Metall-Tarifrunde 2020
IG Metall schlägt Zukunftspaket vor

Die IG Metall setzt sich für sichere Arbeitsplätze ein. Die Transformation stellt die Industrie vor große Herausforderungen. Viele Arbeitsplätze sind gefährdet. Die IG Metall schlägt den Arbeitgebern ein „Moratorium für einen fairen Wandel“ mit vorgezogenen Verhandlungen über ein Zukunftspaket vor.

24. Januar 202024. 1. 2020


Die Metall- und Elektroindustrie steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Elektromobilität, Digitalisierung der Produktion und Produkte sowie Klimawandel und Energiewende stellen hohe Anforderungen an die Betriebe. Die notwendige Transformation ist aber in vielen Betrieben noch nicht auf den Weg gebracht. Im Ergebnis sind in der Metall- und Elektroindustrie viele Arbeitsplätze und sogar ganze Standorte gefährdet. Das will die IG Metall so nicht hinnehmen.


Die Uhr tickt. In vielen Betrieben stehen Entscheidungen an, ob und wie mit den Belegschaften von heute die Zukunft von morgen gestaltet werden kann. Zudem herrscht Unsicherheit über die weitere konjunkturelle Entwicklung. Gerade in diesen Zeiten braucht es für gesellschaftlichen Zusammenhalt größtmögliche Sicherheit und Perspektiven für die Menschen.

Nach intensiven Diskussionen in den regionalen Tarifkommissionen der IG Metall ist deshalb klar, dass die Forderung nach einem fairen Wandel zentralen Stellenwert in der anstehenden Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie haben wird.


Angebot an die Arbeitgeber

Um den Wandel mit und im Sinne der Beschäftigten zu gestalten, sind nun gute und auch schnelle Lösungen notwendig. Daher schlägt die IG Metall den Arbeitgebern ein „Moratorium für einen fairen Wandel“ und Verhandlungen über ein Zukunftspaket vor. Ziel ist es, dass die Arbeitgeber gemeinsam mit der IG Metall die Zukunft der Beschäftigten sichern, indem sie auf Personalabbau, Ausgliederungen, Standortschließungen und Verlagerungen verzichten und sich stattdessen in Zukunftstarifverträgen verpflichten, durch Investitionen und Qualifizierung Beschäftigung, Standorte und Zukunftsperspektiven zu sichern und entwickeln.


In Zeiten des digitalen und ökologischen Wandels – der Transformation - braucht es für die Menschen größtmögliche Sicherheit und Perspektiven. Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, betont: „Es geht um unsere Zukunft. Und die ist nach unserer festen Überzeugung: 100 Prozent sozial, 100 Prozent ökologisch, 100 Prozent mitbestimmt und demokratisch.“ Es geht um einen fairen Wandel. „Nur so kann im Industriestandort Deutschland die Transformation gelingen. Nur so kann gute Arbeit für Millionen Beschäftigte gesichert werden und gesellschaftlicher Wohlstand und Zusammenhalt erhalten bleiben.“


Konkrete Investitionen

Die IG Metall fordert die Arbeitgeber deshalb auf, sich ihrer Verantwortung für die Industrie und die Zukunft der Beschäftigten zu stellen – und macht ihnen folgendes Angebot: IG Metall und Arbeitgeber treten jetzt unmittelbar, bereits vor dem ursprünglich für Mitte März angesetzten Beginn der Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in allen Regionen in Verhandlungen über ein Zukunftspaket ein.


Die Arbeitgeber sollen sich darin verpflichten, auf Verlangen der IG Metall Verhandlungen von Zukunftstarifverträgen in den Unternehmen aufzunehmen, die konkrete Investitionen und Produktperspektiven für Standorte und Beschäftigte genauso wie den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen beinhalten. Großes Augenmerk liegt auch auf Ausbildung, Qualifizierung und Weiterbildung.

Ziel ist es, vor Ende der Friedenspflicht zu Ergebnissen für ein Zukunftspaket und im Entgelt zu kommen.


Frist bis zum 3. Februar

Die Metall- und Elektroindustrie hat in den vergangenen Monaten unter einer konjunkturellen Eintrübung gelitten. Außerdem muss sie den digitalen und ökologischen Wandel bewältigen. Viele Arbeitgeber missbrauchen jedoch die derzeitige Situation als Vorwand, um zu sparen, Personal abzubauen, Standorte zu schließen und Arbeit zu verlagern, um ihre Gewinne zu maximieren. Deshalb schreitet die IG Metall ein.


Die Probleme sind jetzt da. Und darum braucht es auch jetzt gute und schnelle Lösungen. Die Arbeitgeber sind dazu aufgefordert, bis zur Vorstandssitzung der IG Metall am 3. Februar eine Entscheidung zu treffen, ob sie sich auf vorgezogene Verhandlungen über das Zukunftspaket einlassen.


Kaufkraft stärken

Die IG Metall strebt auch in dieser Tarifrunde an, die Kaufkraft der Beschäftigten zu stärken. Wichtigster Wachstumsmotor des Bruttoinlandsprodukts ist der private Konsum. Eine Sicherung der Realeinkommen bleibt daher gesamtwirtschaftlich geboten. Es gibt vor den womöglich anstehenden Verhandlungen zum Zukunftspaket jedoch keine bezifferte Forderung, um wie viel die Entgelte erhöht werden sollen.


Für Betriebe mit Unterauslastung einzelner Beschäftigtengruppen will die IG Metall vorrangig eine Reduzierung des Arbeitsvolumens ohne Entgeltabsenkung durchsetzen. Etwa durch die Nutzung von Arbeitszeitkonten, Kurzarbeit mit Aufzahlung und Arbeitszeitabsenkung mit Teillohnausgleich. Es soll außerdem den Anspruch auf geförderte Qualifizierung für alle geben. Ziel ist es auch, den Anteil der Beschäftigten, die über Altersteilzeit und andere Modelle des flexiblen Übergangs früher in Rente gehen können, zu erhöhen.


Bonus für IG Metall-Mitglieder

IG Metall-Mitglieder sollen zukünftig zusätzliche Zahlungen erhalten, um damit die Mehrkosten ökologischer Mobilität und Energie tragen zu können – zum Beispiel als Zuschuss zu Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr, für das Laden von Elektrofahrzeugen, Leasing von E-Bikes oder als Zuschuss zu Öko-Stromverträgen aus erneuerbarer Energie.

Über diese und weitere Verhandlungsziele berät die IG Metall detailliert in den Betrieben und Tarifkommissionen.


Auch die Politik ist gefordert

IG Metall und Arbeitgeber sind zur Umsetzung des Zukunftspakets und zum Gelingen der Mobilitäts- und Energiewende auf die Unterstützung der Politik angewiesen. Bundesregierung und Bundestag müssen jetzt die Rahmenbedingungen für darauf aufbauende Tarifverträge schaffen. Die Tarifpartner fordern folgende Maßnahmen:

  • Einen erleichterten Zugang zur Kurzarbeit und eine Verlängerung der Bezugsdauer auf 24 Monate.
  • Die Ausweitung des Qualifizierungschancengesetzes, so dass künftig ganze Beschäftigungsgruppen Anträge auf Maßnahmen stellen können. Bisher ist es nur auf Einzelfälle zugeschnitten.
  • Die Verlängerung des Transferkurzarbeitergeldes auf 24 Monate sowie die Ausweitung des Zugangs zu den Maßnahmen auf alle Beschäftigten, nicht nur für Ungelernte und Ältere.

Moratorium für einen fairen Wandel
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