Immer noch nix: Die zweite Runde der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie verlief bislang enttäuschend. In bisher acht regionalen Tarifverhandlungen waren die Arbeitgeber nicht in der Lage, der IG Metall ein Angebot zu unterbreiten. Die IG Metall fordert eine tabellenwirksame Erhöhung der Monatsentgelte um 8 Prozent, angesichts der hohen Inflation.
„Kein Angebot, keine Annäherung, kein Fortschritt – das ist das ernüchternde Ergebnis von zwei Verhandlungsrunden“, erklärte Irene Schulz, Bezirksleiterin IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen und Verhandlungsführerin nach der Verhandlung für Berlin und Brandenburg am Donnerstag. „Noch immer stehen die Arbeitgeber mit leeren Händen da. Die Löhne können aber nicht stagnieren, wenn die Preise hochschnellen wie seit 70 Jahren nicht. Wer das glaubt, folgt einer absurden Vorstellung.“
Tausende machen auf Demos vor Verhandlungen Druck
Vor den Verhandlungen machten wieder tausende Metallerinnen und Metaller draußen vor den Verhandlungslokalen mit Demonstrationen und Aktionen Druck.
In vielen Tarifgebieten gab es zudem „Geschenke“ für die Arbeitgeber. Bei der Tarifverhandlung für die Mittelgruppe (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) in Landau (Pfalz) etwa überreichte die IG Metall den Arbeitgebern einen Warenkorb mit Lebensmitteln, Babynahrung und Pflegeprodukten des täglichen Bedarfs, um die Preissteigerungen der letzten Monate zu verdeutlichen.
Der Verhandlungsführer des IG Metall-Bezirks Mitte, Jörg Köhlinger, warf den Arbeitgebern eine „Blockadehaltung“ vor: „Wenn nichts vorgeschlagen wird und keine Ideen zur Problemlösung vorhanden sind, kann letztlich auch kein Kompromiss gefunden werden. Diese Haltung der Arbeitgeber macht unsere Leute nur noch wütender. Die Energiekosten für die Verhandlung hätten wir durchaus einsparen können.“

Jugend-Aktion zur zweiten Tarifverhandlung für NRW in Neuss (Foto: Thomas Range)
Arbeitgeber wollen Sonderzahlungen „variabilisieren“
Sie bieten nichts – zudem fordern einige regionale Arbeitgeberverbände auch noch Einschnitte in den Tarif, durch die „Variabilisierung“ von Sonderzahlungen. In Bayern etwa wollen die Arbeitgeber das tarifliche Weihnachtsgeld und weitere tarifliche Sonderzahlungen an die Gewinnlage koppeln, und weniger zahlen dürfen, ohne dass die IG Metall zustimmt.
„Das werden die IG Metall und die Beschäftigten nicht zulassen“, stellte der Verhandlungsführer und Bezirksleiter der IG Metall Johann Horn klar. „Wenn es eine Schieflage innerhalb der Metall- und Elektroindustrie gibt mit Unternehmen, die immer größere Rekordgewinne einfahren, und anderen Unternehmen mit Problemen, dann können das doch nicht die Beschäftigten durch Verzicht auf Entgelterhöhungen und Weihnachtsgeld ausgleichen.“ Horn erinnert daran, dass es bereits erprobte und erfolgreiche Mechanismen in den Tarifverträgen gibt, die es ermöglichen, Unternehmen in einer Schieflage zu stabilisieren und so Arbeitsplätze und Standorte zu erhalten.
Die Verhandlungen gehen nächste Woche weiter. Am Montag verhandeln IG Metall und Arbeitgeber für die Metall- und Elektroindustrie in Niedersachsen. Am 12. Oktober geht es in Baden-Württemberg weiter, am 14. Oktober in Sachsen und am 17. Oktober in Osnabrück-Emsland-Grafschaft-Bentheim.
Die ersten Termine für die dritte Verhandlungsrunde stehen bereits fest: Am 27. Oktober geht es in der Mitte und in Bayern los. Am 28. Oktober geht es in Sachsen-Anhalt und Thüringen weiter.
Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober um 24 Uhr. Danach sind Warnstreiks zulässig.