Batterierecycling als Zukunftschance
Neue Jobs in der neuen Mobilitätswelt

Die Elektromobilität braucht Batterien und diese werden in einigen Jahren recycelt. Das bietet Chance für neue Arbeitsplätze. Die Weichen dafür müssen aber schon heute gestellt werden.

23. Januar 202023. 1. 2020


Die Auftragsbücher der Hersteller für Benzinpumpen, Dieselinjektoren und Zylinderkopfdichtungen leeren sich. Ihre Kunden, die Autokonzerne, setzen zunehmend auf Elektromobilität. Nur so können sie die Klimaschutzvorgaben der EU erfüllen und empfindliche Strafzahlungen vermeiden. Unterm Strich heißt das: Sukzessive werden weniger Verbrennerkomponenten gebaut und deswegen in der Produktion Arbeitsplätze abgebaut.

Die Bauteile der elektrischen Antriebsstränge werden hingegen verstärkt nachgefragt und neue Arbeitsplätze entstehen. Das geschieht aber nur hierzulande, wenn die Bauteile für die Mobilität der Zukunft in heimischen Werken gefertigt werden. Während in der Öffentlichkeit bereits Einigkeit darüber besteht, dass Batteriezellenfertigung zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen geben muss, fällt nur selten das Wort „Batteriezellenrecycling“. Dabei ist sie das logische Weiterdenken der Elektromobilität und eine zusätzliche Chance Wertschöpfung und Beschäftigung im eigenen Land aufzubauen und so den Strukturwandel positiv zu gestalten.

Die Batteriezellenfertigung wird durch den voranschreitenden Umstieg auf die Elektromobilität ein riesen Geschäft. Das sieht auch die Bundesregierung. Sie möchte für Deutschland ein Stück vom Kuchen abhaben, den bislang insbesondere asiatische Hersteller unter sich aufteilen. Das soll sich ändern. Um wettbewerbsfähig zu werden macht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier über eine Milliarde Euro locker. Mehr als 30 Unternehmen werden Fördergelder bekommen, das ist mittlerweile klar. Denn auch die EU-Wettbewerbshüter gaben im Dezember vergangenen Jahres grünes Licht für das Vorhaben.


Qualifizierung ist der Schlüssel zu neuen Jobs

Die EU sieht es ebenfalls als notwendig an, diesen Industriezweig aufzubauen. Sie rechnet mit 250 Milliarden Euro Umsatz im Batteriemarkt pro Jahr und vier bis fünf Millionen Jobs ab 2025. Allein die Deckung des Bedarfs innerhalb der EU benötigt nach ihrer Abschätzung mindestens zehn bis 20 Großfabriken in der Batteriezellproduktion. Für die Umsetzung hat die EU einen strategischen Handlungsplan herausgegeben und stellt ebenfalls umfangreiche Fördermittel zur Verfügung.

Es stecken also große Erwartungen in der Batteriezellenproduktion. Aber nicht nur in der Produktion liegt Potenzial. Denn klar ist: Irgendwann gibt jede Batterie den Geist auf. Dann gilt es diese zu recyceln. Ein Arbeitsschritt, der unbedingt auch in Deutschland aufgebaut werden sollte. Denn zum einen führt das Recycling aus der Rohstoffabhängigkeit der deutschen Hersteller. Die Nachfrage nach Lithium und Kobalt, die in der Batterie stecken, wird auf dem Weltmarkt weiter steigen. Einen eigenen Zugang zu diesen Ressourcen durch das Recycling zu bekommen, macht die heimische Produktion unabhängiger und weniger verwundbar für Preisschwankungen.

Zum anderen bietet das Recycling natürlich ebenfalls ein interessantes Geschäftsfeld für Betriebe und kann für hoch qualifizierte Fachkräfte, insbesondere aus den Metall- und Energiebereichen, zukunftsfähige Beschäftigungsperspektiven bieten. Das stellt eine aktuelle Studie der Otto Brenner Stiftung fest. Die Forscher, die die Marktpotenziale unter die Lupe genommen haben, betonen aber, dass es intensive Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen brauche, um die hohen und sich stetig ändernden Anforderungen der Branche zu erfüllen.


Batterierecycling kann Regionen neue Perspektive bieten

Und wann wird das Recycling dann richtig zum Laufen kommen? Grundsätzlich verhält es sich so: Ist die Batterie im Auto nicht mehr zu gebrauchen, wird sie nicht direkt auf die Halde geschmissen. Ab einem Kapazitätswert von nur noch 80 Prozent endet ihr „first-life“ und der Batterie wird in der Regel ein „second-life“ zuteil. Dazu wird sie in ihre modularen Einheiten zerlegt, der Alterungszustand detektiert, anschließend die Module nach ihrer Güte klassifiziert und ihr Weiterverwendungswert bestimmt. Dann werden die Batteriemodule mit ähnlichen Zellparametern zu neuen Batteriespeichern zusammengesetzt. Diese können zum Beispiel dazu dienen, Strom aus erneuerbaren Energien zu speichern und dann wieder auszugeben, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Unternehmen wie Bosch oder BMW sind hier aktiv.

Nochmal gut zehn Jahre kann die Batterie im „second-life“ ihre Dienste tun. Setzt man das „first-life“, also ihre Einsatzzeit im Auto, mit zehn bis 15 Jahren an, kann man sich leicht ausrechnen, wann die Batterien wieder zurückkommen und wann nach dem Hochfahren der Elektromobilität das Recyclinggeschäft richtig Fahrt aufnehmen wird. Klar ist aber auch, dass heute bereits entsprechend die Weichen gestellt werden müssen – zum Beispiel in der Förderung von Forschung und Entwicklung.

In Deutschland könnte das Batterierecycling zusätzlich eine ganz besondere Aufgabe übernehmen: Regionen, denen die Mobilitätswende wie die Energiewende die wirtschaftliche Grundlage entzieht, könnten durch den „neuen“ Industriezweig eine positive Zukunft geboten werden. Besonders hart getroffen von dem Kohleausstieg wird die Lausitz. In der Region sehen die Forscher der Otto Brenner Stiftung aber sehr gute Voraussetzungen, um entsprechende Recyclingstätten anzusiedeln. Denn als traditionelle Energieregion verfügt die Lausitz beispielsweise schon über die in der energieintensiven Batterietechnologie erforderlichen gut ausgebauten Netzinfrastrukturen. Für eine Region wie die Lausitz kann das Batterierecycling eine Zukunftstechnologie und -perspektive sein, so das Ergebnis der Studie der Otto Brenner Stiftung (PDF).

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