Scrum – ein Modewort, ein Trendwort, keine Frage. Aber eben auch: Eine Tatsache, eine Methode, die vor allem die Arbeit in den Büros in hohem Maße formt und verändert: Agile Arbeitsmethoden ziehen mehr und mehr in die Unternehmen ein, sie wandelt die Arbeit der Beschäftigten dort im hohen Maße. Zwar gibt es eine ganze Reihe von agilen Methoden, die sich teils stark unterscheiden. Agiles Arbeiten aber bedeutet immer: Ein Projekt, ein Produkt wird in kleinen Schritten entwickelt – von sich selbst organisierenden, oft aus unterschiedlichen Bereichen zusammengesetzten Teams.
Überschaubare Arbeitspakete
Besonders ausgestaltet, ausgeprägt ist das bei der Scrum-Methode. Der Begriff Scrum stammt aus dem Englischen, benennt die Anfangssituation beim Rugby“. Mit Scrum wird ein Produkt in überschaubare Arbeitspakete aufgeteilt, die während sogenannter Sprints, zeitlich festgelegte Intervalle, entwickelt werden. Nach jedem Sprint soll ein einsatzfähiges Produktteilstück entstehen. Scrum geht dabei empirisch vor, die Scrum-Teams lernen in jedem Sprint dazu und entwickeln sich weiter. Scrum richtet sich, wie alle agilen Methoden, konsequent am Kundenwunsch aus.
Beschäftigte bekommen „Rollen“
Die Entwicklung des Produkts, die Bearbeitung der Pakete geschieht im agil arbeitenden Team, das aus Beschäftigten mit klar definierten, zugewiesenen Rollen besteht. Klassischerweise gibt es drei Rollen, die vom Team besetzt werden müssen – Entwicklerinnen und Entwickler, dazu den Product-Owner und den Scrum-Master. Während sich die Entwicklerinnen und Entwickler um die Umsetzung der einzelnen Teilprojekte kümmern, die jeweils in einem Sprint von meist ein bis vier Wochen umzusetzen sind, ist der Product Owner für Produktvision, regelmäßigen Kundenkontakt, der Priorisierung der Aufgaben sowie für das Budget zuständig. Der Scrum-Master dagegen ist dafür verantwortlich, dass Scrum als Arbeitsform im jeweiligen Team gelingt. Eine Besonderheit agiler Methoden ist es, dass die Entwickler selbst festlegen, wie lange sie für die Fertigstellung einer Arbeitsaufgabe brauchen.
Wenn der Betriebsrat aufpasst, kann Scrum und Agiles Arbeiten Spaß machen
Richtig eingeführt und umgesetzt können Scrum-Methoden, kann agiles Arbeiten attraktiv sein. Es kann zu ausgeglichenem, zu kreativem Arbeiten führen. Gegenseitige Unterstützung und gemeinsames Lernen kann ermöglicht, Stress reduziert, die Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit erhöht werden. Das aber geschieht nicht von alleine. Mit der Einführung von Scrum sind Chancen, aber auch Risiken verbunden. Damit es für die Beschäftigten nicht zu Belastungen kommt, müssen notwendige Voraussetzungen geschaffen werden. Der Betriebsrat sollte auf ihre Einführung und Umsetzung achten.
Keine Hierarchie
Zunächst: Die einzelnen Rollen stehen in keiner hierarchischen Ordnung zueinander. Niemand ist weisungsbefugt, alles wird verhandelt. Elementar weiterhin: Während des Sprints arbeitet das Team ausschließlich an den priorisierten Aufgaben. Kurzfristige zusätzliche Arbeiten werden beiseitegelegt. Hier ist der Scrum-Master von großer Bedeutung: Es hat die Aufgabe, auf die Einhaltung der Scrum-Regeln zu achten, steht dem Team als Vermittlerin, als Vermittler zur Verfügung und beseitigt konsequent Hindernisse. Betriebsräte sollten eine fundierte Ausbildung der Scrum Master achten und einen guten Kontakt zu ihnen sicherstellen. So erst wird der Rahmen für ein erfolgreiches Arbeiten mit der Scrum-Methode geschaffen.
Transparenz
Damit dieses am Ende für alle Beteiligten auch zufriedenstellend gelingt, ist stetiges Feedback und schnelles Reagieren auf Veränderungen wichtig – essentiell dazu sind aber vertrauensvolle Kommunikation unter den Teammitgliedern und Transparenz im Arbeitsprozess.
Qualifizierung muss sein
Essentiell ist weiterhin, dass Scrum, wenn es gute agile Arbeit sein soll, auf ein gemeinsames Verständnis von Betriebsrat, Arbeitgebern und den betroffenen Beschäftigten gründet und dass es umfassende Qualifizierung beinhaltet. Alle Beschäftigten, einschließlich der betroffenen Führungskräfte, benötigen darüber hinaus vor der Einführung eine angemessene Qualifikation. Diese soll neben den unterschiedlichen Methoden auch die agilen Werte und Prinzipien zum Inhalt haben.
Beteiligung tut Not
Wichtig ist schließlich, dass Scrum beteiligungsorientiert eingeführt wird. Der Betriebsrat sollte dafür sorgen, dass die betroffenen Kolleginnen und Kollegen so früh wie möglich in die Planungen und in die Umsetzung eingebunden werden. Um die Chancen, die Scrum bietet, zu nutzen und die Risiken zu minimieren, sollte er seine Mitbestimmungsrechte konsequent nutzen, etwa seine Rechte bei Versetzung, neuen Arbeitsinhalten oder neuer Arbeitsorganisation nach § 99 BetrVG.
Mitbestimmung und Gewerkschaft braucht es trotzdem
Scrum mag eine neue, agile Arbeitsmethode sein, ja. Die grundsätzlichen Fragen des Arbeitslebens wie Gehalt, Leistungsbeurteilung, Eingruppierung und Gesundheitsschutz bleiben aber unverändert bestehen. Und weil das so ist, bleibt nach wie vor eine guter gewerkschaftlicher Organisationsgrad und eine beteiligungsorientierte Begleitung durch den Betriebsrat essenziell für die erfolgreiche Einführung von agilen Arbeitsmethoden.
Netzwerk New Work – Agile Arbeit bleibt ein wichtiges Thema
Notwendig ist und bleibt es deshalb, dass sich die IG Metall auch in diesem Feld engagiert – das tut sie mit voller Kraft. Das seit Jahren quartalsweise tagende Betriebsräte-Netzwerk der IG Metall für Agile Arbeit befasst sich in Zukunft intensiver mit weiteren Themen des New Work. Das Netzwerk hat sich zu diesem Zwecke von Agile in New Work umbenannt und lädt auch 2023 wieder Kolleginnen und Kollegen zum Mitwirken ein. Nächster Termin ist der 11. Mai. Anfragen an Angestellte@igmetall.de