Januar 2022 beim Autozulieferer Musashi: Sie stehen mit dem Rücken an der Wand. Auf 20.000 Euro sollen sie in den nächsten drei Jahren verzichten – auf alle Sonderzahlungen, auch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld, und auf Tariferhöhungen. Diese Forderungen hat ihnen die Arbeitgeberseite auf einer 10-Punkte-„Giftliste“ zugestellt. Zudem droht die Geschäftsführung mit Insolvenz, trotz voller Auftragsbücher.
Die Geschäftsführung will ihr Geld. Zusagen für die Zukunft will sie den Beschäftigten dafür nicht geben. Die Transformation, die Umstellung auf Produkte mit Zukunft, etwa für Elektroautos – die hat das Unternehmen komplett verschlafen. Musashi stellt vor allem Teile für Verbrennerautos her: Nocken, Ringe. Pläne für die Zukunft? Wie auch, wenn die Werkleiter alle zwei, drei Jahre wechseln.
Dabei haben die Beschäftigten schon seit langem Anregungen, wie die Arbeitsorganisation und damit auch die Ertragslage verbessert werden kann, wie die Produkte und das Unternehmen nachhaltiger werden können. Doch ihr Unternehmen hört ihnen nicht zu.
Beschäftigte sollen verzichten – ohne Sicherheiten
Musashi Europe ist ein typischer Fall. Viele Autozulieferer stehen vor der Transformation und sind von der aktuellen Krise, Preissteigerungen und Lieferengpässen betroffen. Die Kosten der Krise und der Transformation mit der Abkehr von Verbrennerfahrzeugen sollen die abhängig Beschäftigten zahlen – ohne dass sie dafür Perspektiven und Sicherheiten für ihre Zukunft erhalten.
Bei der Europa-Tochter des japanischen Musashi-Konzerns sind rund 2.000 Beschäftgte betroffen, an sechs Standoren in Rheinland-Pfalz, Thüringen und Niedersachsen: in Bad Sobernheim, Bockenau, Grolsheim und in Leinefelde (IG Metall-Bezirk Mitte), in Lüchow und Hannoversch Münden (IG Metall-Bezirk Niedersachsen-Sachsen-Anhalt).