Insourcing bei BMW in Leipzig
BMW Leipzig holt 420 Werkverträgler rein

Immer mehr Fremdvergabe von Arbeit – das war jahrelang üblich, gerade bei BMW in Leipzig. Doch nun ist der Trend erstmals gestoppt: BMW holt 420 Beschäftigte der Dienstleister HQM und SAS rein. Betriebsräte und IG Metall gestalten das Insourcing mit.


420 Beschäftigte der BMW-Dienstleister HQM und SAS in Leipzig sind seit 1. Mai direkt bei BMW eingestellt. „Die Leute haben leuchtende Augen gehabt“, erzählt der BMW-Betriebsratsvorsitzende Jens Köhler. Viele von ihnen arbeiten schon seit Jahren für BMW und fühlten sich als Beschäftigte zweiter Klasse.

Der Betriebsrat arbeitet nun in den nächsten Monaten daran, dass die neuen BMW-Beschäftigten in die richtigen Tarifgruppen eingruppiert werden.

Bereits jetzt erhalten sie 180 bis 400 Euro im Monat mehr als bisher. Außerdem gibt es höhere Nachtzuschläge und mehr Urlaubsgeld. Das hat die IG Metall Leipzig in einem Übergangstarifvertrag geregelt.

Auch die 150 Leiharbeiter bei HQM und SAS profitieren: Sie sind nun als Leiharbeiter direkt bei BMW eingesetzt und erhalten den gleichen Grundlohn wie die BMWler.


Trend zur Ausgliederung erstmals gestoppt

Seit seiner Eröffnung vor 12 Jahren galt das BMW-Werk Leipzig als Modell für die umfangreiche Ausgliederung (Outsourcing) von Arbeit an Dienstleistungs-Firmen. Zeitweilig kam gut die Hälfte der Beschäftigten auf dem Werksgelände von Fremdfirmen. Dieser Trend ist nun gestoppt.

„Das ist ein Paradigmenwechsel bei den Autobauern“, meint Bernd Kruppa, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Leipzig. „Nach zwei Jahrzehnten Outsourcing und prekärer Beschäftigung läuft die Entwicklung nun in eine andere Richtung.“ Mit der Übernahme der HQM- und SAS-Beschäftigten arbeiten bei BMW direkt jetzt 5300 Beschäftigte und noch rund 2000 bei etwa 20 Fremdfirmen.

In den letzten Jahren hatte die IG Metall Leipzig bereits bei zahlreichen Fremdfirmen auf dem BMW-Gelände Tarifverträge und höhere Löhne durchgesetzt, gemeinsam mit den Beschäftigten – auch bei HQM und SAS.


Insourcing ist vor allem eine strategische Entscheidung

Beide Dienstleister waren seit Eröffnung des Werks vor 12 Jahren dabei. SAS lieferte unter anderem Armaturenbretter und Dachhimmel. HQM übernahm die Vorbereitung für die „Hochzeit“ – das Zusammenfügen von Antriebsstrang aus Motor, Getriebe und Fahrwerk mit der Karosserie. Beide Werkverträge sind Ende April ausgelaufen – und nicht wie bisher üblich möglichst billig neu ausgeschrieben worden.

Das Insourcing der Arbeit ist vor allem eine strategische Entscheidung von BMW. Das Unternehmen will die Komplexität reduzieren und das Qualitätsmanagement wieder in der eigenen Hand haben. Dazu kommt, dass die Fachkräfte im Raum Leipzig knapp geworden sind.

„Die Autobauer wollen Fachkräfte binden“, erklärt Kruppa. „Die Zeiten, in denen in Ostdeutschland scheinbar unbegrenzt Facharbeiterinnen und Facharbeiter zur Verfügung standen, sind vorbei.“

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