Wasserstoff-Workshops und Schulungsunterlagen
Wasserstoff: Mit diesen Workshops gelingt der Start

Eine Wasserstoffwirtschaft entsteht gerade. Das bietet für Betriebe Chancen auf neue Geschäftsmodelle und somit Zukunftssicherung. Doch die ersten Schritte sind oft herausfordernd. Helfen können individuelle Workshops der IG Metall und Schulungsmaterialien der HKM.

5. Januar 20245. 1. 2024


„Das Schlimmste, was wir machen können, ist nichts zu machen“, sagt Renè Thiele. Doch der Betriebsratsvorsitzende vom Mannesmannröhren-Werk in Zeithain hatte ein Problem: „Wir alle haben schon von Wasserstoff und den damit verbundenen Chancen gehört, wussten aber nicht so genau, wie wir das Thema angehen sollten.“ Renè hat sich deshalb an Daniela Jansen gewandt. Sie verantwortet für die IG Metall das Thema Wasserstoff und hat hierzu ein Konzept für individuelle Workshops entwickelt.

Gemeinsam mit der lokalen IG Metall Geschäftsstelle überlegten Daniela und Renè, was für die Sachsen die ersten Schritte sein können und gemeinsam mit der Geschäftsstelle wurde ein Workshop organisiert. „Wir haben mal nicht betriebsintern, sondern regional übergreifend gearbeitet“. Nicht nur die Kolleginnen und Kollegen von Mannesmannröhren, sondern auch von der BGH Freital, Feralpi und den Schmiedewerken Gröditz wurden von der Geschäftsstelle an Bord geholt“, sagt Daniela und erklärt warum: „Wir haben schnell gemerkt, dass die Betriebe hier im Meißner Industriebogen alle das gleich Problem haben: Die geplante Wasserstoffpipeline soll rund 25 Kilometer an ihnen vorbeilaufen. Das wollen wir gemeinsam ändern. So stellten wir uns die Frage, wie kann man Aufmerksamkeit für unser Vorhaben erzeugen.“ Im Workshop beschlossen die Metallerinnen und Metaller der verschiedenen Betriebe auf die Lokalpolitik Einfluss zu nehmen. So werden sie zum Beispiel Abgeordnete zu ihren Betriebsversammlungen einladen und sich gemeinsam öffentlich für einen Anschluss ihrer Region an das Wasserstoffnetz stark machen.


Ohne Workshop gibt es nur den leeren Blick

„Insgesamt haben wir drei Workshops bislang durchgeführt. Die laufen ganz individuell ab, je nachdem, was die Kolleginnen und Kollegen brauchen“, sagt Daniela. Die Workshops können sich den unterschiedlichsten Fragestellungen widmen: Was wird jetzt schon im Betrieb besprochen? Was darf nicht passieren? Wie gehen wir nötige Qualifizierung an? Wie können wir den Beschäftigten die Angst vor der Veränderung nehmen? „Wichtig ist, dass die Teilnehmer wissen, welches Thema sie angehen wollen“, erklärt die Metallerin.

Oftmals müssen beim Thema Wasserstoff die Betriebsrätinnen und Betriebsräte die treibende Kraft sein. In den Chefetagen herrscht dagegen Ideenlosigkeit. Das wurde auch bei der letzten Wasserstofftagung der IG Metall Ende November in Berlin deutlich: Carsten Radtke, Betriebsratsvorsitzender von Airbus Aerostructures Bremen, berichtete: „Unsere Firma sagt immer, wir sollen in Zukunft mit Wasserstoff fliegen. Ob das so sein wird, wird sich zeigen. Aber ich denke, dass wir schon die Produktion umstellen sollten. Aber wenn ich meinen Werkleiter dann frage, wie wir auf Wasserstoff umstellen, dann bekommt der einen leeren Blick.“


Beschäftigte aufklären mit Materialien von der HKM

Thomas Stocker, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der MTU Aero Engines aus München, sieht sich in der Pflicht, die Beschäftigten über die Zukunft seines Betriebes aufzuklären: „Unser Ziel ist es, bis 2030 einen fünf- bis sieben-Sitzer, der mit Wasserstoff fliegt, gemeinsam mit dem DLR in die Luft zu bringen. Bis zur Marktreife wird es dann noch lange dauern. Aber davor schon müssen wir das Thema Wasserstoff in die Belegschaft tragen.“ Wie das geht, dazu äußerte Tom auf der Wasserstofftagung auch eine Idee: „Eine Möglichkeit ist es auch mal Betriebsversammlungen zu dem Thema zu machen. Vielleicht laden wir dann die Daniela ein, damit sie die IG Metall-Strategie erklärt und dazu vielleicht noch einen Vertreter der Politik.“

Um für Aufklärung zum Thema Wasserstoff zu sorgen, haben die Vertrauensleute der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg Schulungsmaterialien erstellt. „Wir wollten, dass alle informiert werden, nicht nur die Führungskräfte“, sagt Ralph Winkelhane von der Vertrauenskörperleitung. „Dafür haben wir einen Grundlagenworkshop erstellt. Der erklärt die Basics: Wie wird Wasserstoff hergestellt, wie transportiert, was muss man bei Wasserstoff zum Thema Sicherheit betrachten, was kann man mit ihm anfangen? Rund 300 Beschäftigte haben wir so bislang aufgeklärt. Aber wir versuchen auch in der in der Nachbarschaft durch Information für Akzeptanz zu sorgen. Welche neuen Anlagen bauen wir, sind die lauter oder leiser, schmutziger oder sauberer“, beschreibt Ralph. 

Wer gerne einen Wasserstoff-Workshop in seinem Betrieb durchführen möchte, meldet sich bei wasserstoff@igmetall.de

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