Forderung von IndustriAll Global-Präsident Hofmann
„Keine Profite ohne Verantwortung“

In Ländern wie Bangladesch und Pakistan sind schon viele Textilarbeiter wegen Schlamperei in maroden Fabriken gestorben. Der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann fordert, international produzierende Unternehmen zur Einhaltung von Menschenrechten gesetzlich zu verpflichten.

10. Dezember 201810. 12. 2018


Derzeit sind zwei Gerichtsverfahren anhängig, die die Gefahren von Beschäftigten im Ausland besonders verdeutlichen. Angehörige von Opfern klagen gegen den Textildiscounter Kik auf Schadensersatz, der in Pakistan produzieren lässt. Vor sechs Jahren verbrannten dort in der Fabrik Ali Enterprises über 250 Menschen. Das Verfahren wird in Dortmund verhandelt.

In Bangladesch wiederum geht es um die Frage, ob ein Brandschutzabkommen weiter gilt, das vor fünf Jahren geschlossen wurde, nachdem 1100 Menschen in der Katastrophe von Rana Plaza umkamen. Die Regierung in Dhaka will Kontrollen in den Fabriken des Landes selbst durchführen. Bisher haben das unabhängige ausländische Experten gemacht. Durch eine Aufkündigung des Abkommens würden erreichte Fortschritte des sogenannten Bangladesch Accord wieder zunichte gemacht. Katastrophen wie Rana Plaza können jederzeit wieder auftreten, warnen Fachleute.


Brandschutzstandard in Gefahr

In beiden Gerichtsverfahren geht es um die grundsätzliche Frage, ob Unternehmen, die international produzieren lassen, für die Arbeitsbedingungen bei Lieferanten mitverantwortlich sind. Eine Frage, die der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann eindeutig mit Ja beantwortet. „Natürlich müssen Unternehmen entlang ihrer Lieferketten elementare Regeln von Arbeitsschutz und Menschenrechten sicherstellen“, sagt Hofmann in seiner Eigenschaft als Präsident des Gewerkschaftsdachverbandes IndustriAll Global. Union. Denn noch immer werden Beschäftigte vor Ort von Vorgesetzten misshandelt, sie müssen viele Überstunden machen, sind Hitze ausgesetzt und arbeiten in Gebäude ohne ausreichende Fluchtwege und andere Sicherheitsmaßnahmen.

Hofmann betonte: „Es darf keine Profite ohne Verantwortung der Unternehmen geben“. Die Beispiel von Kik und anderen Textilfirmen zeigten, dass durch die Globalisierung Menschenrechte stärker unter Druck kommen. Global agierende Unternehmen und ihre Zulieferer verletzen weltweit Menschenrechte. „Unternehmen müssen Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden tragen, die sie verschuldet haben oder zu denen sie beitragen“, sagte Hofmann. Er fordert deshalb ein Gesetz zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht in ihren Auslandsgeschäften.


Sorgfaltspflicht bei Auslandsgeschäften

Auch die deutsche Regierung hat das Problem erkannt und fordert, mehr Engagement der Unternehmen für Menschenrechte verbindlich zu verankern. Offensichtlich ist die Regierung bereit, es nicht nur bei mahnenden Worten zu belassen, sondern dazu auch ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das zu Sanktionen und Haftung führt. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist ein solches Gesetz angekündigt, wenn Unternehmen ihre menschenrechtliche Verantwortung nicht freiwillig wahrnehmen. Eine Kampagne, die Kräfte aus Nichtsregierungsorganisationen und Gewerkschaften bündelt, will jetzt den nötigen politischen Druck für ein solches Gesetz aufbauen.

Während in Bangladesch das Brandschutzabkommen auf dem Spiel steht und möglicherweise aufgeweicht wird, gibt es in Pakistan starke Bestrebungen, ein solches Abkommen dort ins Leben zu rufen. Unterstützt wird das auch von Kik. Bei seinen 40 Zulieferern hat der Discounter Inspektionen auf elektrische Sicherheit, Brandschutz und Gebäudestatik durchführen lassen.

Internationales

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen