Verkehrswende
So steuern wir für die Zukunft um

Die Autoindustrie muss sich neu erfinden und umweltfreundlicher werden. Sofort. Dabei können alle nur gewinnen: die Umwelt, die Gesundheit und die Autoindustrie mit ihren Hunderttausenden Beschäftigten. Sieben Forderungen der IG Metall zur aktuellen Debatte.

9. Oktober 20179. 10. 2017


Autobesitzer brauchen Rechtssicherheit

Millionen Dieselautobesitzer wissen nicht, ob ihnen Fahrverbote in Städten drohen und was ihr Auto künftig noch wert ist. Sie haben ihre Autos im guten Glauben gekauft, ihre Pkws seien korrekt zugelassen. Die Industrie muss Autos mit Schummelsoftware auf ihre Kosten nachrüsten. Wenn ältere Fahrzeuge aufgrund politischer Entscheidungen etwa mit SCR-Katalysator und größerem Harnstofftank nachgerüstet werden sollen, muss auch die Politik nach tragbaren Lösungen suchen.


Beschäftigte mitnehmen

Wie sich die Mobilitätswende auf die Beschäftigten auswirkt, lässt sich nur grob schätzen. Da bislang herkömmliche und alternative Antriebe parallel produziert werden, hat die Beschäftigung in den Entwicklungsbereichen der Autohersteller und großen Zulieferer in den vergangenen Jahren sogar zugenommen. Wenn aber 2030 jedes dritte produzierte Auto ein Elektrofahrzeug wäre, könnten bis zu 80 000 Arbeitsplätze im Bereich der konventionellen Antriebe wegfallen. Das heißt aber nicht zwingend, dass so viele Beschäftigte auch ihre Arbeit verlieren. Denn es werden auch neue Arbeitsplätze entstehen, allerdings mit neuen Tätigkeiten und Anforderungen. Die IG Metall nimmt die Sorgen der Beschäftigten ernst und setzt sich für einen Übergang ein, der möglichst alle mitnimmt. Sie ist für neue Wege in der Personalentwicklung und einen Anspruch auf betriebliche Weiterbildung. Die Politik muss notwendige Qualifizierungen unterstützen, etwa durch ein Transformations-Kurzarbeitergeld.


Sachliche Debatte

Bei der Debatte über umweltfreundlicheren Verkehr muss berücksichtigt werden, welche Veränderungen in welchen Zeiträumen technisch möglich sind. Es geht darum, was allen Beteiligten zugemutet werden kann und was die Arbeitsplätze der mehr als 800 000 Beschäftigten in der Autobranche nicht gefährdet, wovon allein 200 000 am Diesel hängen. Um die Grenzwerte in den Städten zu erreichen, sollte neben den Software-Updates, der Austausch kommunaler Dieselfahrzeuge und Taxen beschleunigt und die Verkehrssteuerung verbessert werden.


Lösungen für alle

Lösungen sind nur gut, wenn verschiedene Interessen und Zielkonflikte beachtet werden: das Interesse der Beschäftigten in der Autobranche an sicherer Arbeit, der Stadtbewohner an gesunder Luft, wenig Verkehr und Lärm und das der Pendler, zu ihren Arbeitsplätzen zu gelangen. Viele können sich teure Wohnungen in den Städten nicht leisten und der öffentliche Personennahverkehr bietet oft keine Alternative.


Metallerinnen und Metaller trifft es mehrfach

IG Metall-Mitglieder haben dabei oft mehrere Interessen gleichzeitig – als Beschäftigte, Pendler oder Bewohner der Städte.


Nicht ohne mehr Windenergie

Da Elektrofahrzeuge – im Verkehr – nur dann weniger klimaschädlich als Autos mit Verbrennungsmotor sind, wenn der Strom komplett aus erneuerbarer Energie stammt, müsste erheblich mehr Ökostrom erzeugt werden. Die Infrastruktur, zum Beispiel der Ausbau von Netzen und Schnellladesäulen, erfordert Milliardeninvestitionen. Die Politik hat noch keinen Plan für dieses ehrgeizige Projekt; den muss die kommende Bundesregierung schnell vorlegen.


Offen für alle Technologien

Die Autoindustrie muss den Anteil von Elektroautos erhöhen, aber parallel dazu den Verbrennungsmotor verbessern. Experten halten es für machbar, die Effizienz des Verbrennungsmotors 2020 bis 2030 jährlich um bis zu 1,5 Prozent zu steigern und den CO2-Ausstoß zu verringern. Die IG Metall plädiert für ehrgeizige und realistische Ziele im Klimaschutz. Bei der Suche nach den dafür umweltfreundlichsten Lösungen sollte die Politik für alle Technologien und Antriebstoffe offen sein.

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