Für gleiche Bezahlung
So groß ist die Entgeltlücke

Frauen verdienen durchschnittlich deutlich weniger als Männer. Dazu kursieren allerdings immer wieder unterschiedliche Zahlen. Was stimmt?

17. März 202017. 3. 2020 |
Aktualisiert am 1. Oktober 20201. 10. 2020


Wie viel verdienen Frauen durchschnittlich immer noch weniger als Männer?

Frauen verdienten 2019 in Deutschland, unabhängig vom Beschäftigungsumfang und der Stellung im Beruf, durchschnittlich 17,72 Euro brutto je Stunde. Bei den Männern waren es 22,16 Euro nach den Daten des Statistischen Bundesamts. Daraus ergibt sich ein Verdienstunterschied, die sogenannte unbereinigte Entgeltlücke beziehungsweise der Gender Pay Gap, von 20 Prozent. Und das trotz all der jahrelangen Bemühungen um die Gleichstellung am Arbeitsmarkt.


Woran liegt das?

Die unbereinigte Entgeltlücke lässt sich zum Teil damit erklären, dass die Entgelte in Berufen mit einem hohen Frauenanteil oft geringer ausfallen als in traditionellen Männerdomänen wie den technischen Berufen. Hinzu kommt, dass Frauen seltener Führungspositionen innehaben. Ein wesentlicher Grund für den Gehaltsrückstand von Frauen ist auch die ungleiche Aufteilung der unbezahlten Sorgearbeit (Gender Care Gap), etwa bei der Kinderbetreuung, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in einem Report zum Stand der Gleichstellung (PDF) in Deutschland jüngst detailliert dokumentiert hat. Frauen weichen deshalb im Job oft auf Teilzeit aus, was langfristig mit deutlichen Einbußen bei den Stundenlöhnen verbunden ist.


Gibt es auch bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit eine Entgeltlücke?

Auch wenn Frauen den gleichen Beruf wählen und den gleichen Erfahrungsschatz gesammelt haben, hinkt ihr Gehalt dem der Männer oft deutlich hinterher. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung von über 57 000 Datensätzen des Portals Lohnspiegel.de, das vom WSI betreut wird.


Was bringen Tarifverträge?

Der beste Weg zu fairen Entgelten sind Tarifverträge. Sie geben eine klare und transparente Struktur vor. Tarifverträge unterscheiden nicht zwischen Männern und Frauen und gelten – von Führungskräften abgesehen – für alle Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben gleichermaßen. Durch Tarifverträge wird die Entgeltlücke insgesamt erheblich kleiner. Sie liegt dann durchschnittlich zehn Prozentpunkte unter der von Unternehmen, die keinen Tarifvertrag haben. Die IG Metall macht sich für eine gerechte Bezahlung und Eingruppierung von Frauen und Männern stark. Dafür brauchen wir auch mehr tarifgebundene Unternehmen.


Wann wird die Entgeltlücke besonders thematisiert?

An zwei Tagen im Jahr wird speziell auf die Entgeltlücke hingewiesen: am Equal Pay Day im März und am Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit im Oktober. Beide Tage markieren symbolisch den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts.

Am 20. Oktober ist der Tag der betrieblichen Entgeltgleichheit: Bei diesem Tag wird vom Jahresende zurück gerechnet, bis zu welchem Datum Frauen und Männer gleich „verdienen“. Ab dem 20. Oktober 2020 hat ein männlicher Beschäftigter im Durchschnitt bereits soviel Geld bekommen wie beschäftigte Frauen erst am Jahresende. Vergangenes Jahr war es vier Tage früher – 2018 lag die Entgeltlücke bei 21 Prozent.

Angenommen Männer und Frauen bekommen den gleichen Stundenlohn: Dann steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. Der nächste Equal Pay Day ist am 14. März 2021.

Gleichstellung und Integration - Faires Entgelt für Frauen
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