Die Warnstreiks der Leihbeschäftigten bei Volkswagen haben gewirkt: Die VW-Tochter „AutoVision – der Personaldienstleister“ lenkte in der vierten Verhandlungsrunde seit Ende Februar ein. Das Tarifergebnis:
- Inflationsausgleichspämie in Höhe von 3000 Euro (2000 Euro am 15. Mai 2023 und 1000 Euro am 15. Februar 2024) für alle Leiharbeitsbeschäftigten
- Spürbare Erhöhung der Entgelte um bis zu 24,5 Prozent, bei einer Laufzeit von 15 Monaten
- Verhandlungsverpflichtung über die Einführung eines Tarifvertrages „Sonderzahlungen“ (etwa Urlaubs- und Weihnachtsgeld) ab März 2024.
Die Mitglieder der IG Metall-Tarifkommission haben dem Ergebnis einstimmig zugestimmt.
„Dass wir heute zum Ergebnis gekommen sind, ist dem starken Zeichen der Kolleginnen und Kollegen bei AutoVision zu verdanken. Ihre Warnstreiks haben dem Arbeitgeber imponiert und ihn zum Handeln gezwungen“, erklärt Verhandlungsführer Thilo Reusch von der IG Metall Niedersachsen-Sachsen-Anhalt. „Mit den ersten eigenen Warnstreiks in der AutoVision-Geschichte haben die Beschäftigten ein lautes Signal an den Arbeitgeber gesendet und gesagt: Wir sind keine Arbeitnehmer*innen zweiter Klasse!“
Inflationsausgleich wie für die Stammbeschäftigten
Bis zur vierten Verhandlung hatten die Arbeitgeber besonders bei der Inflationsausgleichsprämie (IAP) gebremst und lediglich 1200 Euro geboten. Doch jetzt erhalten auch die Leihbeschäftigten bei AutoVision 3000 Euro netto – ebenso wie die Stammbeschäftigten bei VW.
Anspruchsberechtigt für die erste Zahlung des Inflationsausgleichs in Höhe von 2000 Euro sind alle Beschäftigten, die zum 30. April 2023 in einem Arbeitsverhältnis mit AutoVision stehen. Teilzeitbeschäftigte erhalten die Zahlung anteilig. Den zweiten Betrag über 1000 Euro erhält, wer am 31. Januar 2024 beschäftigt ist.
Entgelte steigen um bis zu 24,5 Prozent
Die Erhöhung der Stundenentgelte erfolgt in einem ersten Schritt rückwirkend zum 1. März 2023, eine weitere Stufe erfolgt ab dem 1. Dezember 2023.
Die Tariferhöhungen in den einzelnen Entgeltgruppen sind gestaffelt. Die unteren Einkommen profitieren besonders. Beispiele:
- Entgeltgruppe 1: Erhöhung von 10,84 Euro auf 13 Euro (1. März 2023) auf 13,50 Euro (1. Dezember 2023) (rund 24,5 Prozent über 15 Monate)
- Entgeltgruppe 7: Erhöhung von 23,48 Euro auf 25,14 Euro (1. März 2023) auf 25,89 Euro (1. Dezember 2023) (rund 10,3 Prozent über 15 Monate)
Der Entgelttarifvertrag kann zum 29. Februar 2024 mit einer Frist von zwei Monaten gekündigt werden. Dann kann die IG Metall erneute Tariferhöhungen für die Leihbeschäftigten bei der VW-Tochter AutoVision aushandeln.
Die Mitglieder der IG Metall-Tarifkommission aus allen Standorten zeigten sich erfreut über das Ergebnis. „Solidarität und Hartnäckigkeit haben sich ausgezahlt“, erklärt Verhandlungsführer Reusch. „Das macht Mut auch für die Einführung weiterer Leistungskomponenten, die in der bald anstehenden nächsten Tarifrunde Anfang des kommenden Jahres umgesetzt werden sollen.“

Rund 2000 Leihbeschäftigte machten mit Warnstreiks Druck für ihre Forderungen.
Erster Warnstreik der AutoVision-Leihbeschäftigten
Rund 2000 AutoVision-Leihbeschäftigte hatten mit Warnstreiks Druck für den Tarifabschluss gemacht. Die größten Aktionen gab es an den VW-Standorten Emden, Hannover und Osnabrück.
Ziel war, bis auf das Niveau der Entgelte für die rund 800.000 Leihbeschäftigten in den normalen Leiharbeitstarifen (BAP und IGZ) zu kommen. Dort hatten die DGB-Gewerkschaften zuletzt Tariferhöhungen von bis zu 9,25 Prozent und mindestens 13 Euro ab dem 1. April durchgesetzt. Für die Leihbeschäftigten beim VW-Personaldienstleister AutoVision gelten allerdings eigene Tarifverträge.