Landesarbeitsgericht zu Nachtschichtzuschlägen
Mehr Geld und freie Tage für die Nachtschicht bei Daimler in Bremen

Daimler in Bremen muss einem Nachtschicht-Beschäftigten höhere Zuschläge zahlen - inklusive 22 000 Euro Nachzahlung. Das hat der Beschäftigte mit Hilfe der IG Metall vor Gericht erstritten. Von dem Urteil profitieren dank einer Vereinbarung der IG Metall mit Daimler 2000 Schichtarbeiter in Bremen.

23. Mai 201923. 5. 2019


Er bekommt ab sofort nicht mehr 15 sondern 25 Prozent Nachtschichtzuschlag – rückwirkend für die letzten zwei Jahre. Macht 22 000 Euro Nachzahlung. Das hat ein Schicht-Beschäftigter von Daimler in Bremen mit Hilfe der IG Metall vor Gericht erstritten. Er sah es als ungerecht an, dass er als regelmäßiger Nachtarbeiter nur 15 Prozent Nachtzuschlag erhält, während ein Beschäftigter, der nur unregelmäßig nachts arbeitet, 50 Prozent Zuschlag erhält.

Das Landesarbeitsgericht Bremen gab ihm Recht. Die Richter sahen in der unterschiedlichen Bezahlung einen Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz.


2000 Schichtarbeiter profitieren von Urteil und Vereinbarung

Von dem Urteil profitieren nun alle Beschäftigten in Wechsel- und Dauerschicht bei Daimler in Bremen. Ab sofort gibt es für jede Nachtschicht – ob regelmäßig oder unregelmäßig – 25 Prozent Zuschlag. Das hat die IG Metall Bremen mit Daimler vereinbart. Das bedeutet zwar auch, dass Beschäftigte, die unregelmäßig Nachtarbeit leisten, weniger Zulagen bekommen. Allerdings ist das bei Daimler in Bremen die Ausnahme. Die große Mehrheit - 2000 Beschäftigte in regelmäßiger Nachtarbeit – hat mehr Geld, auch rückwirkend.


11 zusätzliche freie Tage im Jahr für die Dauernachtschicht

Außerdem hat die IG Metall vereinbart, dass die regelmäßigen Nacharbeiter zusätzliche freie Tage zur Entlastung bekommen: zwei Tage im Jahr für die Wechselschicht und elf Tage im Jahr für die Dauernachtschicht. Um die freien Tage abzudecken, richtet das Unternehmen einen zusätzlichen Personalpool ein.

„Damit geht die IG Metall den Weg zur Entlastung der Kolleginnen und Kollegen konsequent weiter“, erklärt Volker Stahmann, Geschäftsführer der IG Metall Bremen. „Mit der Neuregelung werden die jahrzehntealten Tarifregelungen im Werk Bremen dem heutigen Standard arbeitsmedizinischer Erkenntnisse angepasst."


Gericht erklärt zu große Ungleichbehandlung bei Zuschlägen für unwirksam

Die ungleiche Bezahlung von regelmäßiger und unregelmäßiger Nachtarbeit bei Daimler Bremen beruhte auf einer jahrzehntealten Regelung im Manteltarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie im Tarifgebiet Unterweser: 15 Prozent für regelmäßige, 50 Prozent für unregelmäßige Nachtarbeit. Diese Tarifregelung haben die Richter nun für unzulässig erklärt.

Unterweser ist nicht das einzige betroffene Tarifgebiet. In einigen anderen Tarifgebieten gelten ähnliche Regelungen, die die IG Metall nun auf Basis des Urteils überprüft.

In den meisten Tarifgebieten gibt es die Ungleichbehandlung bei Nachtschichtzuschlägen hingegen nicht.


Jetzt auch Gespräche über Flächentarife

Die IG Metall wollte die Ungleichbehandlung schon seit langem beenden. Auch in der letzten Metall-Tarifrunde Anfang 2018 hatte die IG Metall Küste die Angleichung der Nachtschichtzuschläge gefordert. Doch der Arbeitgeberverband Nordmetall hat sich bislang immer geweigert.

Nach dem Urteil jedoch zeigt sich Nordmetall in einer gemeinsamen Presseerklärung mit der IG Metall nun kompromissbereit. „Nordmetall wird nun mit den anderen Unternehmen im Tarifgebiet Unterweser, die Nachtarbeit leisten, prüfen, ob die Parameter der Daimler-Vereinbarung auch zu ihren Anforderungen passen oder ob Modifizierungen nötig sind“, erklärt Peter Schlaffke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer von Nordmetall.

Die IG Metall begrüßt die neue Situation nach dem Gerichtsurteil. „Die Regelung für die Beschäftigten im Mercedes-Benz-Werk in Bremen ist eine gute Grundlage, um jetzt von Nordmetall die Anpassungen in den Flächentarifverträgen zu fordern. Diese sind nach dem Gerichtsurteil notwendig geworden“, meint Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. Er hebt jedoch auch die zusätzliche Vereinbarung bei Daimler hervor: „Durch die zusätzlichen freien Tage bekommen die Beschäftigten in Schicht- und Nachtarbeit für die Gesundheit wichtige Entlastung."

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