Tarifbewegung Metall und Elektro 2022
Superkraft Solidarität – großer Tarifauftakt in Leipzig

Über 2000 Menschen sind am Samstag in Leipzig für die Tarifbewegung und die Forderung nach 8 Prozent auf die Straße gegangen. Auch der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, und Bezirksleiterin Irene Schulz haben deutlich gemacht, was sie von der erhofften Nullrunde der Arbeitgeber halten.

12. September 202212. 9. 2022


Wer am Samstagmorgen in der Leipziger Innenstadt unterwegs war, muss ganz schön gestaunt haben. Neben Scharen von roten Fahnen und Menschen mit Warnwesten, die sich in der Nähe des Hauptbahnhofs versammelten, mischten sich auch Superheldinnen und Superhelden unter die Versammlung. Von Spiderman bis Thor waren alle vertreten. Die Mission war klar: 8 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie. 2000 Menschen kamen zum Tarifauftakt des Bezirks Berlin-Brandenburg-Sachsen zusammen, um gemeinsam für Solidarität und die Forderungen der angelaufenen Tarifbewegung zu demonstrieren.

Eine tabellenwirksame Erhöhung muss her

Startpunkt war der Willy-Brandt-Platz, direkt am Hauptbahnof, dann ging es um 10 Uhr weiter mit dem Demozug durch die Innenstadt. Mitten zur beliebten Shopping-Zeit haben die Metallerinnen und Metallern lautstark verkündet, warum sie an ihrem freien Samstag für die Tarifbewegung auf die Straße gehen. „Wir sind hungrig. Wir sind durstig. Deshalb brauchen wir jetzt die 8 Prozent“, sagt Mario Orlando Campo, Betriebsratsvorsitzender bei Alstom Bautzen in Bezug auf die Bereitschaft in den Betrieben, sich an der Tarifbewegung zu beteiligen.

Mitten drin im Demonstrationszug und bei der Kundgebung war auch Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. In seiner Ansprache erinnerte er an die notwendige tabellenwirksame Erhöhung, die die vergangenen zwei Tarifrunden ausgeblieben war. „Die vergangenen Tarifabschlüsse waren ein Zeichen von Verantwortung und Solidarität von uns und den Beschäftigten", betonte Jörg Hofmann. „Jetzt, wo die Belastungen immer weiter steigen, im Supermarkt, an der Zapfsäule, in der Kneipe, sollen die Kolleginnen und Kollegen den Kopf einziehen und sich in Bescheidenheit üben?“ Nach vier Jahren ohne Tabellenerhöhung sei nicht die Zeit für Zurückhaltung, so Hofmann.
 

Die Jugend macht Druck

Wo auf der einen Seite die Arbeitgeber aufgefordert wurden, sich nun auch solidarisch mit den Beschäftigten zu zeigen, wurde an anderer Stelle an die Solidarität auf gesellschaftlicher und politischer Ebene appelliert. Mit der gemeinsamen Aktion „Solidarität ist unsere Superkraft“ machte die Jugend aus Berlin, Brandenburg und Sachsen darauf aufmerksam, dass die aktuelle Politik zur Bekämpfung der Krise auf Zurückhaltung und Verzicht zulasten der Bürgerinnen und Bürger setze. Das bereite vielen Sorgen, so Laura Dudel von Volkswagen Motorenwerk in Chemnitz.

„Wir sind in der Lage, die Alltagssorgen des Einzelnen in solidarisches Handeln auf die Straße zu bringen und für Gerechtigkeit zu streiten und streiken“ sagte Laura Dudel in ihrer Rede, die auch im Leitungskreis des Ortsjugendausschusses in Chemnitz ist. Insgesamt war die Jugend stark vertreten. Aus Berlin, Zwickau, Chemnitz, Dresden und Leipzig versammelten sich rund 300 Jugendliche, um sich an der Aktion zu beteiligen.
 

So geht es weiter

Generell zeigte sich am Samstag in Leipzig, dass sich die Metallerinnen und Metaller auf härtere Auseinandersetzungen in den Tarifverhandlungen aufgrund der wirtschaftlichen Lage einstellen. „Unsere Tarifpolitik ist immer auch Verteilungspolitik“, sagte die Bezirksleiterin von Berlin-Brandenburg-Sachsen, Irene Schulz, mit Blick auf die steigenden Energiekosten für Verbraucherinnen und Verbraucher. Die aktuelle Energiekrise werde regelrecht für eine Verteilung von unten nach oben genutzt. „Wir setzen dagegen“, sagte die Bezirksleiterin.

Dass die Beschätigten durch eine Nullrunde die Energiekrise nicht aufhalten können, gilt es in Sachsen am 14. September und in Berlin-Brandenburg am 21. September in der ersten Runde der Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie zu verhandeln. Auch alle anderen Bezirke starten in dieser Woche mit den Verhandlungen. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, Warnstreiks können somit ab dem 29. Oktober beginnen.

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