Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933
Als die Nazis die Gewerkschaftshäuser überfielen

2. Mai 1933, überall in Deutschland: Nazi-Schlägertrupps stürmen die Gewerkschaftshäuser. Eine freie Arbeitnehmervertretung gibt es ab sofort nicht mehr. Bis zu diesem Tag dachten die Führungen der freien Gewerkschaften noch, der Nazispuk wäre bald vorbei.


Mit dem Überfall der Nazi-„Sturmabteilungen“ (SA) auf die Gewerkschaftshäuser am 2. Mai 1933 werden die freien Gewerkschaften zerschlagen. Die Nazis beschlagnahmen ihr Vermögen und überführen es in die neugegründete Deutsche Arbeitsfront (DAF). Von nun an gibt es keine freie Interessenvertretung und keine Mitbestimmung für Arbeitnehmer mehr. Tausende Gewerkschafter werden an diesem Tag misshandelt und verhaftet. Einige werden an Ort und Stelle ermordet. Andere verschwinden in Gefängnissen, Zuchthäusern und Konzentrationslagern (KZ).

 

„Nazispuk bald vorbei?“ – Fataler Irrtum der Gewerkschaften

Bis dahin hatten die Gewerkschaften gehofft, dass der „Nazispuk“ nur von kurzer Dauer wäre – so wie die ständig wechselnden Regierungen in den Jahren zuvor. „Organisation statt Revolution“ und „Ruhe bewahren“ waren daher die Losungen, die die Führung des „Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds“ (ADGB) ausgab. Dazu kam: Die Gewerkschaften waren schwach wie nie zuvor. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 hatte sechs Millionen Menschen in die Arbeitslosigkeit getrieben. Und den Gewerkschaftern stand eine halbe Million bewaffneter SA-Leute gegenüber.

Am Tag vor der Zerschlagung, am 1. Mai, den Hitler zum „Tag der nationalen Arbeit“ verdreht hat, marschieren daher viele Gewerkschafter zähneknirschend und ergeben mit.

Doch da ist ihre Vernichtung längst beschlossen. Für freie, demokratische Gewerkschaften war im Nazi-Führerstaat nie Platz. Hitler und Goebbels haben den Plan für den 2. Mai bereits seit Mitte April in der Tasche. Am 21. April gibt der Leiter des „Aktionskomitee zum Schutze der deutschen Arbeit“, Robert Ley, dann den Befehl per Telegramm an alle Nazi-Abteilungen aus: „Dienstag, den 2. Mai 1933, vormittags 10 Uhr, beginnt die Gleichschaltungsaktion gegen die Freien Gewerkschaften“.
 

Die Nazis errichten die Diktatur brutal und blitzartig

Zudem kommt die Nazidiktatur schneller und brutaler, als es die Führungen der Gewerkschaften je erwartet hätten. Gerade vier Monate ist es her, dass Reichspräsident Hindenburg am 30. Januar 1933 Hitler überraschend zum Reichskanzler ernannt hat – als die Nazis eigentlich schon wieder auf dem absteigenden Ast waren. Bei der Reichstagswahl im November 1932 hatte die NSDAP nur noch 32 Prozent erreicht – fünf Prozent weniger als im Juli 1932. Doch konservative Politiker und Unternehmer überredeten Hindenburg, die Macht an Hitler zu übergeben.

In den Wochen nach dem 30. Januar krempeln die Nazis den Rechtsstaat mit der Brechstange um. Verwaltung und Polizei werden „gesäubert“ und auf Nazilinie getrimmt. Von links nach rechts werden alle Gegner ausgeschaltet. Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Juden werden terrorisiert, misshandelt und in erste provisorische Konzentrationslager verschleppt.

Republik und Rechtsstaat sind schon wenige Wochen nach Hitlers Regierungsantritt tot. Schon vor dem zweiten Mai überfallen die Nazis Gewerkschaftshäuser. Laut einem Schreiben des ADGB an Reichspräsident Hindenburg sind bereits im März 25 Gewerkschaftshäuser dauerhaft besetzt.

Mit dem Ermächtigungsgesetz vom 23. März 1933 entmachtet die Nazi-Regierung das Parlament. Die nötige Zweidrittelmehrheit im Reichstag erreichen die Nazis, indem sie die Kommunistische Partei verbieten und ihre Mandate kassieren. Die SPD stimmt gegen das Gesetz. Viele Abgeordnete, darunter zahlreiche Gewerkschafter, bezahlen ihren Mut später mit dem Tod im KZ.
 

Gewerkschafter lernen aus der Geschichte

In den Zuchthäusern und KZs treffen sich Gewerkschafter verschiedener Richtungen – Sozialdemokraten, Kommunisten und Christen. Zu Zeiten der Weimarer Republik waren sie verfeindet. Doch nun erkennen sie, dass ihre Uneinigkeit den Nazis den Weg geebnet hat. Gemeinsam leisten sie Widerstand. Und nach dem Krieg gründen sie neue „Einheitsgewerkschaften“, in denen alle politische Richtungen vertreten sind. Ihr gemeinsames Ziel: nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg.
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