BAG-Urteil zur Stichtagsregelung
Jahresbonus bleibt bei Eigenkündigung erhalten

Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts bringt wichtige Klarstellungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Zusammenhang mit Bonuszahlungen bei Eigenkündigung. Es befasst sich mit der Frage, inwieweit Stichtagsklauseln in Bonusvereinbarungen rechtlich haltbar sind.

30. September 202430. 9. 2024


In einem Arbeitsvertrag war geregelt, dass neben dem Grundgehalt als weiterer Vergütungsbestandteil ein Jahresbonus gezahlt wird. Dies begründet einen entsprechenden Anspruch, auch wenn die Bonuszahlung nach dem Vertragswortlaut im „freien Ermessen“ des Arbeitgebers steht und „jederzeit geändert oder ergänzt werden“ kann. Die Inanspruchnahme eines freien Ermessens bei der Bonusgewährung stellt eine Abweichung vom gesetzlichen Leitbild des Paragrafen 315 Absatz 1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) dar. Hierin liegt eine unangemessene Benachteiligung des Arbeitnehmers im Sinne von Paragraf 307 Absatz 1 Satz 1 in Verbindung mit Absatz 2 Nummer 1 BGB und ist deshalb unwirksam.
 

Verhältnismäßigkeit und Freiheit der Berufsausübung

Im Streitfall hatte der Arbeitgeber die Zahlung der Prämie mit der Begründung verweigert, der anspruchstellende Arbeitnehmer sei vor Ablauf des Bezugszeitraums durch Eigenkündigung aus dem Arbeitsverhältnis ausgeschieden. Das Bundesarbeitsgericht stellte hierzu fest, dass der Anspruch auf eine Sonderzahlung, die nicht nur die Betriebstreue zu einem bestimmten Stichtag honoriert, sondern auch eine Gegenleistung für bereits erbrachte Arbeitsleistungen darstellt, nicht von einer Stichtagsregelung abhängig gemacht werden kann.

Dies gilt sowohl für eine entsprechende Regelung im Arbeitsvertrag als auch in einer Betriebsvereinbarung, die den Bestand des Arbeitsverhältnisses bis zum Ende des Bezugszeitraums voraussetzt. Eine solche Regelung ist unwirksam, weil sie dem Arbeitnehmer bereits verdientes Arbeitsentgelt vorenthält und sein Kündigungsrecht erschwert.

Hier geht es zum Volltext der BAG-Entscheidung vom 15. November 2023 – 10 AZR 288/22.

Mehr zu „Arbeitsrecht“
Frau macht an der Arbeit eine Raucherpause

RuhepausenArbeit und Pause

In den Betrieben besteht manchmal Unklarheit darüber, was als Arbeitszeit zu gelten hat und was Pausen sind. Ruhezeit und Arbeit schließen sich gegenseitig aus.

Familie im Freizeitpark

TarifvertragFreizeit statt Geld

Entscheidung zur Berechnung der Umwandlung vom tariflichen Zusatzgeld in bezahlte Freistellung.

Ein Mann späht offenbar heimlich mit einem Fernglas durch eine Jalousie

DatenschutzNur ausnahmsweise ist der Einsatz von Detektiven zur Überwachung zulässig

Lässt ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer wegen des Verdachts einer vorgetäuschten Arbeitsunfähigkeit durch Detektive überwachen und dokumentieren die dabei den Gesundheitszustand des Arbeitnehmers, handelt es es sich um die Verarbeitung von Gesundheitsdaten im Sinne der Datenschutzgrundverordnung.

Junge Frau liegt mit Halsbandage auf dem Sofa und zappt mit der Fernbedienung

DatenschutzDer Medizinische Dienst und die Gesundheitsdaten

Die Verarbeitung von Gesundheitsdaten eines Beschäftigten zur Prüfung seiner Arbeitsfähigkeit darf nur dann erfolgen, wenn diese Daten von Fachpersonal oder unter dessen Verantwortung verarbeitet werden und dieses Personal dem Berufsgeheimnis unterliegt.

ArbeitsrechtRückzahlung von Ausbildungs- und Studienkosten

Werden Ausbildungskosten fremdfinanziert, werden oftmals Rückzahlungspflichten vereinbart, falls kein Arbeitsverhältnis zustande kommt oder vorzeitig beendet wird. Das Bundesarbeitsgericht festgestellt, dass solche Vereinbarungen unter bestimmten umständen zulässig sein können – aber nicht immer.

Ein Richterhammer liegt auf einem Tisch vor einem gelben Schutzhelm im Hintergrund als Symbolbild für Arbeitsrecht

ArbeitsrechtArbeitsverhältnis bei Betriebsübergang

Mit einem Betriebsübergang gehen auch die Arbeitsverhältnisse auf den Betriebserwerber über.

Icon zur Bundestagswahl 2021

 BetriebsverfassungsgesetzRechtsprechungsübersicht

Wir stellen für Euch regelmäßig wichtige und wissenswerte Entscheidungen zusammen.

Betriebsrat Ercan Kaya liest im Betriebsverfassungsgesetz bei Donges in Darmstadt

BetriebsverfassungVergütung freigestellter Betriebsratsmitglieder

Nach Auffassung des Bundesarbeitsgerichts steht dem Betriebsrat kein Mitbeurteilungsrecht nach Paragraf 99 BetrVG zu, wenn es um eine Anpassung der Vergütung eines freigestellten Betriebsratsmitglieds geht.

Richtergavel auf  einem Stapel Euro-Banknoten

BAG-UrteilÜberstunden von Teilzeitbeschäftigten

Das Bundesarbeitsgericht hat über die Diskriminierung von Teilzeitbeschäftigten durch Verweigerung von Überstundenzuschlägen geurteilt.

ein Würfel mit Paragraf darauf ist eingeklemmt zwischen den Köpfen zweier Spielfiguren

BAG-UrteilProbezeit und Befristung

Die Vereinbarung eines befristeten Arbeitsverhältnisses dient häufig dazu, neu eingestellte Arbeitnehmer zu erproben. Die Probezeit darf aber nicht die Gesamtdauer des befristeten Arbeitsverhältnisses umfassen.

Richtergavel auf  einem Stapel Euro-Banknoten

ArbeitsrechtVerdienstanrechnung

Verdienstanrechnung bei gewonnener Kündigungsschutzklage eines Beschäftigten und Annahmeverzug des Arbeitgebers.

Zwei Männer schütteln sich die Hand neben einer Richterwaage auf dem Tisch, dort sind auch Akten zu sehen

Kosten des BetriebsratsBeauftragung eines Rechtsanwalts

Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass der Betriebsrat die Belastung des Arbeitgebers bei der Beauftragung eines Rechtsanwalts zu berücksichtigen hat.

Schwerpunktthemen

Wöchentlich „Aktuelles für Aktive“