Zukunft unserer Industrie
Einigung bei Ford Köln: Abbau über Abfindungen – Sicherheit bis 2032

Die Konzernspitze in den USA hat zugestimmt: 2900 Arbeitsplätze sollen bei Ford in Köln über hohe Abfindungen und Altersteilzeit abgebaut werden. Nach den Betriebsferien stimmen die IG Metall-Mitglieder im Betrieb darüber ab. Sie hatten mit Warnstreiks und einem 24-Stunden-Streik Druck gemacht.

9. Mai 20259. 5. 2025 |
Aktualisiert am 14. Juli 202514. 7. 2025


Nach intensiven und schwierigen Verhandlungen haben Gesamtbetriebsrat und IG Metall ein umfassendes Schutzpaket für alle Beschäftigten der Ford-Werke in Köln erzielt. Das Management der Ford Motor Company in den USA hat nun dem Verhandlungsergebnis zugestimmt. Zwar werden 2900 der 11.500 Arbeitsplätze abgebaut – jedoch freiwillig über hohe Abfindungen und Altersteilzeit. Für die übrigen Beschäftigten ist eine Absicherung bis Ende 2032 vereinbart.

Im November hatte Ford den erneuten Personalabbau angekündigt: fehlende Produktperspektiven, schwache Verkaufszahlen der Elektromodelle und eine unsichere Finanzlage. Zudem kündigte die US-Konzernmutter die „Patronatserklärung“ zur Finanzierung der Ford-Werke in Köln, was eine Insolvenz theoretisch möglich machte.

„Mit dem erzielten Gesamtpaket haben wir ein sicheres Netz für alle geschaffen. Zudem haben wir es geschafft, die Berufsausbildung und Übernahme langfristig bis 2032 zu sichern“, erklärt der Vorsitzende des Ford-Gesamtbetriebsrates Benjamin Gruschka. „Der Stellenabbau setzt vor allem auf freiwilliges Ausscheiden. Die Abfindungen sind großzügig und deutlich besser als üblich in der Automobilbranche. Für Bereiche, die an Investoren verkauft werden sollen, gelten klare Regeln: Es werden ausschließlich nachhaltige Konzepte mit Zukunft berücksichtigt.“

Auf drei Betriebsversammlungen wurde die Belegschaft am Freitag über die wichtigsten Inhalte aus dem Paket informiert.
 

Urabstimmung über Ergebnis nach den Betriebsferien

Die zukünftige Ausrichtung des Kölner Standortes bleibt weiter ungewiss, warnt die IG Metall. Die strategischen Überlegungen für Ford in Europa sind noch nicht abgeschlossen. „Vor diesem Hintergrund ist das nun vereinbarte Verhandlungsergebnis ein wertvolles Sicherheitsnetz für die gesamte Belegschaft“, erklärt die IG Metall Köln-Leverkusen. „Die Kolleginnen und Kollegen haben jetzt eine garantierte Planungssicherheit für unterschiedlichste Szenarien.

Über freiwilliges Ausscheiden zu guten Konditionen kann das Unternehmen zukünftig Restrukturierungen umsetzen. Die Möglichkeit über Altersteilzeitprogramme aus dem Unternehmen auszuscheiden wurde erweitert, erläutert Frank Koch, IG Metall-Vertrauenskörperleiter bei der Ford Customer Service Division (FCSD). „Zudem wurde vereinbart, dass vom Abbau betroffene Beschäftigte ihren Arbeitsplatz mit ausscheidewilligen Beschäftigten aus anderen Bereichen tauschen können.“

Die Fortführung der Berufsausbildung inklusive der Übernahmebedingungen wurde bis Ende 2032 gesichert. Eine vorrausschauende Gefährdungsbeurteilung im weiteren Prozess stellt sicher, dass auch die Gesundheit der verbleibenden Beschäftigten nicht gefährdet wird.

„Ob wir die Erwartungen der Belegschaft mit dem Verhandlungsergebnis erfüllen konnten, lässt sich momentan noch nicht abschätzen“, sagt David Lüdtke, IG Metall-Vertrauenskörperleiter der Ford-Werke Niehl-Merkenich. „Das Wichtigste ist aber, wir haben jetzt ein echtes Sicherheitsnetz, das den Beschäftigten die existenziellen Ängste nimmt.“

Am Montag beraten die IG Metall-Vertrauensleute bei Ford in Köln über das Verhandlungsergebnis. Die erste Einschätzung der betrieblichen Tarifkommission ist jedoch positiv.

„Ein wenig Freude über den vereinbarten Mitgliederbonus gibt es in der Tarifkommission natürlich auch“, ergänzt Kerstin D. Klein, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen. „Das verhandelte Gesamtpaket ist so komplex, dass wir nun einige Wochen brauchen werden, um es im Betrieb verständlich zu erklären. Wir werden die IG Metall-Mitglieder über das Verhandlungsergebnis deshalb erst nach den Betriebsferien in einer zweiten Urabstimmung über die Annahme entscheiden lassen.“


Warnstreiks und 24-Stunden-Streik erhöhten den Druck

Seit dem 27. März liefen die Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag. Mit Warnstreiks und einem 24-Stunden-Streik im April machten die 11.500 Beschäftigten Druck auf das Management. Mit 93,5 Prozent Ja-Stimmen hatten die IG Metall-Mitglieder bei Ford in Köln in einer  Urabstimmung für einen Arbeitskampf gestimmt.

Aktuelle Nachrichten, Hintergründe, Fotos und Videos: wir-bleiben-ford.de

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen