Kfz-Tarifrunde 2023
23.000 schalten einen Gang hoch

Seit Anfang April haben sich über 23.000 Beschäftigte in Kfz-Werkstätten und Autohäusern an Warnstreiks und Aktionen beteiligt. Sie erwarten endlich ein verhandlungsfähiges Angebot von den Arbeitgebern. Am Freitag laufen Tarifverhandlungen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

6. April 20236. 4. 2023 |
Aktualisiert am 20. April 202320. 4. 2023


Über 23.000 Kfz-Beschäftigte waren seit Anfang April bei Aktionen und Warnstreiks dabei, um den Druck für ihren Tarifabschluss zu machen. Auch zum Start der zweiten Runde der Tarifverhandlungen für das Kfz-Handwerk haben die Arbeitgeber ihr bisheriges Angebot nicht erhöht. Ralf Kutzner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, bezeichnete das Angebot als Frechheit und Fehlzündung. „Wir verramschen unsere wertvolle Arbeit nicht und sie ist auch kein Sonderangebot auf dem Wühltisch.“

Die Erwartung an die Arbeitgeber, endlich ein ernst gemeintes Angebot vorzulegen, ist hoch. Die IG Metall fordert 8,5 Prozent mehr Geld, ein Extraplus für Auszubildende und eine soziale Komponente, etwa in Form einer Inflationsausgleichsprämie.
 

Nächste Verhandlung am Freitag in Baden-Württemberg und NRW

Auch in dieser Woche haben wieder Tausende Kfz-Beschäftigte bundesweit die Arbeit niedergelegt und demonstriert.

Am Mittwoch kamen über 600 Beschäftigte aus Leipzig und Halle zu einer Warnstreik-Demo und Kundgebung am Völkerschlachtdenkmal in Leipzig zusammen – deutlich mehr als erwartet.

„Hinter uns haben sich heute hunderte Kollegen aus den Autohäusern versammelt“, erklärt Thomas Ried, Betriebsratsvorsitzender der BMW-Niederlassung Leipzig. „Wir setzen heute ein Zeichen in die Republik, dass das was die Arbeitgeber bisher vorgelegt haben, ein absoluter Witz ist.“

Kfz-Tarifrunde: Warnstreik-Demo in Leipzig

In Bayern haben sich an der zentralen Warnstreik-Kundgebung in Augsburg am Mittwoch rund 300 Beschäftigte der Niederlassungen von Mercedes Benz, MAN Truck & Bus, Daimler Truck und Schwaba beteiligt. Im Münchener Mahag-Volkswagenzentrum an der Landsberger Straße sind heute 200 Beschäftigte in den Warnstreik getreten.

Auch in anderen Bundesländern gab es zahlreiche Aktionen. Ein Schwerpunkt lag in NRW. Im Raum Köln und Leverkusen etwa waren drei Tage hintereinander zahlreiche Kfz-Betriebe im Warnstreik, unter anderem die Logistikzentren von BMW und Mercedes, sowie die LKW-Niederlassungen von Daimler Truck, Iveco, MAN und Scania in Frechen mit einem gemeinsamen Demozug durch die Stadt. In Köln-Porz kamen am Donnerstag 600 Beschäftigte von BMW, Mercedes, CAT und Löhr zu einer gemeinsamen Warnstreik-Kundgebung zusammen.
 

Arbeitgeber müssen sich bewegen – sonst „Turbogang“

In der letzten Woche lag ein Schwerpunkt der Warnstreiks in Niedersachsen. In Hannover gingen am Mittwoch und Donnerstag fast 900 Beschäftigte auf die Straße, um für ihre Forderungen zu demonstrieren.

„Tolle Mobilisierung, tolle Organisation“, meint Markus Magnussen, Betriebsratsvorsitzender bei VW Automobile in Lehrte und ebenfalls Mitglied der Verhandlungskommission. „Die Arbeitgeber müssen jetzt verstanden haben, dass wir es ernst meinen.“ Aus seiner Sicht müssten auch die Arbeitgeber ein Interesse an einer ordentlichen Tariferhöhung haben. „Bei uns wandern schon vermehrt Leute ab. Wir haben mit dem VW-Werk in Hannover ja auch starke Konkurrenz um Fachkräfte. Wir bilden sie aus – und dann gehen sie in die Industrie. Deshalb müssen wir schon um einige Euro näher rankommen an die Metall- und Elektroindustrie.“

Auch in und um Braunschweig traten am Mittwoch und Donnerstag über 600 Beschäftigte bei MAN, Scania, Iveco und Rosier in den Warnstreik und gingen gemeinsam auf die Straße. „Wir erwarten endlich ein verhandlungsfähiges Angebot, betonte Alwin Boekhoff, beim IG Metall Vorstand zuständig für Tarifpolitik im Handwerk. „Wenn nicht, werden wir den Turbogang einschalten und den Druck mit bundesweiten Warnstreiks deutlich erhöhen.“

Auch zur Verhandlung am Freitag in Leinfelden bei Stuttgart ist wieder eine große Warnstreikdemo mit Beschäftigten aus mehreren Autohäusern geplant.

Deutliches Plus gefordert

Die IG Metall fordert für ihre Mitglieder im Kfz-Handwerk und Kfz-Gewerbe 8,5 Prozent höhere Entgelte, ein deutliches Plus für Auszubildende sowie eine soziale Komponente in Form einer Inflationsausgleichsprämie für 12 Monate. Das erste Angebot der Arbeitgeber in einzelnen Bezirken sieht neben Nullmonaten bei einer Laufzeit von 24 Monaten lediglich Entgelterhöhungen von 3 Prozent pro Jahr vor. Zusätzliche Zahlungen lehnen die Arbeitgeber ab. Das ist kein Angebot, über das man ernsthaft reden kann.

„Die Beschäftigten sind doppelt belastet durch anhaltenden Preisdruck an den Kassen und die Arbeitsbedingungen“, entgegnet Ralf Kutzner. „Gleichzeitig sehen sie täglich an den Aufträgen, wie gut es ihrer Branche geht“. Einer IG Metall-Umfrage zufolge sind 67 Prozent der Beschäftigten bereit zu einer Kündigung, macht Kutzner klar. „Das Handwerk hat jetzt die Chance, mit einem guten neuen Tarifvertrag Fachkräfte zu halten und Nachwuchs zu gewinnen.“

Wir wollen noch stärker werden
Einen Gang hochschalten!

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