere freie Tage am Stück.

Ein Modell, das all diese Ansprüche erfüllte, gab es nicht. Karin Röttgen, Betriebsratsvorsitzende bei KSM, und ihr Team nahmen sich bestehende Schichtmodelle vor. Sie verglich die Vor- und Nachteile, legte Exceltabellen an und verteilte Punkte. Ungezählte Zahlenreihen und drei Wochen später stellte der Betriebsrat den Beschäftigten vier Modelle vor und ließ sie darüber abstimmen. „Das wichtigste war, die Brücke zu unseren Kolleginnen und Kollegen zu schlagen“, sagt Karin Röttgen, „sie müssen schließlich damit arbeiten.“


Mehr Personal und neues Prämiensystem

Nachdem die Entscheidung für ein Modell gefallen war, testeten es die Beschäftigten vier Wochen lang. Anschließend befragte sie der Betriebsrat. „Ein Teil war nicht zufrieden“, sagt Karin Röttgen. „Sie fühlten sich stärker belastet als zuvor.“ Der Betriebsrat verhandelte weiter und erreichte schließlich eine Lösung. Der Arbeitgeber stockte Personal auf und richtete eine vorausschauende Gefährdungsbeurteilung jedes Arbeitsplatzes durch den Werksarzt ein.

Im Mai schloss der Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung über das 18-Schichten-Modell ab. Stolz ist Karin Röttgen vor allem auf eins: „Wenn ein Bereich auf 18 Schichten geht, muss das Personal aufgestockt werden.“ Und: Der Betriebsrat hat das neue Modell direkt genutzt und mit dem Arbeitgeber über Geld gesprochen. Das Prämiensystem wird bis Ende des Jahres in allen Bereichen überarbeitet. „Das bringt allen die Chance auf mehr Geld“, sagt Karin Röttgen.

Die Aufgabe hat der Betriebsrat erfüllt und auch sein Ziel fast erreicht. Karin Röttgen ist jedenfalls erleichtert, dass die meisten mit dem Ergebnis zufrieden waren. Der Betriebsrat von KSM Casting Group in Radevormwald ist einer der sieben nominierten IG Metall-Betriebsräte für den diesjährigen Betriebsrätepreis.

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