Windkraft
Eickhoff Wind Power will schließen – so nicht!

Tausende Windräder müssen gebaut werden. Doch Eickhoff Wind Power will die moderne Windradgetriebe-Fertigung in Klipphausen/Sachsen schließen. So nicht! Gemeinsam mit der IG Metall setzten die Beschäftigten einen Innovationsprozess durch: Sie erarbeiten neue Geschäftsmodelle – für neue Investoren.

25. Mai 202325. 5. 2023


 „Das war erst einmal ein Schock für uns alle“, berichtet Jörg Koziol, Betriebsratsvorsitzender von Eickhoff Wind Power im sächsischen Klipphausen. Schließung zum Jahresende. Das verkündete ihnen die Geschäftsleitung Mitte April. Der Betriebsrat erfuhr davon erst eine dreiviertel Stunde vorher.

Damit hat niemand gerechnet. Die Produktion in Klipphausen ist hochmodern. Ihre Getriebe werden weltweit in Windrädern verbaut. Und schließlich wird die Nachfrage nach Getrieben für Windräder deutlich steigen: Nach den Plänen der Ampel-Koalition müssen für die Energiewende bis 2030 über 15000 Windräder gebaut werden.

Doch die Eickhoff-Geschäftsleitung stellt das ganz anders dar: Angeblich sei der Betrieb nicht rentabel – und die Marktsituation zu unsicher.
 

Beschäftigte und IG Metall setzen Innovationsprozess durch

Das lassen sich die 180 Beschäftigten nicht bieten. Der Großteil der Belegschaft ist in der IG Metall. Und gemeinsam mit der IG Metall setzten sie in Verhandlungen mit der Geschäftsleitung einen Innovationsprozess durch – unter dem Motto „Wind of Change“: Die Beschäftigten erarbeiten mit Hilfe einer Beratungsfirma neue Geschäftsmodelle – und suchen damit neue Investoren für ihr Werk.

„Wir sind ein moderner Betrieb mit modernen Anlagen und einer hochqualifizierten Mannschaft“, erklärt Betriebsrat Jörg Koziol selbstbewusst. „Die Belegschaft von Eickhoff Wind Power ist überzeugt, dass ihr Werk für die Energiewende dringend gebraucht wird und eine Zukunft haben muss.“

Jörg Koziol, Betriebsratsvorsitzender Eickhoff Wind Power, beim Windgipfel in Berlin
 

Jörg Koziol, Betriebsratsvorsitzender bei Eickhoff Wind Power, bei der Demo vor dem Windgipfel in Berlin.
 

Beschäftigte entwickeln neue Geschäftsmodelle für neue Investoren

Der Innovationsprozess ist bereits angelaufen. Derzeit interviewen die Berater die Beschäftigten: Welche Ideen habt Ihr? Ziel ist, dass rund 10 Prozent der Beschäftigten speziell geschult werden, um in Workshops zunächst 30 Grobkonzepte für neue Produkte und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Mit diesen Ideen kontaktieren die Berater mögliche Investoren. Am Ende sollen drei Geschäftsmodelle stehen, mit denen dann neue Investoren gefunden werden sollen.

Die Geschäftsleitung stellt die Beschäftigten für die Workshops bezahlt von der Arbeit frei.

Allerdings zahlt Eickhoff nur einen Teil der Beraterkosten. Die Eickhoff-Beschäftigten brauchen also noch weitere Geldgeber.
 

Unterstützung von der Politik nötig

Dafür demonstrierten sie am Dienstag gemeinsam mit den streikenden Vestas-Beschäftigten in Berlin vor dem Wirtschaftsministerium (Foto oben). Wirtschafts- und Energieminister Habeck hatte Politik, Windkraft-Industrie und Gewerkschaften zu einem Windgipfel eingeladen. Das Thema: Wie können wir den Ausbau der Windkraft beschleunigen?

 „Um die Ausbau-Ziele der Bundesregierung zu erreichen, brauchen wir eine leistungsfähige Windkraft-Industrie in Deutschland und keine Werkschließungen“, fordert Stefan Ehly, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Dresden und Riesa. „Wir arbeiten gemeinsam mit den Beschäftigten an einem tragfähigen Zukunftskonzept, um diesen wichtigen Bestandteil der sächsischen Kernindustrie dauerhaft zu sichern. Doch dazu brauchen wir auch die Unterstützung der Politik.

Die sächsische Landesregierung hat immerhin bereits ihre Unterstützung signalisiert. „Wir wollen in Sachsen die industriepolitischen Potenziale der Energiewende heben. Deshalb ist es wichtig für den Freistaat, auch mit einer Produktion vor Ort bei dieser Zukunftsindustrie dabei zu sein“, erklärt der sächsische Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther. „Die sächsische Landesregierung steht an der Seite der Eickhoff-Beschäftigten, die für ihre Arbeitsplätze und für eine Zukunft der Windkraft-Industrie in Sachsen kämpfen.“

Allerdings: Mehr als wohlwollende Statements gibt es bisher noch nicht. Die Eickhoff-Beschäftigten erwarten konkrete finanzielle Zusagen zur Absicherung des Innovationsprozesses aus Landes- oder Bundesmitteln.

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