Tarifrunde Textile Dienste 2025
Erste Verhandlung endet ergebnislos

Arbeitgeberseite bewegt sich keinen Schritt: Die erste Runde der Tarifverhandlungen in den Textilen Diensten geht ohne ein Angebot zu Ende.

6. Mai 20256. 5. 2025


Die erste Verhandlung zwischen IG Metall und Arbeitgebern in der Tarifrunde der Textilen Dienste endete am Dienstag in Frankfurt ohne Ergebnis. Die IG Metall fordert 6 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten in den Textilen Diensten – mindestens aber 180 Euro, um besonders die unteren Einkommen zu entlasten. Außerdem soll die tarifliche Altersteilzeit verlängert und verbessert werden. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages soll 12 Monate betragen.

„Die Arbeitgeber haben sich heute keinen Schritt auf uns zubewegt“, sagt IG Metall-Verhandlungsführerin Miriam Bürger im Anschluss an die Verhandlung. Dabei sei Handeln gefragt: Die gestiegenen Preise der letzten Jahre belasten weiterhin die Geldbeutel der Beschäftigten. Neben dem Preisdruck beim Wocheneinkauf ist auch die Arbeitsbelastung der Beschäftigten hoch.

Die Arbeitgeberseite zeigte hingegen „völliges Unverständnis“ für die Forderung der IG Metall. Sie würde die Wettbewerbsfähigkeit und damit Arbeitsplätze gefährden und den Ernst der Lage nicht berücksichtigen. „Und die Lösung der Arbeitgeber? Mehrarbeit und Arbeitsverdichtung“, berichtet Bürger nach der Verhandlung. „Für uns ist klar: Nur attraktive Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung können hier die Antwort sein.“

 

Forderungspaket: angemessen, notwendig und leistbar

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland mag angespannt sein. Für die Textilen Dienste ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Das zeigt eine Befragung der IG Metall unter den Beschäftigten. Das Ergebnis: Trotz Unsicherheiten geht es den Unternehmen gut bis sehr gut. „Die Forderungshöhe berücksichtigt die ökonomische Situation der Unternehmen: Sie ist angemessen, notwendig und leistbar“, so die IG Metall Verhandlungsführerin. 

Als großes Problem geben die Beschäftigten den Fach- und Arbeitskräftemangel mit vielen unbesetzten Stellen und einer hohen Personalfluktuation an. Das bestätigt auch Aune Beständig von der CWS Healthcare: „Die wirtschaftliche Lage bei uns ist gut. Wir haben viele neue Kunden gewinnen können. Aber uns fehlen die Beschäftigten für die anfallende Arbeit“, macht Beständig deutlich. „Wir brauchen mehr Geld, um unsere Branche attraktiver zu machen und mehr Fach- und Arbeitskräfte zu gewinnen.“ Die Antwort der Arbeitgeber: Die Stammbelegschaft könnte ja auch einfach mehr arbeiten.

 

Arbeitskräftemangel: Stress und Krankheit sind die Folgen

Was die Arbeitgeberseite dabei aber vergisst: Der Arbeitskräftemangel bleibt nicht ohne Folgen. Er führt bei 85 Prozent der Befragten zu erhöhtem Stress und Krankheit. „Die Belastungen der Kolleginnen und Kollegen nehmen zu. Viele sind bereits auf Zweitjobs angewiesen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Die Miete zu stemmen, den Einkauf – die Existenz zu sichern ist mit dem Entgelt oft nicht möglich. Das geht an die Substanz. Dadurch ist die Krankenquote bei uns auch ständig präsent“, so Aune Beständig.

Die Stimmen aus den Belegschaften zeigen deutlich: Das Geld reicht vorne und hinten nicht. Durch die starke Belastung schauen sich zusätzlich immer mehr Beschäftigte nach anderen Arbeitgebern um. „Das ist ein besorgniserregendes Signal. Für 60 Prozent ist ein Jobwechsel weg von ihrem Unternehmen ein Thema“, so Bürger. „Wenn wir die Kolleginnen und Kollegen behalten wollen, muss die Branche attraktiver werden.“

 

Altersteilzeit in allen Altersgruppen wichtiges Thema

Neben der Entgeltforderung ist auch die die Fortführung der Altersteilzeit zu verbesserten Konditionen Teil des Forderungspakets. Als tarifliches Instrument hat sich die Altersteilzeit bereits in den letzten Jahren bewährt. Und ist nicht nur Thema für Beschäftigte, die kurz vor der Rente stehen, sondern bei allen Altersgruppen präsent. Doch die Arbeitgeber machten am Dienstag deutlich, dass sie insbesondere die ältere Belegschaft „so lange halten wollen, wie sie können.“

„Die Herausforderungen des Fach- und Arbeitskräftemangels dürfen nicht auf dem Rücken der älteren Kolleginnen und Kollegen ausgetragen werden. Wir brauchen weiterhin einen planbaren Übergang in die Rente – und das für eine steigende Anzahl an Beschäftigten“, so die Antwort von Bürger.

 

So geht es weiter

In den Betrieben laufen die Vorbereitungen für Aktionen bereits auf Hochtouren. Dazu wurden Tarifbotschafterinnen und Tarifbotschafter in den Belegschaften gewonnen: Sie berichten und informieren ihre Kolleginnen und Kollegen über die nächsten Schritte, holen Feedback ein und geben dieses zurück an die Tarifkommission. Maik Apfelbacher von CWS Hygiene Leipzig ist einer von ihnen: „Die Kollegen werden von mir bestens über jeden Stand informiert. Aber es geht auch darum, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Und ihnen klarzumachen: Ich bin nur Botschafter und wenn es zu Aktionen kommt, sind wir alle gefragt. Denn wirklich was erreichen können wir nur, wenn wir viele sind.“

Leicht ist die Arbeit nicht bei jedem. Das berichtet die Tarifbotschafterin Susanne Dinges-Kölsch von Elis Siegen: „Von der Geschäftsleitung werden mir bei der Arbeit als Tarifbotschafterin auch Steine in den Weg gelegt“, so Dinges-Kölsch. „Da muss man kreativ werden: In meinem Fall habe ich das Glück, dass ich Teilzeit arbeite. Dadurch kann ich viele Kollegen abfangen, bevor ich offiziell anfange zu arbeiten und auch nach Feierabend noch mit den Leuten sprechen.“

Die zweite Verhandlungsrunde zwischen IG Metall und Arbeitgebern findet am 27/28. Mai statt. Am 31. Mai 2025 endet die Friedenspflicht. Ab dem 1. Juni 2025 sind Warnstreiks möglich. „Wir hatten bereits eine aktive Mittagspause, eine weitere findet in den nächsten Tagen statt“, berichtet Michael Jacob von der Firma Elis. „Und wenn die Arbeitgeber sich in der nächsten Verhandlungsrunde nicht bewegen, sind wir bereit auf die Straße zu gehen.“

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