Volkswagen
Fast 100.000 VW-Beschäftigte im Warnstreik

„Streikbereit! Deutschlandweit!“, riefen Beschäftigte am Montag vor der Konzernzentrale. Zum Warnstreik-Auftakt bei VW legten fast 100.000 Beschäftigte kurzfristig ihre Arbeit nieder. Die Wut gegen die aktuellen Pläne zu möglichen massiven Kürzungsplänen der Konzernspitze war deutlich zu spüren.

2. Dezember 20242. 12. 2024


Fast 100 000 Beschäftigte von VW sind am Montag in den Warnstreik getreten. Die Beschäftigten setzten so ein Zeichen für ihre Forderungen in der aktuellen Tarifbewegung. Die Tarifverhandlungen werden überschattet von Plänen der Konzernspitze, massive Einsparungen durch Beschäftigungsabbau durchzusetzen – auch Werksschließungen werden nicht ausgeschlossen. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende von VW, Daniela Cavallo, fand klare Worte vor den Tausenden Beschäftigten bei einer Kundgebung zum Warnstreik vor der Konzernzentrale: „Wenn es sein muss, dann werden wir einen Arbeitskampf durchziehen, der zur Volkswagen-Familie passt: Geschlossen, mit riesigem Durchhaltewillen und mit der Gewissheit, dass es sich lohnt.“

Die Betriebsratsvorsitzende griff in ihrer Rede den Vorstand und die Aktionärsfamilien des Konzerns scharf an. Seit 2014 hätten allein die beiden Familien Porsche und Piëch als Großaktionäre Milliarden an Devidende ausgeschüttet bekommen. Ein Facharbeiter bei VW müsse 100 000 Jahre für solch eine Summe „harte, ehrliche Industriearbeit“ verrichten. Auch der Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachen, Thorsten Gröger, fand klare Worte. Der heutige Ausstand an fast allen Standorten schmerze Volkswagen, sagte der IG Metall-Verhandlungsführer. Aber das sei nur eine Warnung. Die Verhanldungen kämen nur weiter, wenn Vorstand und Aktionäre auch einen Beitrag leisten würden.
 

Beschäftigte von VW machen sich in Hannover für ihre Forderungen stark.

Beschäftigte während der Kundgebung in Hannover.

Die vorangegangenen Tarifverhandlungen zwischen IG Metall und der Volkswagen AG brachten keinen Durchbruch. Zwar war der VW-Vorstand in der vergangenen Tarifverhandlung im November bereit, über das Konzept der IG Metall und des VW-Gesamtbetriebsrats zu verhandeln, das unter anderem Einsparungen bei den Arbeitskosten von 1,5 Milliarden Euro bringen würde. Doch weiterhin will der VW-Vorstand Standortschließungen und Massenentlassungen nicht ausschließen. VW fordert zudem eine pauschale Lohnkürzung von 10 Prozent sowie eine Nullrunde für die Tarifrunde 2024, die Streichung der monatlichen Tariflichen Zulage (167 Euro), die Abschaffung von Jubiläumsgratifikationen für langjährig Beschäftigte sowie eine massive Reduzierung der Ausbildungskapazitäten.

„Wir haben in den Tarifverhandlungen unser Gesamtkonzept erläutert und sind selbst in die Offensive gegangen. Das Unternehmen ist bereit, auf dieser Basis zu verhandeln, hält sich jedoch weiter die Möglichkeit von Werksschließungen und Massenentlassungen offen“, kritisiert  Gröger bereits zuvor. Die daraufhin angedrohten Warnstreiks wurden nun in die Tat umgesetzt.
 

Konzept von IG Metall und VW-Gesamtbetriebsrat: 1,5 Milliarden Euro Einsparungen 

Statt Kahlschlag schlagen IG Metall und VW-Gesamtbetriebsrat in ihrem Gesamtkonzept vor:

Die kommende Tariferhöhung bei VW soll befristet als Arbeitszeit in einen solidarischen Zukunftsfonds eingebracht werden. Darüber bekäme das Unternehmen ein Instrument, um bei Bedarf flexibel Arbeitszeiten abzusenken. Falls also durch den Strukturwandel in Produktion oder Verwaltung Unterauslastungen entstehen, würde der Fonds helfen, Personalabbau weiterhin sozialverträglich gestalten zu können.

Auch auf zwei Jahre wäre die Arbeitnehmerseite im Gegenzug für ein Gesamtpaket aus neuen Sicherheiten gesprächsbereit, über die Einbringung von Teilen der Ergebnisbeteiligung zu diskutieren. Teil des Gesamtplans der Arbeitnehmerseite bei Volkswagen muss dafür aber zwingend sein, dass sowohl die Vorstände, das Management und auch die Anteilseigner signifikante Einschnitte akzeptieren, um in die Zukunft des Automobilherstellers zu investieren. Zugleich erwartet die Gewerkschaft, dass Perspektiven für alle Standorte geschaffen werden und eine neue Beschäftigungssicherung aufgesetzt wird.


Nächste Verhandlung am 9. Dezember

Die nächste Tarifverhandlung ist für den 9. Dezember terminiert. Der Haustarifvertrag bei VW gilt für die sechs Standorte der Volkswagen AG (Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter und Wolfsburg) sowie bei den VW-Töchtern Financial Services, Immobilien und der dx.one GmbH.

Aktuelle Nachrichten und Hintergründe zu VW bei der IG Metall Niedersachsen-Sachsen-Anhalt

 

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