Aktiv in Betrieb und Gesellschaft
Zusammenhalt und Solidarität bei erster migrationspolitischer Betriebsräte-Tagung

Historischer Moment in stürmischen Zeiten: In Berlin hat die erste migrationspolitische Betriebsrätekonferenz der IG Metall stattgefunden. Die Themen: Von Fachkräftemangel bis Gleichstellung. Die Botschaft: Klare Kante für Zusammenhalt und Solidarität.

5. Juni 20255. 6. 2025


Die IG Metall ist eine Einwanderungsgewerkschaft. Mehr als eine halbe Millionen Mitglieder haben eine Migrationsgeschichte. Viele von ihnen engagieren sich als Vertrauensleute oder in Betriebsräten. Damit machen sie die IG Metall stärker. Und das seit Jahrzehnten.

Wie es bei ihnen ankommt, wenn Migration fast nur noch als „Problem“ diskutiert wird, war auf der 1. Migrationspolitischen Betriebsrätetagung zu spüren. Die Tagung war die erste ihrer Art innerhalb der IG Metall und fand Anfang Mai in Berlin statt.

Viele der teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen empfinden die aktuelle Migrationsdebatte als Angriff auf sich selbst, auf ihre Lebensleistung und die ihrer Eltern oder Großeltern.

Die Botschaft der Tagung war deshalb klar: Die IG Metall hat ein anderes Bild von Migration als das, das derzeit oft vorherrscht. Als Gewerkschaftsmitglieder stehen wir zusammen – gegen Spaltung, Hass und pauschale Verurteilung.


Solidarität statt Spaltung

Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, sagte dazu in ihrer Rede: „Als Metallerinnen und Metaller sind wir Vorkämpferinnen und Vorkämpfer für eine offene Gesellschaft, ohne Rassismus und Ausgrenzung.“

Der Kern gewerkschaftlicher Solidarität laute: Einer für alle, alle für einen – ungeachtet der Herkunft, des Glaubens, des Geschlechts oder des Alters. „Das ist Realität: jeden Tag in den Betrieben, in unseren Tarifbewegungen und in unserem Kampf für eine gerechtere Welt.“

Die Erste Vorsitzende verwies auf einen gemeinsamen Appell, den der DGB mit fast 300 weiteren Organisationen an die neue Bundesregierung gerichtet hat. Der Appell fordert eine verantwortungsvolle Migrationspolitik und eine Politik des Zusammenhalts.


Ein anderer Blick auf Migration

Weiteres Thema bei der Betriebsrätetagung: das Thema Fachkräftegewinnung. Für die deutsche Wirtschaft ein zentrales Zukunftsthema: In vielen Branchen herrscht bereits heute Personalmangel. In den kommenden Jahren wird sich Problem verschärfen, weil die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.

Migration kann Teil der Lösung sein. Doch Fachkräfte aus dem Ausland fallen nicht vom Himmel. Sie müssen gewonnen werden. Dazu gibt es seit März ein 10-Punkte-Papier des Bundesmigrationsausschusses der IG Metall. Das Papier spiegelt das Erfahrungswissen von Metallerinnen und Metallern, die selbst eine Migrationsgeschichte haben. Es dient als Debattenbeitrag zur Diskussion innerhalb der IG Metall und darüber hinaus.


Geschichten aus dem Leben

Auf der Berliner Tagung wurde außerdem eine neue Wanderausstellung präsentiert. Sie zeigt die Lebensgeschichten von Metallerinnen und Metallern mit Migrationshintergrund. Es sind Geschichten des Aufbaus und der Emanzipation. So wie die von Lorenzo Annese: Er kam als junger Mann aus Italien nach Wolfsburg kam, trat in die IG Metall ein und wurde bei Volkswagen erster nicht-deutscher Betriebsrat der gesamten Bundesrepublik (► metall – Dein Magazin, S. 28/29). Oder so wie Irina Vavitsa, ehemalige Betriebsrätin beim Autozulieferer Hella, die dort in den 1970er-Jahren an legendären Streiks teilnahm (metall – Dein Magazin, S. 8/9).

Die Ausstellung kann über IG Metall-Geschäftsstellen bestellt werden.

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